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Albumbesprechung National Health - National Health

Interpret: National Health

Titel: National Health

Erscheinungsjahr: 1978

Genre: Canterbury, Prog, Jazz-Fusion

Bewertung: 7 von 10  (7/10)

 

Rezension/Review

National Health ist der Titel des Debütalbums der gleichnamigen Band National Health. Erschienen ist das Album 1977, eingespielt wurde es in der Besetzung Phil Miller (Gitarre), Dave Stewart (Piano, Orgel, Clavinet), Pip Pyle (Schlagzeug, Percussion) und Neil Murray (Bass). Musikalische Gäste waren Alan Gowen (Piano, Moog), Jimmy Hastings (Flöte, Klarinette), John Mitchell (Percussion) sowie Amanda Parsons (Gesang auf Track 1, 2, 4 und 5).

Nach meinem Kenntnisstand war das Album kommerziell kein Erfolg. Bezogen auf die damals eher von Punk und New Wave beherrschte Zeit war das nicht überraschend, bezogen auf die erlesene Besetzung schon. Aus dem Grund genießt die Band im Bereich Progressive bzw. Canterbury einen sehr guten Ruf und dieses Debütalbum zählt man in Progzirkeln zu den wichtigen Alben des "jüngeren" Canterbury.

Ein kurzer Blick auf die Bandhistorie macht klar, warum das so ist. Keyboarder Stewart war bei Hatfield And The North und half nach dem Ende der Band bei den Kollegen von Gilgamesh aus. Daraus entstand scheinbar die Idee für ein gemeinsames Projekt mit Gilgamesh Keyboarder Gowen. Gilgamesh wurde auf Eis gelegt, Stewart und Ex-Hatfield Kollege Phil Miller bildeten mit den Gilgamesh Musikern Gowen, Phil Lee und Mont Campbell sowie Ex Yes Drummer Bill Bruford die neue Band National Health. Irgendwie kam das Projekt aber nicht so recht in Schwung. Bruford warf schnell wieder hin, für ihn kam Ex Hatfield Drummer Pip Pyle. Bassist Mont Campbell verließ die Band ebenfalls, für ihn kam Neil Murray (der früher auch bei Gilgamesh aktiv war). Zudem wandte sich Gowen wieder einer Reaktivierung von Gilgamesh zu.

Am Ende war es so, dass National Health mit drei ehemaligen Hatfield Musikern (Dave Stewart, Phil Miller und Pip Pyle) und einem Musiker aus dem frühen Gilgamesh Umfeld (Bassist Neil Murray) agierte. Gowen wirkte, wie erwähnt, als Gastmusiker mit. Nicht das, was Stewart wollte. Er hätte gerne mit Gowen zusammen ein Album eingespielt, auf dem jedem von ihnen ein Stereokanal reserviert gewesen wäre. Auf Brujo kann man hören, wie er sich das dachte. Am Ende war dieses Debüt also eine Art Kompromiss und im Grund eher eine Fortsetzung der alten Hatfield.

So oder so hielt sich die Band an klassische Konzepte des Prog bzw. Canterbury. Die Songs waren lang, komplex und mit Zutaten aus klassischem Prog und Jazz Fusion. Tenemos Roads ist zu Beginn der längste Albumtitel, musikalisch gibt es eine gute Portion Canterbury mit einer Prise Genesis und dem vieldiskutierten Gesang von Amanda Parsons. Für viele Fans war der Gesang sehr störend. Fairerweise muss man jedoch sagen, dass Parsons nicht schlecht singt und der Gesang über das gesamte Album nie vordergründig angelegt ist.

Brujo ist ein Song von Gowen, er und Dave Stewart teilen sich die Tastenarbeit links und rechts im Stereobild. Der Track an sich ist verspielter und wirkt für meinen Geschmack zu Anfang etwas richtungslos. Im weiteren Verlauf legt die Band zu, in den schnelleren Passagen erinnert mich das stellenweise an Brand X.

Borogroves (Excerpt From Part Two) ist zunächst keyboardlastig, in der zweiten Songhälfte gibt es mehr Bewegung und vor allem ein klares Lebenszeichen des Gitarristen. Part One erfährt eine weitere Steigerung. Für meinen Geschmack das Highlight des Albums, ein toller Song mit klassischen Zitaten von Camel über Genesis bis Gentle Giant.

Elephants beschließt das Album als Zusammenarbeit von Gowen und Stewart. Zu Beginn zunächst einmal Elephant Talk a la National Health, der Song an sich ist komplex bis experimentell gestaltet. Interessant und vielfältig, etwas Prog, Jazz-Fusion und Avantgarde.

Fazit National Health benötigten viel Zeit für ihren ersten Output und fielen nicht zuletzt daher durchs Raster. Ein, zwei Jahre zuvor wäre das Album vielleicht besser gelaufen, so verlor es sich in der vom Punk bestimmten Phase in den Weiten des Musikuniversums. Proggies werden Band und das Album dennoch kennen und mutmaßlich hoch schätzen. Über die Fachkreise hinaus dürfte das Debüt der Band aber kaum mehr sein als ein Hidden Gem. Also: wer sich für Prog interessiert, sollte National Health kennen. Dieses Album ist ein guter Einstieg, aus meiner Sicht noch besser ist aber das zweite Bandalbum Of Queues and Cures.

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Trackliste
  1. Tenemos Roads (Dave Stewart) 14:43
  2. BrujoAlan (Gowen) 10:19
  3. Borogoves - Excerpt from Part Two (Stewart) 4:16
  4. Borogoves Part One (Stewart) 6:37
  5. Elephants (Gowen, Stewart) 14:37

Rezensent: MP