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Albumbesprechung The Groundhogs - Thank Christ For The Bomb

Interpret: The Groundhogs

Titel: Thank Christ For The Bomb

Erscheinungsjahr: 1970

Genre: Rock

Bewertung: 8 von 10  (8/10)

 

Rezension/Review

Thank Christ For The Bomb ist der Titel eines Groundhogs Albums, welches im Mai 1970 veröffentlicht wurde. Eingespielt wurde das Album in der Trio-Besetzung Tony McPhee (Gesang, Gitarre), Pete Cruickshank (Bass) und Ken Pustelnik (Schlagzeug).

Nachdem sie mit dem Vorgängeralbum Blues Obituary einen Nachruf auf den Blues verfassten, kamen die Groundhogs in der neuen Welt an, abseits des klassischen Blues-Rock in einer Art Power Rock. Produziert vom bekannten Martin Birch begann dieses neue Kapitel vielversprechend. Das Album erreichte sozusagen aus dem Stand die Top30 im UK, schaffte es mehrfach in die Charts und erreichte als beste Platzierung Rang 9. Dieser Erfolg hatte vielleicht auch noch einen anderen Vater, den damals bekannten Radio DJ John Peel. Der spielte die Band häufig und trug so zu ihrer Bekanntheit bei. Thank Christ For The Bomb markierte damit den Anfang einer relativ kurzen kommerziell erfolgreichen Phase der Band, die bis 1974 dauerte.

Die Band bzw. McPhee ging auf dem Album noch weiter und legte eine Art Konzeptalbum vor. Initiator soll der damalige Bandmanager gewesen sein. Er war der Meinung, dass man die musikalische Neuausrichtung am besten gleich mit einer Art Konzept beginnen sollte. Ein zentrales Thema in der vom 'kalten Krieg' beherrschten Zeit war der Krieg an sich, McPhee dazu

I hate the glorification of war …

Für McPhee sollte das Konzept noch mehr beinhalten - das Thema Isolation in einer Welt, die zugleich immer unmenschlicher wird. Sozusagen eine 'Alienation', in der das Individuum still und einsam im Kämmerchen lebt und die Gemeinschaft stirbt, weil sie individuelle Unterschiede nicht mehr erkennen kann bzw. nicht akzeptieren will und kann. Am Ende können Nationen nicht mehr miteinander kommunizieren und sich nicht verstehen und die Folge ist unausweichlich der Krieg.

Soweit zum Konzept des Albums, nun zur Musik

Die Songs

Strange Town... Alienness of a Community weist den Weg in eine neue Bandära. Der prächtige Drumgroove schiebt das leicht atonal wirkendes Mainlick an. Das hat nur noch bedingt mit dem klassischen Blues-Rock zu tun, es klingt wie eher wie eine Weiterentwicklung von Hendrix.

Darkness Is No Friend... Alienness of a Small Room erinnert zunächst etwas mehr an den Blues, alleine wegen des zugrunde liegenden Shuffle-Rhythmus. Allerdings schaffen es die Groundhogs auch hier, sich deutlich abzusetzen. Und damit ist das gesamte Trio gemeint. Ein extrem lässiger und zugleich abwechslungsreicher Song.

Auf Soldier... Alienness of a Country schimmert hier für meinen Geschmack erneut die Verehrung McPhees für Hendrix durch. Ein interessanter Track, soweit mir bekannt ist, war es auch der Song, den Peel recht häufig in seinem Programm laufen ließ.

Thank Christ for the Bomb... Alienness... ist sozusagen der thematische Abschluss der ersten Seite, der zunächst mit Akustikgitarre und Gesang etwas vom Protestsong hat und sich dann in einem Break mit Bass und Marchingdrums in eine ganz andere Richtung entwickelt um sein Ende in der Zündüng der Bombe zu finden. Konzeptionell brillant gemacht.

Die damalige zweite Seite wird eröffnet mit Ship On The Ocean, scheinbar ein anderer Themenzyklus und musikalisch anders, mich erinnert das Material an die psychedelischen Cream. Garden wirkt im Anschluss zunächst wieder ungemein lässig, eine Stimmung, die immer wieder durch kurze psychedelische Ausbrüche konterkariert wird. Ähnliches gilt für Status People, erneut übrigens ein Beispiel für Pustleniks brillantes Drumming. Rich Man, Poor Man erinnert an Material der Beatphase im Stil etwa von The Who plus prächtigem Gitarrenarrangement.

Der gesamte Zyklus wird beendet mit dem Song Eccentric Man... The Story of a Man Who Lived in Chelsea All His Life; First in a Mansion Then on the Benches of the Embankment. Ein interessanter Track, der schon im Titel den gesamten Inhalt verrät. Musikalisch erlaubt sich die Band eine Art Formschluss - es ist nicht so, dass McPhee das Thema des ersten Songs wiederholt, aber er zitiert doch etwas davon.

Fazit Es gab in der Übergangsphase von Beat oder auch Blues-Rock zur 'neuen' Rockmusik viele Bands, die sich erst in dieser neuen Welt zurechtfinden mussten. Manchmal konnte es passieren, dass eine Band von einem Album zum anderen praktisch eine Neugeburt erlebte. Im Fall der Groundhogs würde ich davon sprechen wollen, dieses Album kann man kaum noch mit dem Vorgängeralbum vergleichen. McPhee schlägt musikalisch ein neues Kapitel auf, das Trio an sich wirkt musikalisch perfekt gereift. Dazu gibt es noch eine Art Konzeptalbum mit durchaus interessanter Story. Musikalisch ist das nicht ganz einfach zu beschreiben. Ich würde nicht von Prog-Rock sprechen, aber es nähert sich doch immer wieder einer Form des Art-Rock - den aber in einer Power Triobesetzung. Ein bemerkenswert gutes Album, sowohl mit prächtigen Einzelleistungen aber auch einer homogenen Teamleistung und gelungenen Songs. Ein Fall für meine Hidden-Gems Sektion.

Rezensent: MP

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Trackliste
  1. Strange Town... Alienness of a Community 4:16
  2. Darkness Is No Friend... Alienness of a Small Room 2:43
  3. Soldier... Alienness of a Country 4:51
  4. Thank Christ for the Bomb... Alienness... 7:15
  5. Ship on the Ocean 3:27
  6. Garden 5:19
  7. Status People 3:32
  8. Rich Man, Poor Man 3:25
  9. Eccentric Man... The Story of a Man Who Lived in Chelsea All His Life; First in a Mansion Then on the Benches of the Embankment 4:53

Bonus Versionen 2003 CD Reissue

  • Garden 3:35
  • Eccentric Man 5:01
  • Soldier 15:03