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Albumbesprechung The Groundhogs - Hogwash

Interpret: The Groundhogs

Titel: Hogwash

Erscheinungsjahr: 1972

Genre: Rock, Blues-Rock

Bewertung: 8 von 10  (8/10)

 

Rezension/Review

Hogwash ist der Titel des 1972 erschienenen Albums der britischen Band The Groundhogs.

Das Album wurde eingespielt in der Besetzung Tony McPhee (Gitarre, Mellotron, Hamonium, Gesang), Peter Cruickshank (Bass) und Clive Brooks (Schlagzeug). Damit hatte sich die Band verändert, Drummer Ken Pustelnik wurde durch Clive Brooks ersetzt. Soweit ich weiß, war bei dem Album Martin Birch nicht mehr als Toningenieur dabei – er wurde ersetzt durch Martin Rushent.

Es hatte sich also etwas getan, Hogwash war irgendwie anders und bildete den gefühlten Abschluss der frühen klassischen Phase der Band. Mc Phee hatte zunächst mit Scratching The Surface tatsächlich an der Oberfläche des Blues-Rock gekratzt, 1969 den Blues (mit dem Orbituary) zu Grabe getragen und ging danach in eine relativ experimentelle Phase über. In der Zeit von 1970 bis 1972 wurden die Groundhogs deswegen oft in Verbindung mit dem Progressive-Rock gebracht. Darüber kann man trefflich diskutieren. In vielen Prog-Zirkeln taucht die Band gar nicht erst auf, in anderen wird ihre Musik maximal als Prog-Related bezeichnet. Am Ende ist und war McPhee ein Gitarrist aus dem Bereich Blues bzw. Blues-Rock, der diesen Kurs einfach mit Experimenten anreicherte und damit vor allem in dieser Phase der frühen 70er auch progressivere Gefilde streifte.

Auf diesem Album nutzte er beispielsweise als einer der frühen bekannten Gitarristen einen Hagstrom Guitar Synth, eine Art Controller für einen ARP 2600. Eine damals aufwändige Technik ermöglichte die monophone Ansteuerung des ARP über die Gitarre. Dabei muss man bis heute beachten, dass mit diesen Geräten gerade spezifische Gitarrenspieltechniken schwer umsetzbar waren. Dazu taugt das Tracking kaum. Abgesehen von diesen Effekten und ihrem Einsatz huldigte McPhee auf diesem Album aber auch seinen Wurzeln, nicht nur wegen der Hommage an sein Vorbild John Lee Hooker.

Hogwash war in jedem Fall insofern interessant, weil McPhee auf Hogwash den Einsatz von Gitarrensynth und Mellotron intensivierte und zugleich seinen Wurzeln frönte. Vielleicht The Best Of Both Worlds? Viele Fans würden das wohl so sehen.

Die Songs

  • I Love You Miss Ogyny wird mit einem relativ typischen McPhee Riff eröffnet, welches bewusst mit leicht schrägen Elementen spielt. In der Folge gibt es einen guten härteren Rocksong mit subtilen psychedelischen Momenten und den typischen McPhee Wortspielereien. Der Titel deutet mehr oder deutlich darauf hin, dass McPhee zu der Zeit zumindest kein Frauenversteher war (Miss Ogyny = Misogyny = misogyn). Das mit der Prognähe bleibt musikalisch Ansichtssache, für meinen Geschmack hatte McPhee die Kombi aber zuvor selten besser hinbekommen.
  • Auch auf dem folgenden You Had A Lesson geht es praktisch übergangslos in eine gute Kombi aus lässigem Rocksong und manchen wuchtigen Mellotronpassagen. Eigentlich sollte das ganz nach dem Gusto des Proggie sein.
  • Kurz und knapp ist das Experiment Ringmaster, sozusagen ein klangliches Experiment aus Drums und Modulation. In der Kürze o.k., substanziell weniger der Rede wert.
  • 3744 James Road ist tatsächlich eine Art Story, welche McPhee wie ein Geschichtenerzähler zum Besten gibt. Es geht darin um die Erlebnisse während einer US Tour und der Unterbringung an dieser Adresse in Memphis. Einer der Songs, der Live von der Band häufig gespielt wurde und für mich ein weiteres gutes Beispiel für eine Art kunstvollen Blues-Rock.
  • Sad Hunter ist zunächst einmal eher ein zeitgemäßer Hard-Rock als ein Blues-Rock, der Progfaktor ist kaum wahrnehmbar. Dafür überzeugen die Groundhogs als tightes härteres Trio.
  • S’One Song (gesprochen Swan Song) überrascht, vor allem wenn man so ein Album in einer Art Rückschau betrachtet. Was McPhee hier komponierte und präsentierte hat eher eine Ähnlichkeit zum New Wave, irgendwie kommt mir der frühe Costello in den Sinn und gegen Ende geht es dann schon Richtung Garagen-Rock.
  • Der Earth Shanty bildet eine ganz andere Kulisse, mit Windgetöse und Mellotron wird eine ambientartige leicht bedrohliche Kulisse gebildet. Das sollte Progfreunde ansprechen, dem Nachlassen des Windes folgt ein Akustikgitarrenstück, in dem McPhee zuvor gespielte Themen aufnimmt. Mit der leicht verfremdeten Stimme klingt es wie ein Mix aus Cream, Led Zeppelin und Sabbath.
  • Das mit der Akustikgitarre wird in den abschließenden Mr. Hooker Sir John übernommen, einen eher ruralen Blues als Verneigung vor dem Bandmentor John Lee Hooker.

Fazit Hogwash ist für mich der perfekte Abschluss der so genannten experimentellen Phase der Groundhogs bzw. Tony McPhee. Das Album bietet alles, was man als Classic-Rockfan braucht. Das ist einmal gute zeitgemäße Rockmusik mit einer gewissen Härte und jeder Menge Überraschungen – sei es wegen der Mellotronsounds oder in Form einer Art Proto Punk oder einem Akustikblues. Ich würde da einfach abschließend den Melody Maker von damals zitieren

It is an extraordinarily good record that covers a wide expanse of ideas and sound Tony McPhee has really come to terms with both Mellotron and Synthesiser and knows how to use them to dynamic effect

Rezensent: MP

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Trackliste
  1. I Love Miss Ogyny 5:20
  2. You Had a Lesson 5:45
  3. The Ringmaster 1:25
  4. 3744 James Road 7:15
  5. Sad is the Hunter 5:15
  6. S'One Song 3:40
  7. Earth Shanty 6:50
  8. Mr Hooker, Sir John 3:34