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Funk, Funk Music

Was ist Funk?

George Clinton meinte dazu einmal: je mehr man über den Funk nachdenkt, umso schwerer ist es, sein Feel zu spüren. Da hatte er recht, der George.

Rein sprachlich hat sich funk und funky als Wort im Lexikon festgesetzt, die Bedeutungen sind aber sehr unterschiedlich und größtenteils eher negativ. Als Substantiv steht da "Schiss, Bammel oder Gestank", funky ist z. B. "irre, abgefahren, muffig". Ursprünglich hatte funky wohl eine sexuelle Konnotation und der Begriff wurde angeblich schon im Early-Jazz verwendet. Fans behaupten, der Funk haben nicht nur eine harmonische, rhythmische und konzeptuelle Seite. Da ist eine Philosophie, etwas soziologisches und eben die funky Attitüde. Diese wiederum macht es am Ende aus, sie reisst einen mit (oder nicht).

Mehr über den Funk kann man vielleicht erkennen, wenn man seine Entwicklung betrachtet. Daraus abgeleitet kann man sagen, dass der Funk in seiner klassischen Form Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre aus dem R&B und Soul entstand. Und das in einer Zeit, als schwarze Musiker über den Soul zu einem selbstbewussten Stil gefunden hatten.

Stilprägend sind vergleichsweise einfache musikalische Arrangements (oft über einen Vamp gespielt oder mit maximal zwei tragenden Riffs) mit knackigen Rhythmen. Soloinstrumente spielen praktisch keine Rolle, alles dient dem Rhythmus und trägt natürlich auch den Frontmann. Der gibt sich gerne, sagen wir mal, etwas exaltiert (wie James Brown) oder schrill (wie George Clinton). Der Bass und die Bassisten (etwa James Jamerson, Larry Graham, Bootsy Collins, Bernard Edwards usw) spielen eine vergleichsweise wichtige Rolle. Er schiebt den Groove u. a. mit der hier oft verwendeten Slap- und Popp-Technik vor mehr voran. Das Schlagzeug unterstützt den Bass mit eher sparsamem Spiel und stark betonten Hi-Hats. Der Gitarrist konzentriert sich, mehr oder weniger, nur auf grooviges Akkordspiel. Dazu kommen stellenweise Bläsersätze zum Einsatz, die aber in der Regel sparsam und unterstützend arrangiert werden.

Die Entwicklung des Funk

Wie erwähnt, kann man das Wesen des Funk am besten über die musikalische Entwicklung erkennen. Als frühe Einflüsse könnte man erste Bewegungen im New Orleans Jazz sehen. Fats Domino war auf seine Art funky, ebenso der später als Professor Longhair bekannt gewordene Henry R. Byrd. Im Allgemeinen wird die Entstehung des klassischen Funk aber auf den Soul der 1960er zurückgeführt. Da gab es die Funk Brothers, welche als Studiomusiker den Sound des Motown ab 1959 prägten. Als der Begründer des Funk wird aber in der Regel James Brown, der Godfather des Soul, bezeichnet. Er fand über den R&B und Soul zu diesem speziellen Stil, der mit Papa's Got A Brand New Bag einen der ersten Funksongs hervorbrachte.

Den Funk bekannt machten in der Folge Bands wie George Clinton mit Funkadelic und Parliament, Sly And The Family Stone mit dem fabelhaften Bassisten Larry Graham, The Meters, Dr. John, War, die Ohio Players, die Neville Brothers aber auch europäische Bands wie die Average White Band oder Gonzalez.

Ab den 1980ern verlor der klassische Funk zwar an Boden, der Stil an sich wurde jedoch von Musikern aus unterschiedlichsten Genres aufgesogen. Nachfolgend ein kurzer Überblick über verschiedene Stilistiken des Funk in der geschichtlichen Entwicklung

Stilistiken des Funk (Auswahl)

  • Classic Funk: im Grund der pure Funk der späten 60s bis in die späten 70er. Hier findet man die typischen Namen, welche im Zusammenhang mit Funk auch in der Regel fallen: James Brown, The Meters, Earth Wind & Fire, Kool & the Gang, Graham Central Station, Sly and the Family Stone, Mandrill usw.
  • P-Funk: fraglich, ob es sich hier um ein eigenständiges Gebilde handelt. Wenn es nach George Clinton geht, dann schon und das ist nicht einmal übertrieben. P-Funk wird von ihm als Pure Funk bezeichnet, sozusagen die Grundessenz des Funk an sich. Damit zu tun hat dementsprechend alles, was mit George Clinton zu tun, also z. B. Parliament und Funkadelic.
  • Disco: Discomusik ist ein Grenzfall, so oder so. Diese Musik lief vor allem zwischen 1974 und 1978 und wird in der Regel als eine Art Subgenre des R&B bezeichnet, ist natürlich auf Rhythmus ausgelegt und hat etwas vom Funk. Dies gilt vor allem für Acts wie Chic oder Rose Royce. Ansonsten wird die Discobewegung doch sehr unterschiedlich bewertet. Wilson Pickett bezeichnete die Discobewegung aber als einen "Rückschritt für schwarze Musiker" und meinte kurz: "Disco-Musiker haben keinen Stil"
  • Electro-Funk: die Variante des klassischen Funk, welche sich ab den 80ern entwickelte. Durch synthetische Drums und Synthesizer eine etwas technoidere Form des klassischen Funk mit Vertretern wie Zapp, Afrika Bambaataa, Soulsonic Force, Egyptian Lover, Gap Band, Midnight Star. Auch klassischere Acts wie Cameo haben sich in diese Richtung entwickelt.
  • Go-Go: auch ein Stil der 80er Jahre, geografisch bezieht es sich auf die Szene von Washington. Typisch hier die stärkere Einbeziehung der Percussions und eine stärkere Einbeziehung des Publikums. Typische Vertreter: Chuck Brown and the Soul Searchers, Trouble Funk, Junkyard.
  • Latin-Style Funk: kurz gesagt ist das Funk mit Latinelemeten. Typische Vertreter wären Mandrill oder Barretto, in Großbritannien z. B. Gonzalez. Auch Santana könnte man dazuzählen, ebenso wie Gloria Estefan auf der Popseite.
  • Hollywood Funk, Funk Rock, Funk-Metal: Als Hollywood Funk werden vor allem Crossover-Bands mit starkem Funkeinfluss bezeichnet (Red Hot Chili Peppers oder 311). Es ist im Grund die Verbindung des Funk mit Rock, daher fällt m. E. hier auch der klassische Funk-Rock (z. B. Mother's Finest) ebenso wie der so genannte Funk-Metal (z. b. Extreme oder auch Living Colour) rein.

Über diese vergleichsweise eigenständigen, dem Funk direkt zuordenbare Styles, hatte der Funk doch einen überwältigenden Einfluss auf alle erdenklichen Genres. So findet man Funkelemente später praktisch in allen Genres von Jazz-Rock bzw. Jazz Fusion, Blues, Pop und Rock, Soul bis Rap, Hip-Hop usw.

 

Einige Funk-Künstler in der Kurzvorstellung

James Brown

Der Godfather des Soul ist gleichzeitig auch so etwas wie der Godfather des Funk. Der "am härtesten arbeitende Mann des Showbiz" entwickelte aus seiner Art des R&B bzw. Soul die Blaupause des Funk. Papa's Got A Brand New Bag wird als einer der ersten Funksongs überhaupt betrachtet. Brown brachte es auf fast 90 Alben und nicht weniger als 144 Singles. Er wurde in die Rock and Roll Hall of Fame als auch die Songwriter's Hall of Fame aufgenommen, auf dem Hollywood Walk Of fame hat er einen stern.

George Clinton, Parliament, Funkadelic

Wenn man, neben Brown, einen Namen mit dem Funk verknüpfen muss, dann ist es George Clinton. Einer der wenigen Künstler der praktisch durchgängig den Funk lebte und auch musikalisch durchzog. Er war Schöpfer der Bands Parliament und Funkadelic, nannte seinen Stil P-Funk und gefiel sich in der Rolle des Paradiesvogels. Man nannte ihn treffenderweise Dr. Funkenstein, auf sein Konto gehen Klassiker wie Tear The Roof Off The Sucker (Give Up The Funk), P. Funk (Wants To Get Funked Up), One Nation Under A Groove.

Sly & The Family Stone

Sly & The Family Stone gehören zu den erfolgreichsten Bands der späten 60er und frühen 70er Jahre. Die Band um Sylvester Stewart begann im San Francisco der Blumenkinderzeit mit einer Art Psychedelic Soul und stieg später mit ihrem eingängigen Funk zu einer der bekanntesten Formationen des Genres auf. In ihren Reihen war mit Bassist Larry Graham einer der bekanntesten seiner Zunft, der später zudem eine recht erfolgreiche Solokarriere begann.

The Meters

Die Meters wurden schon 1965 gegründet und werden, neben den oben genannten Acts, zu den wichtigen frühen Funkbands gezählt. Ihre Songs Cissy Strut und Look-Ka Py Py gehören zu den Klassikern des Funk. Der Band selbst blieb allerdings der große Durchbruch versagt. Vielleicht lag es daran, dass sie weitestgehend instrumental zu Werke ging. Wer weiß. Dafür spielten die Meters eine wichtige Rolle als Backing Musiker z. b. für Lee Dorsey, Robert Palmer, Dr. John oder Allen Toussaint.

Rick James

Rick James ist zweifellos ein Phänomen und in unseren Breitengraden eher als ein One-Hit Wonder bekannt. Die meisten dürften ihn nur wegen eines Hits kennen: Super Freak. Daneben hatte er jedoch in den 1970ern und 80ern weitere große Hits mit You And I, Cold Blooded und Give It To Me Baby. Außerdem war er als Komponist für andere Künstler (Temptations, Eddie Murphy oder Smokey Robinson) erfolgreich. Man bezeichnete James gerne als den King des Punk Funk.

Bootsy Collins

Geboren 26.10.1951 in Cincinnati Ohio ist Collins einer der größten Bassisten zumindest des Funk und einer der auffälligsten obendrein. Er war schon mit 19 Jahren bei den Original J.B.s und spielte auf großen James Brown Hits den Bass. 1972 ging er zu George Clinton und spielte etliche klassische Parliament und Funkadelic Platten ein. 1976 begann er, auch Solo zu arbeiten (z. B. mit der Bootsy's Rubber Band). Das 1978er Album Bootsy? Player of the Year erreichte immerhin Rang 1 der Billboard R&B Charts. Collins arbeitete auch mit Herbie Hancock, den Talking Heads und Buddy Miles und er war Co-Produzent des Nr. 1 Debütalbums von Zapp. Als Mitglied von Parliament-Funkadelic wurde er in die Rock And Roll hall Of Fame aufgenommen.

Wichtige Funkhits mit Bootsy:

  • James Brown: Super Bad, Get Up (I Feel Like Being A ) Sex Machine, Soul Power, Talkin' Loud And Sayin' Nothing
  • Parliament: Flash Light, Tear The Roof Off The Sucker (Give Up The Funk), P.Funk
  • Funkadelic: One Nation Under A Groove, (Not Just) Knee Deep
  • Solo: Bootzilla

Prince

Zu Prince gibt es kaum etwas zu sagen, was nicht schon hundertfach gesagt wurde. Der kleine Mann war musikalisch ein ganz Großer und hatte zweifellos seine Wurzeln auch im Funk, wie man praktisch auf jeder Scheibe hören konnte. George Clinton äußerte sich dazu einmal im Interview in etwa so: Prince spielte natürlich das eine oder andere Riff von uns, aber er kopierte uns nie. Dazu war er einfach zu gut…

Cameo

Cameo war einer der ganz großen des 1980er Funk. Bei uns bekannt wurde er vor allem mit dem Gassenhauer Word Up! Cameo legte bis 1987 acht Goldene und eine Platinplatte vor, nicht schlecht.

The Ohio Players

Die Ohio Players waren in Deutschland vielleicht nicht ganz so bekannt, in den USA aber waren sie Mitte der 1970er Superstars. 1974 bis 1976 platzierten sie vier Alben auf Rang 1 der Billboard R&B Charts: Skin Tight (1974), Fire (1974), Honey (1975), and Contradiction (1976). Bekannte Singles waren Funky Worm (1973), Sweet Sticky Thing (1975), Love Rollercoaster (1975). Vor allem in ihren frühen Jahren waren die Ohio Player eine heiße Club Funkband, später ging die originäre Funkattitüde im Pop etwas unter.

Kool & The Gang

Kool & The Gang gehören sicherlich zu den wandlungsfähigsten des Funk. Die Band begann schon 1964, damals als instrumentale Jazz-Band. Über den R&B kam die Band in den 1970ern zum Funk und legte in dem Genre einige echte Hausnummern vor: Funky Man, Funky Granny und Funky Stuff und vor allem den bekanntesten der damaligen Songs: Jungle Boogie. Später ging es über Disco vom Funk Richtung Pop mit AOR Hits wie Cherish, Joanna, Celebrate usw.

Zapp

Zapp war vor allem das Kind der Familie Troutmann mit Roger, Larry, Lester und Terry. Die Band hatte mit einer Art Electro-funk ihre größten Erfolge in den 1980ern z. b. mit More Bounce To The Ounce und Computer Love.

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