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Albumbesprechung Yes - Fly From Here

Interpret: Yes

Titel: Fly From Here

Erscheinungsjahr: 2011

Genre: Prog-Rock

Bewertung: 6 von 10  (6/10)

 

Rezension/Review

Fly from Here ist das zwölfte Studioalbum der Prog-Legende Yes. Das Album erschien 2011, also gut 10 Jahre nach dem letzten Lebenszeichen der Band. Yes blicken auf eine lange und durchaus wechselvolle Karriere zurück. Grundsätzlich unterlag Yes den typischen Phasen vieler klassischer Prog-Bands. Zuerst durfte es nicht komplex genug sein, dann näherte man sich in starkem Maß dem Mainstream. Damit vergraulte man viele klassische Fans, für Yes bedeutete das aber, im Gegensatz zu Kollegen wie ELP oder Gentle Giant, eine kommerziell erfolgreiche Phase. Etwa 'zwischen' der klassischen Phase und der Mainstream Phase lag wenig beachtete Album Drama (1980), welches für die Entstehung von Fly From Here eine Rolle spielt.

Zum Zeitpunkt der Aufnahmen des Albums Drama standen Yes ohne Sänger und Keyboarder da. Im Studio nebenan, so sagt man, arbeiteten die Buggles - Trevor Horn und Geoff Downes. Beide waren Fans von Yes und wollten der Band ihren Song We Can Fly From Here anbieten. Dazu kam es zwar nicht, aber Yes behielten Horn und Downes kurzerhand im Studio und nahmen mit Ihnen das Album Drama auf.

Warum diese Geschichte? Weil der Song We Can Fly From Here mit weiteren Parts den Grundstein für die 6-teilige Suite Fly From Here legt und damit so etwas wie den Kern dieses Albums ausmacht. Dementsprechend kann man auch gewisse Parallelen zum 1980er Album Drama ziehen. Das Line-Up der Band ist mit Chris Squire, Steve Howe, Alan White und Geoff Downes nahezu identisch. Auch Trevor Rabin ist dabei - hier in erster Linie als Produzent, er steuert aber auch Keyboard- und Vocalparts bei. Den Part von Jon Anderson übernimmt der Kanadier Benoit David. Dazu steuert Oliver Wakeman Keyboardparts auf We Can Fly, We Can Fly (Reprise) und Hour of Need bei, Gerard Johnson spielt Piano auf The man You Always wanted to Be und Luis Jardim steuert Percussionparts bei.

Das Album Fly From Here war durchaus erfolgreich. In den UK Charts erreichte es Rang 30, in den USA Rang 36 und in Deutschland sogar Rang 16. Die Kritiken zum Album fielen aber sehr unterschiedlich aus, wobei die meisten Bewertungen zwar etwas verhalten, aber selten schlecht waren. Interessant ist die Meinung von Jon Anderson. Der hielt das Album stilistisch für etwas überholt, er war vor allem etwas enttäuscht von Horns Produktion. Dafür war er bezüglich der Gesangsparts Davids voll des Lobes.

Das Kernstück - die Suite Fly From Here

Kernstück des Album ist der Titelsong "Fly From Here", der suitenartig mit sechs Teilen über knapp 25 Minuten läuft. Das riecht nach Prog, was stellenweise zutrifft. Die Overture beginnt verheißungsvoll. Hier klingt alles stark nach den alten Yes. "Part I - We Can Fly" ist sozusagen die unveränderte Version des alten Buggles-Demos We Can Fly From Here. Auch hier darf man gewisse klassische Momente vernehmen - aber auch einige eingängige Popmomente. In der Summe gibt das einen Yes-Buggles Mix mit Gesangsparts, die an Anderson erinnern. Auch "Part II Sad Night At The Airfield" entstammt einer alten Buggles Idee. Der Song wirkt so, wie er heißt - ein balladesker Song mit viel Akustikgitarren und etwas Herzschmerz. Das Thema der Overture wird für "Part III Madman At The Screens" noch einmal bemüht, allerdings ist der Part nicht rein instrumental aufgebaut. Howe legt mit Part "IV Bumpy Ride" ein interessantes und stellenweise komplexes Instrumental vor. Der Song mündet ins Finale "Part V We Can Fly", welches schön gestaltet ist.

Diese Suite ist ordentlich gemacht, aber an große Suiten von Yes reicht das nicht heran (vgl. etwa Close To The Edge). Irgendwie kommt das Gefühl einer Suite nie so richtig auf, man hört einzelne Tracks, die per Listing als Suite definiert werden.

Die restlichen Songs

Den Rest des Materials muss man etwas getrennt von dieser Suite betrachten. "The Man You Always Wanted Me to Be "etwa klingt nach Mainstream Pop - es ist zweifellos ein schöner Popsong, aber nur einer von vielen. "Life on a Film Set" enstammt dem alten Buggles Demosong Riding a Tide. Es handelt sich um einen Buggles Song mit schönen Popanteilen, pompösen Instrumentalparts, einem netten Interlude und einer ordentlichen Steigerung gegen Ende des Songs.

Es folgen zwei Steve Howe Songs. "Hour Of Need" hat Potential, die Keyboards von Oliver Wakeman erinnern ebenso wie die Gesangsparts an die alten Yes. Ein Instrumental gibt Howe mit "Solitaire" zum besten. Es handelt sich um ein Akustikgitarren-Stück, so etwas kennt man von Howe. Und er hat hier die Meßlatte früher hoch gelegt, zu hoch für diesen Song. "Into The Storm" beendet das Album mit gewissen Anleihen an alte Yes-Sounds. Das klingt wieder ganz schön, ohne an die großen Songs früherer Zeiten anknüpfen zu können.

Fazit Yes melden sich zurück, aber sie werden wohl nicht alle Yes-Fans mitnehmen können. Das Album hinterlässt mehr Fragen als Antworten. Yes beweisen, dass sie als Band auch 2011 noch in der Lage sind, gute Musik zu machen. Man knüpft aber etwas halbherzig an klassische Sounds an. Auch die Anspielungen an die Drama Phase werden nicht durchgängig gehalten. Downes und Horn werfen Schatten, aus denen die anderen nur selten heraustreten können. Insgesamt erhält man so, für meinen Geschmack, ein Buggles meets Yes meets Asia Album. Rein technisch gibt es wenig zu mäkeln. Im Gegensatz zu Anderson finde ich die Produktion gut gelungen. Squire schenkt uns einige seiner grummelnden Basslinien und Howe einige seiner unverkennbaren Sololines. Überraschend ist auch die Qualität des Gesangs, der immer wieder nach klassischen Yes klingt. David steht Anderson in manchen Parts ungemein nahe und macht seine Sache gut, auch wenn er Andersons Intensität nie ganz erreichen kann. Und musikalisch gilt ähnliches - die Band erinnert zwar immer wieder angenehm an die klassischen Yes, ohne jedoch deren Intensität ganz erreichen zu können.

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Trackliste
  1. Fly from Here - Overture (Trevor Horn, Geoff Downes) 1:53
  2. Fly from Here - Part I - We Can Fly ( Horn, Downes, Chris Squire) 6:00
  3. Fly from Here - Part II - Sad Night at the Airfield (Horn, Downes) 6:41
  4. Fly from Here - Part III - Madman at the Screens (Horn, Downes) 5:16
  5. Fly from Here - Part IV - Bumpy Ride(Steve Howe) 2:15
  6. Fly from Here - Part V - We Can Fly Reprise (Horn, Downes, Squire) 1:44
  7. The Man You Always Wanted Me to Be (Squire, Gerard Johnson, Simon Sessler) 5:07
  8. Life on a Film Set (Horn, Downes) 5:01
  9. Hour of Need ( Howe) 3:07
  10. Solitaire (Howe) 3:30
  11. Into the Storm (Squire, Oliver Wakeman, Howe, Horn, Benoît David, Alan White) 6:54
  12. Hour of Need Full-length version (Howe) 6:45

Track 12 nur auf der Japan-Pressung

Rezensent: MP