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Albumbesprechung XTC - White Music

Interpret: XTC

Titel: White Music

Erscheinungsjahr: 1978

Genre: Post-Punk, Indie

Bewertung: 7 von 10  (7/10)

 

Rezension/Review

White Music ist der Titel des Debütalbums der Band XTC aus England. Das Album erschien im Jahr 1978 und erreichte Rang 38 der UK Album Charts. Aufgenommen wurde das Album in der Besetzung Andy Partridge (Gitarre, Gesang), Colin Moulding (Bass, Gesang), Barry Andrews (Tasteninstrumente) und Terry Chambers (Schlagzeug).

Das Album war zum Zeitpunkt des Erscheinens allenfalls moderat erfolgreich, die Kritiken waren durchwachsen. Bemerkenswert, denn diese Band bildete so etwas wie die Speerspitze des New Wave bzw. Postpunk und legte mit diesem Album eines der frühen und, im Nachhinein betrachtet, eines der wichtigsten Alben des frühen Post-Punk vor.

White Music ist in jedem Fall ein besonderes Album, welches aber auch kontrovers diskutiert wurde/wird. Was für den einen eines der überbewertetsten Debütalben der Rockhistorie mit etwas 'schrulligem Power Pop' war, war für den anderen ein aufregendes Album mit 'hyperaktivem Post Punk'. Andere wiederum sahen nur eine Band mit einer richtungslosen Energie, aber einer guten Portion Humor. XTC nahmen in jedem Fall einiges der Energie des Punk mit, auf der anderen Seite scheute die Band keine Experimente und wagte sich weit über die Grenzen des Punk hinaus. US-Kritiker Christgau meinte damals, dass Mouldings Beiträge auf dem Album eine Botschaft an gelangweilte Yes-Fans seien. Er führte aus, dass Songs wie Radios In Motion, Statue Of Liberty und This Is Pop vor allem für den US Markt gedacht waren. Die Band wäre dort nur gescheitert, weil kein Radiomacher von einer Band gesagt bekommen will, wie sein Geschäft funktioniert.

Die Songs

Besagtes Radios in Motion brettert mit Druck und fetten Gitarrenwänden gut los. XWires bzw. Cross Wires hält diesen Kurs, nähert sich mit einigen 'schrägen' Einlagen aber stärker dem Indie-Rock und dürfte z. B. für die genannten Vergleiche mit Devo gesorgt haben.

This Is Pop? fragt die Band und ja: im Vergleich zu den ersten Songs ist das Pop, im Vergleich zum Mainstream aber nicht. XTC liefern eine Blaupause für intelligente zeitgemäße Popmusik, die einerseits gut konsumierbar ist, andererseits aber alles andere als banal. Do What You Do ist ein Gimmick-Song, schnell, etwas räudig und mit einer guten Prise Rock'n'Roll.

Statue Of Liberty rockt relaxt mit einem dezenten Ska-Rhythmus und einer gewissen Eingängigkeit. All Along The Watchtower, die Coverversion des Dylan Klassikers, wurde allgemein gelobt. Ich würde sagen, dass die Band weniger am Original hängt, vielmehr in leicht punkiger Form die Hendrix Version auseinander nimmt. Into The Atom Age brettert mit einer leicht punkigen Attitüde vor sich hin, interessant die Keyboardsounds, die man später oft von NDW-Bands zu hören bekam.

I'll Set Myself On Fire ist Indie-Rock im besten Sinn. Moulding baut auf einen 'vertrackten' Rhythmus und reichlich atonal wirkenden Sequenzen. Spätestens jetzt kann man erahnen, was Christgau mit seiner 'Yes-fans' Anspielung hinsichtlich der Moulding Songs gemeint hat. Natürlich sind XTC weit entfernt von einer klassischen Progband, aber sie bieten vielleicht genau das, was die 'Dinos' der Rockmusik hätten bringen können oder sollen. I'm Bugged baut auf einer sparsamen Instrumentierung und einem zwingenden Groove auf. Interessant die leicht 'orientalische' Note im Refrain.

New Town Animal in A Furnished Cage ist ein Midtempo Post Punk, erneut erinnert Partridge etwas an Paul Weller. Ich fand das gesamte Album bis zu dem Punkt schon überzeugend und unterhaltend, aber XTC können mich mit den abschließenden Songs sogar noch etwas stärker packen. Mit Spinning Top gelingt der Band ein Stück genialer zeitgemäßer Popmusik und abschließend gibt es mit Neon Shuffle einen höllischen Groove mit cool sägenden Gitarren im Stil eines EffJott sowie schönen Reminiszenzen an den Pop der 50s-60s.

Fazit Über Geschmack lässt sich bekanntlich trefflich streiten, daher sind alle Bewertungen zu diesem Album auch nachvollziehbar. Ich kann die stellenweise schlechten Bewertungen zwar nicht immer ganz nachvollziehen, umso mehr freute mich damals Christgaus Bewertung. Ein Mann, der gerne mal mit kurzen markigen Worten ein Album niedermachte, fand für diese Album viele Worte und die waren tendenziell auch noch positiv. So würde ich dieses Album auch sehen, in jedem Fall eher positiv als negativ. Die Songs sind eingängig genug, aber nie zu banal. Prächtig gelungen sind die scheinbar zwanglos eingeworfenen dissonanten Ideen. Zweifellos ein Meilenstein des frühen Post-Punk.

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Trackliste
  1. Radios in Motion 2:54
  2. X Wires (Colin Moulding) 2:06
  3. This Is Pop? 2:41
  4. Do What You Do (Moulding) 1:16
  5. Statue of Liberty – 2:55
  6. All Along the Watchtower (Bob Dylan) 5:43
  7. Into The Atom Age 2:32
  8. I'll Set Myself on Fire (Moulding) 3:04
  9. I'm Bugged 3:59
  10. New Town Animal 1:53
  11. Spinning Top 2:40
  12. Neon Shuffle 4:37

CD Bonus Tracks

  • Science Friction 3:13
  • She's So Square 3:06
  • Dance Band (Moulding) 2:41
  • Hang on to the Night 2:09
  • Heatwave (Moulding) 2:12
  • Traffic Light Rock 1:40
  • Instant Tunes (Moulding) 2:34

Alle Tracks A. Partridge sofern nicht anders vermerkt

Rezensent: MP