Albumbesprechung Hannes Wader - 7 Lieder

7 Lieder ist der Titel eines Albums von Hannes Wader, welches im Jahr 1972 erschien und zu den bekanntesten Wader-Alben gehört. Das, nomen est omen, aus 7 Songs bestehende Album gehört zweifellos zu den wichtigen Alben der damaligen Folk/Singer Songwriter oder vielleicht auch Chansonszene. Wer sich für 'akustische Deutsche Musik' interessiert, der muss dieses Album kennen - da möchte ich mich einmal festlegen.

Das Album selbst erschien nach dem 1970er Album "Ich hatte mir noch soviel vorgenommen". Wader residierte damals in Berlin, bezeichnete sich selbst aber als "berlin-müde" und zog nach Hamburg. Ebenda mietete er eine Wohnung, spielte das Album 7 Lieder ein und war schnell davon überzeugt, dass dieses Album ein großer Erfolg wird. Wader ging auf Tour (bzw. trampte für mehrere Monate durch Europa) und überließ seinen Wohnung nach eigenen Aussagen einer Hella Utesch. Sie stellte sich ihm als freie Mitarbeiterin des NDR vor. Nachdem Wader zurück in Deutschland war, wurde er nach einem Konzert in Essen verhaftet. Hintergrund: seine Wohnung war mittlerweile Hauptquartier der sog. Baader-Meinhof-Bande. "Hella Utesch” war keine freie Mitarbeiterin des NDR, sondern Gudrun Ensslin. Für Wader war die Geschichte insofern problematisch, da gegen ihn ermittelt wurde und er - typisch für die damaligen Verhältnisse - sofort von Medien boykottiert wurde. Für Österreich erhielt Wader nach eigenen Aussagen sogar ein Einreiseverbot.

Zu der Zeit war 7 Lieder schon längere Zeit auf dem Markt und wie von Wader prognostiziert, war das Album extrem erfolgreich. Ich persönlich würde es zu einem Meilenstein der Deutschen Populärmusik bezeichnen. Neben Wader (Gitarre, Gesang) waren auf dem Album dabei Tom Cunningham (Leadgitarre), Werner Lämmerhirt (Gitarre, †2016) und Mohammad Tahmassebi (Dombec).

Wie erwähnt, sind auf diesem Album einige der bekanntesten Wader-Songs versammelt. Der Reigen beginnt mit dem legendären Heute Hier, Morgen Dort. Ein beschwingter Song mit schönen Picking-Gitarren und zwingender Melodie. Anders kann man das nicht sagen. Bemerkenswert: Wader übernahm für den Song die Melodie des Gary Bolstad Songs Indian Summer. Bolstad war früher in Berlin ansässig, dann aber sozusagen unbekannt in die USA gezogen. Nachdem dieser Song auch als Single extrem erfolgreich war, wollte Wader Bolstad daran beteiligen - er brauchte aber einige Jahre, um Bolstad überhaupt ausfindig zu machen. Bolstad selbst übersetzte später Waders Texte ins Englische und machte aus Heute Hier morgen dort den Song Day To Day.

Nr. 2 auf dem Album war der Song Langeweile, der mit 8:45 eine recht lange Laufzeit hat. Andererseits ist es ein typischer Wader 'Talking Blues', die recht häufig sehr textlastig und daher auch sehr lang waren. Um bei diesem Thema zu bleiben: auf dem Album ist auch sein bekanntester Talking-Blues enthalten, der Tankerkönig. Der bringt es sogar auf eine Laufzeit von 11:45. Die Songs sind musikalisch von überschaubarer Struktur, das Hauptgewicht liegt wie erwähnt auf den Texten.

Schon So lang ist eine Bearbeitung des Songs Been on The Road So Long vom schottischen Folker Alex Campbell. Schöner Song, lyrisch mit einem leicht hymnischen Feel. Unterwegs nach Süden haut in eine ähnliche Kerbe und ist einfach ein angenehmer Song mit einer leichten Prise Fernweh. Nach dem oben erähnten Tankerkönig folgte in Rohr im Wind einer der (m. E.) schönsten Wader Songs überhaupt. Ein feines Stück Akustik, das auch Jahrzehnte später noch gut funktioniert.

Den Abschluss des Albums machte ein weiterer damaliger Klassiker Waders, die Bearbeitung des Traditionals Cocaine - auf Deutsch Kokain. Auch einer der bekannteren Songs von Wader und in jeder Form eine gelungene Version dieses Folk-Blues Klassikers.

7 Lieder von Hannes Wader ist, im Nachhinein betrachtet, das bekannteste und vielleicht auch beste Wader Album überhaupt. Wer sich für Deutsche Populärmusik interessiert, sollte das Album kennen. Wer sich für akustische Deutsche Musik (… Singer Songwriter/Folk/Chanson) interessiert, muss dieses Album in seiner Sammlung haben. Neben dem bereits erwähnten Inhalt möchte ich abschließend auf die superbe Aufnahmequalität (Produziert hatte Knut Kiesewetter, † 2016) hinweisen, der Gitarrensound ist auch heute noch Referenzwürdig.

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Rezensent: MP