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Albumbesprechung Asaf Sirkis w. Gary Husband und Kevin Glasgow - Solar Flash

Interpret: Asaf Sirkis

Titel: Solar Flash

Erscheinungsjahr: 2021

Genre: Jazz-Fusion, Prog

Bewertung: 9 von 10  (9/10)

 

Rezension/Review

Solar Flash ist der Titel eines Albums von Asaf Sirkis, welches Mitte 2021 bei Moonjune erschien.

Sirkis stammt aus Israel, lebt aber meines Wissens mittlerweile in Großbritannien und arbeitet als Drummer, Komponist, Arrangeur sowie Musiklehrer. Er wirkte schon auf einigen Moonjune Produktionen mit und lud sich zu diesem Album einige Musiker aus dem Moonjune Umfeld ein.

Das alles ist, wie so oft, recht international. Sirkis stammt aus Israel, mit dabei ist der Brite Gary Husband (Keyboards), der Schotte Kevin Glasgow (Gitarre) sowie als Gäste die Polin Sylwia Bialas (Gesang auf den Tracks 1, 3 und 4) und der US-Amerikaner Mark Wingfield (Gitarre auf den Tracks 3, 5 und 8). Aufgenommen wurde im La Casamurada Sudio in Banyeres del Penedes (Katalonien, Spanien). Der Mix erfolgte in Deutschland (Christoph Reiss bzw. Mastering bei Marell Music).

Die Songs

Erwarten darf man bei der Besetzung etwas aus dem Bereich Jazz-Fusion bis Prog, wegen Wingfield und Husband zudem eine gute Prise modernen Ambient. Dabei eröffnet Sirkis auf Kinship zunächst einmal druckvoll, Husband steuert sparsam flächige Arpeggien bei, Glasgow unterstützt mit unaufdringlichen Basslinien und Bialas ergänzt mit ihrem bekannten 'wortlosen' Gesang. Das Team findet sich schnell, man merkt dass die Chemie stimmt, die Benennung des Titels alleine deshalb äußerst stimmig.

Under The Ice folgt im Grund einem ähnlichen Prinzip, aber wesentlich gemäßigter und weniger druckvoll. Der Song gibt sich geheimnisvoller, die Arpeggien spiegeln das zumindest etwas und passen zum Thema, welches sich an einem Buch von Graham Hancock orientiert. Sirkis fand die Idee spannend, dass möglicherweise im Bereich der Antarktis einst ein Volk in einer tropischen Zone lebte. Er stellt sich die Frage, was man tatsächlich bei einem Abschmelzen der Region zu sehen bekommt. Ein interessantes, wenn auch leicht verstörendes Thema welches die Musiker eindrucksvoll untermalen.

Aquila spielt noch mit spacigen und sphärischen Elementen, wiederum passend zur Idee - Sirkis möchte das gleichnamige Gestirn beschreiben. Wingfield und Husband verleihen dem Song neben dieser spacigen Note eine gewisse Nähe zum kunstvollen Prog.

Zentrales Element des Albums ist sicherlich die Polish Suite, welche Sirkis in drei Teilen präsentiert. Sirkis war die Suite ein persönliches Anliegen, da er in Israel immer Kontakt zu emigrierten Menschen aus Polen hatte und viel von deren Kultur aufsaugen konnte. Teil 1 ist eine wundersame Pianoballade mit einer Art Singsang von Bialas, sehr sparsam instrumentiert und arrangiert - die Tiefe des Pianosounds erinnert mich an Roedelius. Part 2 übernimmt das Thema in 'jazziger' Form. Bialas singt nachdrücklicher und dynamischer, dazu gibt es eine subtile brushige Drumbegleitung von Sirkis. Mit Wingfields Soundscapes entsteht ein schöner Spagat zwischen Jazz und Ambientartigem Prog. Part 3 schließt das Album ab, Sirkis und Husband geben dem Teil eine leicht orchestrale bis pastorale Note. Interessant der Kontrast zwischen klassischem Thema und den 'schrägen' Leads von Wingfield.

Zwischen Part 2 und 3 der Suite gebettet sind zwei Songs - For Eric und Solar Flash. For Eric ist dem Drummer Eric Kamau Gravatt gewidmet, der Song überrascht mit Samples von Sun Ra. Musikalisch wird daneben einiges offeriert, mal ist das alles etwas spooky, mal mit einer Alan Parsons Harmonik versehen und dazu führt Sirkis immer wieder in gewohnte Fusion-Gefilde. Sozusagen Sirkis' Schnelldurchlauf durch Gravatts Arbeiten in den 70ern.

Der Titeltrack Solar Flash gibt zunächst eine Electronic-Breitseite, die Sirkis vehement unterbricht und mit seinem Groove erneut in den klassischen Jazz-Fusion führt. Sirkis erzeugt so ganz nebenbei heftige Drumgewitter und beschreibt damit etwas der Urgewalt des beschriebenen Carrington Event von 1859.

Fazit Moonjune steht für eine beständig hohe Qualität an Veröffentlichungen. Da macht Solar Flash von Sirkis überhaupt keine Ausnahme. Ich würde die Musik von Sirkis nicht als grundlegend neuartig beschreiben wollen, aber die Verbindung von klassischem Jazz-Fusion und modernem Prog mit Ambient- und leichtem Avantgarde ist einfach bemerkenswert und in der Form doch nicht so oft zu hören. Musikalisch bewegt sich das alles auf höchstem Niveau, die Kompositionen sind m. E. sehr stimmig. Sirkis gelingt es brillant, eben nicht ein 'Soloalbum' zu schaffen, sondern mit seinem MitmusikerInnen ein äußerst homogenes Werk vorzulegen. Sehr zu empfehlen.


Trackliste
  1. Kinship 06:35
  2. Under The Ice 05:44
  3. Aquila 05:20
  4. Polish Suite Part 1 04:06
  5. Polish Suite Part 2 07:56
  6. For Eric 09:00
  7. Solar Flash 06:06
  8. Polish Suite Part 3 04:57

Rezensent: MP