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CD-Kritik: Pink Floyd - Ummagumma

Interpret: Pink Floyd

Titel: Ummagumma

Erscheinungsjahr: 1969

Genre: Psychedelic-Rock

Bewertung: 6 von 10  (6/10)

 

Rezension/Review

Ummagumma war das erste Doppelalbum der Band Pink Floyd. Es erschien im Jahr 1969 in einer Phase, als die Band in erster Linie als Psychedelic-Band bekannt war. Allerdings bedeutete es eine gewisse Abkehr von alten Sounds, zumal der bestimmende Songwriter Syd Barrett die Band 1968 verlassen musste. Die verbleibenden Musiker Waters, Mason und Wright plus dem 'neuen' David Gilmour war zu dem Zeitpunkt sozusagen auf der Suche nach der eigenen Identität bzw. einem eigenständigen neuen Sound. Barrett hatte zuvor die Ausrichtung ein gutes Stück weit bestimmt, hier (besonders auf der damaligen zweiten LP) zeigte sich relativ klar, dass sich die Vorstellungen der Musiker doch stark unterschieden. Die damalige erste LP spiegelt alle Qualitäten der alten Band wieder, weil es sich um ein Live-Album handelt. Auf diesem Livealbum findet sich ein elementarer Teil der damaligen Setlist von Pink Floyd. Auf dem zweiten Album durfte sich damals jeder der vier Musiker mit einem eigenen Song präsentieren (womit sich die vier etwas schwer taten). Dementsprechend unterschiedlich ist diese zweite LP stilistisch aufgebaut.

Das Album erreichte Platz 5 im UK und Platz 74 in den USA und war bis dahin das erfolgreichste Album der Band. Ummagumma wurde von Kritikern aber unterschiedlich beurteilt, was vor allem am etwas uneinheitlichen Stil des Studioalbums liegt.

Ummagumma Live

Auf dem Live Album bringt die Band ältere Songs aus Livekonzerten zu Gehör. "Astronomy Domine" stammt noch von Syd Barrett. Die Band schafft es, den Song recht gut zu interpretieren. Das klingt authentisch, schön psychedelisch und die Band performt gut. "Careful With That Axe, Eugene" klingt noch etwas besser. Vielleicht war das bis dahin sowieso einer ihrer besten Songs. Die Live-Version klingt besser als die Studioversion. Die stellenweise wahnwitzigen Steigerungen von atmosphärisch bis hysterisch verrückt überzeugen, Gilmours kaputte Gitarrensounds überraschen. Auch "Set The Controls For The Heart Of The Sun" ist der Band live gut gelungen. Der Song beginnt hypnotisch und klingt orientalisch. Schön sind, neben der gelungenen Drumarbeit von Mason, die Keyboardparts von Wright. Mit "A Saucerful Of Secrets" legt die Band noch einmal zu. Die Liveversion übertrifft die Studioversion um Längen, aber der Song ist ohne Zweifel auch der experimentellste des Live-Albums.

Das Livealbum ist der Band sehr gut gelungen. Stilistisch liegen wir noch im klassischen Psychedelic-Rock der Band mit vielen Experimenten und Soundcollagen. Das klingt auch Jahrzehnte später noch interessant.

Ummagumma - das Studioalbum

Wright eröffnet das Album mit seinem "Sysyphus" Thema. Part 1 klingt, mit Pauken und viel Mellotron, recht dramatisch. Part 1 geht in einen klassischen Pianopart über. Wright fügt dem Thema immer wieder Dissonanzen hinzu, speziell Richtung Ende wird es dann fast schon free-jazzig. Part 3 wird noch experimenteller und klingt perkussiv. Die Klaviersounds scheinen durch Schläge mit einem Drumstick auf die Saiten erzeugt worden sein. Dazu gibt es ein recht irres Katzengejammer. Part 4 wird durch einen Mellotron Grundsound bestimmt, dazu gibt es einige Soundcollagen. Der Part klingt eigentlich ganz nett und fast schon atmosphärisch, wobei er sich nach knapp der Hälfte der Laufzeit mit einem Donnerschlag steigert und ganz zum Schluss wieder ins Anfangsthema mündet. Insgesamt ist der Beitrag von Rick Wright komplex, teilweise experimentell und durchaus interessant - gleichzeitig aber auch sehr anstrengend. Wright selbst hat sich übrigens später deutlich von dem Stück distanziert.

"Grantchester Meadows" von Waters beginnt mit Vogelgezwitscher. Danach beginnt ein Song, der von Akustikgitarren begleitet wird. Das klingt folkig und vergleichsweise eingängig. Mit dem Song "Several Species of Small Furry Animals Gathered Together in a Cave and Grooving with a Pict" serviert Waters den abgefahrensten Titel des Albums. Im Prinzip besteht er nur aus Tiergeräuschen, die dann in einen Rhythmus übernommen werden. Das ist fast schon Avantgarde, klingt sehr schräg, aber irgendwie interessant.

Gilmour tat sich, so konnte man später lesen, am schwersten mit dem Schreiben eigenen Materials. Umso erstaunlicher, dass er den stimmigsten Song vorlegt. Weniger erstaunlich ist aber, dass gerade er hier stellenweise etwas vom Sound der 70s Space-Rockband Pink Floyd vorwegnehmen sollte. "The Narrow Way Parts I - III" beginnt folkig und wird in Part 1 praktisch alleine von akustischen Gitarren getragen, sieht man von wenigen Einwürfen der Slidegitarre und ein paar Soundeffekten ab. Part 2 klingt böser und dunkler. Das Basisriff der E-Gitarre ist hart und proggig. Dazu gibt es dezente Percussions und Basslines plus Soundcollagen. Part 3 klingt typisch nach Gilmour. Das klingt sehr eingängig und hat etwas von den Beatles. Der Part gibt einen Vorgeschmack darauf, wohin es mit Pink Floyd auf The Dark Side Of The Moon gehen sollte.

Den Abschluss macht Nick Mason mit "The Grand Vizier's Garden Party". Mason beginnt nicht etwa mit Drums, sondern mit zuckersüßen Flötensounds. Dafür zeigt er gegen Ende von Part 1, dass er den Wirbel auf der Snare spielen kann. Auf Part 2 experimentiert Mason mit Paukensounds und Synthies. Später gibt es Experimente mit verschiedenen Drumsounds, vor allem handelt es sich um reversed Sounds. Zum Schluss besänftigen einen die Flötensounds aus Part 1.

Am Studioalbum scheiden sich die Geister. Das ist stellenweise schwere Kost. Sicherlich gehören die Kompositionen von Gilmour und Waters zu den besseren Songs auf dem Studioalbum. Wrights Sysyphus-Arbeit lohnt nicht unbedingt, er hat sich letztlich selbst davon distanziert. Masons Garden Party muss man nicht besuchen.

Fazit Ummagumma ist ein interessantes Frühwerk der Band. Die Live-Platte überzeugt, vielleicht gehört sie sogar zu den besten Livealben der späten 1960er. Das Studioalbum kann aber polarisieren. Während Waters und Gilmour interessantes Material vorlegen, fällt Wrights Beitrag etwas ab und Masons Beitrag ist nicht der Rede wert. Eines muss man festhalten: wer Pink Floyd vor allem aus der Phase ab The Wall kennt und liebt, der wird sich mit so einem Frühwerk der Band schwer tun. Wer mit Musik abseits des Mainstream keine Probleme hat, für den kann Ummagumma umso interessanter sein. Interessant auch, dass die Bewertungen gerade dieses Albums über die Jahrzehnte deutlich zulegten - heute wird Ummagumma von vielen Fachleuten zu den stärksten Floyd-Alben schlechthin gezählt.

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Trackliste

Live-Album

  1. Astronomy Domine (Syd Barrett) - 8:29
  2. Careful with That Axe, Eugene (Roger Waters, Rick Wright, David Gilmour, Nick Mason) - 8:50
  3. Set the Controls for the Heart of the Sun (Waters) - 9:15
  4. A Saucerful of Secrets (Gilmour/Waters/Mason/Wright) - 12:48
    • Something Else
    • Syncopated Pandemonium
    • Storm Signal
    • Celestial Voices

Studio-Album

  1. Sysyphus (Wright)
    • Part 1 - 4:29 (LP); 1:08 (CD)
    • Part 2 - 1:45 (LP); 3:30 (CD)
    • Part 3 - 3:07 (LP); 1:49 (CD)
    • Part 4 - 3:38 (LP); 6:59 (CD)
  2. Grantchester Meadows (Waters) - 7:26
  3. Several Species of Small Furry Animals Gathered Together in a Cave and Grooving with a Pict (Waters) - 4:59
  4. The Narrow Way (Gilmour)
    • Part 1 - 3:27
    • Part 2 - 2:53
    • Part 3 - 5:57
  5. The Grand Vizier's Garden Party (Mason)
    • Part 1: Entrance - 1:00
    • Part 2: Entertainment - 7:06
    • Part 3: Exit - 0:38

Rezensent: MP