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Albumbesprechung Manic Street Preachers - Everything Must Go

Interpret: Manic Street Preachers

Titel: Everything Must Go

Erscheinungsjahr: 1996

Genre: Brit Pop, Post-Punk

Bewertung: Wertung: 7 von 10 Sternen

(7/10 - Rezensionen: 1)

 

Rezension/Review

Everything Must Go ist der Titel des vierten Studioalbums der Manic Street Preachers. Das Album wurde Mitte 1996 veröffentlicht.

Mit diesem Album schafften die Manic Street Preachers sozusagen einen Meilenstein der Rockmusik. Alleine in Großbritannien gab es 3-fach Platin, dort gehört das Album zu den erfolgreichsten Alben der neueren Geschichte. Insgesamt geht man von mittlerweile über 2 Mio. verkaufter Exemplare aus.

Nicht, dass die Preachers zu dem Zeitpunkt eine unbekannte Größe waren. Allerdings musste sich die Band zuvor praktisch komplett neu aufstellen und ein Trauma verarbeiten. Ihr Frontmann, Sänger und Songwriter Richey Edwards, verschwand im Februar 1995 spurlos. Edwards litt an Depressionen, man fand nie eine echte verwertbare Spur und schließlich wurde Edwards 2008 für tot erklärt. Den Titel des Albums könnte man auch als eine Art Anspielung auf die Situation deuten, Bassist Wire zumindest meinte dazu, es sei ihr Zeichen an die Fans gewesen: alles muss irgendwie weitergehen.

Eingespielt wurde das Album schließlich in der Besetzung James Dean Bradfield (Gesang, Gitarre, Piano), Sean Moore (Schlagzeug, Percussion, Trompete, Backingvocals), Nicky Wire (Bass, Backingvocals). Als Gastmusiker waren u. a. dabei John Green (Hammond, Keyboards), Martin Ditcham (Percussion), Julie Aliss (Harfe), Gini Ball (Violine), Sally Herbert (Violine), Anne Stephenson (Violine), Chris Pitsillides (Viola), Clare Orsler (Viola) und Martin Greene (String Arrangments).

Richey Edwards tauchte auf dem Album noch als Rhythmusgitarrist bei No Surface All Feeling auf, es handelte sich dabei um eine alte Einspielung. Zudem wurden eininge seiner Texte auf dem Album verarbeitet.

Ansonsten übernahm James Dean Bradfield sozusagen das Ruder. Als Einflüsse nannte er damals z. B. The Cure, Joy Division, Wire, Siouxsie And The Banshees und Magazine. D. h. er bezog sich musikalisch auf die frühe Phase des Post-Punk bzw. die frühen 1980er. Aus dem Grund wollte die Band auch den Produzenten Mike Hedges, der früher z. B. Siouxsie produzierte. Daraus folgte gleichzeitig eine mehr oder weniger starke Abkehr vom alten Bandsound, lt. Bassist Wire war es das "most Un-Manics Album" der Band.

Die Songs

  • Elvis Impersonator: Blackpool Pier bearbeitet inhaltlich die manchmal kultische Verehrung der USA durch Briten, der Text stammte von Edwards und Wire. Die musikalische Idee reklamierte Bradfield später für sich. Musikalisch erinnert mich das extrem an Skunk Anansie.
  • A Design for Life war die erste Singleauskopplung, die es bis auf Rang 2 der UK-Single Charts schaffte. Inhaltlich geht es um das Thema Klassenkonflikte in Großbritannien, musikalisch ist das Thema einfach untermalt - aber auch einfach schön.
  • Kevin Carter war die dritten Singleauskopplung, welche im UK noch bis auf Rang 9 der Charts kam. Es geht um den Pulitzer Preis ausgezeichneten ehemaligen Fotografen Kevin Carter. Carter war u. a. bekannt für seine Fotos aus Krisenregionen. Er stellte irgendwann die Frage, ob es zu den im Bild festgehaltenen Kriegsverbrechen überhaupt gekommen wäre, wenn man den Machthabern keine mediale Plattform geboten hätte. Carter brachte sich schließlich im Alter von 33 Jahren um. Der Text stammte aus der Feder von Edwards. Musikalisch ein angenehm Off-Beat groovender Song.
  • Enola/Alone beschreibt bemerkenswerterweise erneut einen Fotografen bzw. dessen Arbeit: Roland Barthes bzw. das Buch Camera Lucida. Für die Band war der Song musikalisch ein Kontrast aus Freudig bewegt und Melancholisch. Mag sein, m. E. ist es ein schöner BritPop Song mit Akkordriffs, die mich stellenweise an Peter Frampton (Show Me The Way) erinnern.
  • Everything Must Go war die zweite Singleauskopplung, der Song schaffte es bis Rang 5 der UK Singles Chart. Wie eingangs erwähnt, war es sozusagen die Botschaft an die Fans, dass alles weitergehen muss. Musikalisch indes war es eher ein Rückgriff Richtung You've Lost That Loving Feeling.
  • Small Black Flowers That Grow in the Sky war ein weiteres textliches Vermächtnis von Edwards. Bradfield war, nach eigenen Aussagen, sehr bewegt beim Einsingen. Auch Produzent Hedges zählte den Track zu seinen Lieblingssongs. Die Akustik-Ballade mit McCartney Touch hat tatsächlich etwas sehr bewegendes.
  • The Girl Who Wanted to be God orientiert sich an einem Stück von Sylvia Plath. Für die Band war es der offenste und zuversichtlichste Song, musikalisch dann auch eine andere Hausnummer mit lockerem Funkgroove und eingängigem Popmuster. Erinnert mich irgendwie an die Edelpopbands des 80s Post Punk.
  • Removables erinnert mich an die Art und Weise, wie Kurt Cobain einige Songs konzipierte. Etwas ähnliches hab ich auch mal von den Mustard Seeds gehört. Mag sein, dass ich mich da komplett täusche. Für mich klingt das am Ende wie Grunge Light. Nicht die schlechteste musikalische Untermalung für diesen Edwards Text.
  • Australia rumpelt indie-rockig mit leichter Brit-Pop Note. Es war die letzte Single Auskopplung, im UK erreichte der Song Rang 7 der Charts. Bassist Wire beschrieb Australia als den Punkt , der geographisch am weitesten von Wales entfernt sei und an den er nach dem schmerzvollen Verlust seines Freundes Richey Edwards entfliehen wollte.
  • Interiors (Song for Willem de Kooning) ist ein Tributsong für den Maler Willem De Kooning, welcher an Alzheimer erkrankte und 1997 verstarb. Inspiriert wurde die Band von einer Doku, in welcher der Maler seinen körperlichen Verfall beklagte und dabei vor allem bedauerte, dass er sich irgendwann an keines seiner Werke mehr erinnern kann. Bemerkenswerte Gedanken zur Vergänglichkeit, musikalisch richtig gut umgesetzt mit einer schönen Post-Punk Note.
  • Further Away könnte gem. Wire ein Liebeslied im Allgemeinen ebenso sein, wie eine Ode an Edwards. Musikalisch geht der Song immer wieder schön nach vorne und präsentiert eine schöne Mischung aus Brit-Pop und Post-Punk.
  • No Surface All Feeling bewegt sich wieder im weiten Feld des BritPop mit einem Mix aus Beatles und gepflegtem zeitgemäßen Pop. Interessant hier das ausgefuchste Gitarrenarrangement.

Fazit Everything Must Go zählt man zu den Klassikern der UK Rockmusik, im Grund kann man das Album auch als einen Meilenstein der Rockmusik betrachten. Schon die gesamten Umstände um die Produktion sind bemerkenswert, der Verlust von Edwards wog schwer. Umso beachtlicher, was die Band dann ablieferte. Musikalisch schöpften die Manic Street Preachers aus vielen Töpfen, im Grund könnte man von einer Art Brit Pop mit Alternativnote sprechen. Der Mix ist der Band gut gelungen, besonders beachtlich sind aber zweifellos die stellenweise tiefgründigen Texte.

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Trackliste
  1. Elvis Impersonator: Blackpool Pier 3:29
  2. A Design for Life 4:16
  3. Kevin Carter 3:24
  4. Enola/Alone 4:07
  5. Everything Must Go 3:41
  6. Small Black Flowers That Grow in the Sky 3:02
  7. The Girl Who Wanted to Be God 3:35
  8. Removables 3:31
  9. Australia 4:04
  10. Interiors (Song for Willem de Kooning) 4:17
  11. Further Away 3:38
  12. No Surface All Feeling 4:14

Rezensent: MP