Beachten Sie bitte vor Nutzung der Webseite die Datenschutzerklärung. Mit Nutzung der Webseite akzeptieren Sie diese.

CD-Kritik Little Richard - Here's Little Richard

Interpret: Little Richard

Titel: Here's Little Richard

Erscheinungsjahr: 1957

Genre: Rhythm And Blues, Rock'n'Roll

Bewertung: 8 von 10  (8/10)

 

Rezension/Review

Here's Little Richard ist das Debütalbum von Little Richard, das Album erschien im März 1957. Im Sog einiger Singlehits legte Little Richard gleich sein erfolgreichstes Album vor, das Album wird zu den wichtigsten Rock'n'Roll Alben und gleichzeitig zu den Meilensteinen der Rockmusik gezählt.

Little Richard war zu dem Zeitpunkt ein alter Hase im Plattengeschäft. Er nahm schon seit 1951 für ein kleines Label Platten auf, die sich aber mehr schlecht als recht verkauften. 1955 schaffte Little Richard den Sprung zu dem Plattenlabel, auf dem Robert Blackwell als Produzent wirkte. Das Label war auch die musikalische Heimat von Fats Domino, die ersten Little Richard Aufnahmen wurden mit dessen Band eingespielt (Lee Allen und Alvin Red Tyler Saxofon, Frank Fields Gitarre, Earl Palmer Schlagzeug). Fats Dominos Band war auch auf diesem Debütalbum dabei.

Die meisten bekannten Künstler des Rock'n'Roll besitzen einen ganz eigenen und besonderen Stil. Bei dem einen waren die Wurzeln zum Country deutlich hörbar, andere hatten die Wurzeln im Blues oder im Bigbandjazz. Wieder andere legten gitarrenorientierte Alben vor, andere legten den Schwerpunkt auf das Piano. Little Richard gehört zu den Künstlern, welche ihre Roots vor allem im Rhythm And Blues haben. Bei Little Richard dominiert auch das Piano, die Solobeiträge werden außerdem oft durch Saxofone gestaltet. Die Gitarre spielt bei ihm eine eher untergeordnete Rolle. Zusammen mit der ohnehin R&B orientierten Band von Fats Domino klingt das Album daher weniger nach Rockabilly als viel mehr nach einem schnell gespielten R&B.

Die Songs

  • A-wop-bop-a-loo-bop-a-lop-bop-bop - so wird das Album stilgerecht eröffnet. Es handelt sich bei "Tutti Frutti" letztlich um einen 12-Bar Blues, der mit gehörigem Drive eingespielt wird. Dazu kommt ein energischer bis aggressiver Gesang und, für damalige Verhältnisse, klare Textaussagen. Der Original Text wurde auf Anraten von Produzent Blackwell vor Veröffentlichung durch Dorothy La Bostrie deutlich entschärft. Tutti Frutti ist ein Standard bzw. ein Evergreen - viele Künstler coverten diesen Song oder lehnten eigene Kompositionen eng an diese von Little Richard an. Selbst er bezog sich oft und gerne auf das Thema dieses Klassikers. Interessant ist auch, dass sich Little Richard mit dem Original ziemlich eng an den alten Song Tutty Booty von Slim And Slam hielt.
  • "True Fine Money" folgt vergleichbaren Mustern, ist aber deutlich langsamer eingespielt. Mit den Backingchören kommt sogar ein gewisses Gospelfeeling auf.
  • Auch "Can't Believe You Wanna Leave" schöpft aus dem Blues. Der Song ist im Midtempo eingespielt, besitzt aber eine schöne Durchsetzungskraft.
  • "Ready Teddy" ist ein klassischer Uptempo Rock'n'Roll mit gutem Drive. Der Song stammt von John Marascalco und Robert Blackwell und gehört zu den häufig gecoverten Rock'n'Roll Songs. Little Richard machte den Song zuerst bekannt, danach coverten u. a. Buddy Holly und Elvis Presley den Song.
  • "Baby" nimmt erneut den Fuß vom Gas, wodurch der R&B Faktor deutlicher hervortritt und außerdem wieder eine gewisse gospelige Note spürbar ist.
  • "Slippin' and Slidin'" legt deutlich an Tempo zu. Auch hier liegen die Roots im R&B, aber der Song wird auf Zug eingespielt. Auch hier hat sich Little Richard, nach neueren Erkenntnissen, durch einen anderen Songwriter motivieren lassen. Die Idee zum Song stammt vom Eddie Bo Song I'm Wise.
  • "Long Tall Sally" ist ein Rock'n'Roll Klassiker, der wieder auf einem 12-Bar Blues basiert. Es war zu dem Zeitpunkt einer der erfolgreichsten Songs von Little Richard, die Single erreichte Rang 1 der R& B Charts. Es ist vor allem ein klassischer Rock'n'Roll a la Richard - brachialer Gesang, viel Piano, ein Saxofonsolo und ein durchaus anzüglicher Text.
  • "Miss Ann" ist wieder langsamer gestaltet und liegt irgendwo zwischen R&B und Rock'n'Roll. Basierend auf klassischen Bluesmustern fehlt dem Song eigentlich nur noch eine Prise Tempo, um als Rock'n'Roll durchzugehen.
  • "Oh Why?" knüpft an die eher langsamen groovigen Nummern mit hohem R&B Anteil an. Das erinnert hier an Fats Domino, was wahrscheinlich der beteiligten Domino Band sowie dem Umfeld New Orleans geschuldet ist.
  • "Rip It Up" geht wieder mehr ab, es handelt sich um einen Midtempo Rock'n'Roll. Sowohl Bill Haley als auch Little Richard veröffentlichten 1956 ihre Versionen dieses Songs von Blackwell/Marascalco. Dabei erreichte Little Richard Rang 1 der R&B Best Sellers Charts und immerhin Rang 17 in den Pop Charts. Später wurde der Song u. a. von Elvis Presley, Chuck Berry, Buddy Holly und Gene Vincent gecovert. Das spricht für die Qualität des Songs.
  • "Jenny Jenny" hält den musikalischen Kurs und bewegt sich im Midtempo, mit deutlichen Bezügen zum R&B.
  • "She's Got It" legt zum Schluss noch einmal zu. Der Song besitzt einen guten Wumms, Richard singt sich die Seele aus dem Leib. Interessant ist m. E. eine spätere Version der Rackets, welche die Energie des Songs so richtig offenbart.

Fazit Das Debütalbum von Little Richard muss man zu den wichtigen Alben des Rock'n'Roll zählen. Es stellt sozusagen die offizielle Albumgeburt eines der wichtigen Rock'n'Rollers dar. Mit Tutti Frutti und Long Tall Sally enthält das Album zwei Genreklassiker, welche den meisten Leuten geläufig sein sollten. Musikalisch war Little Richard eine Besonderheit, er unterschied sich mit seinem energetischen R&B und den eindeutigen Texten klar von Bill Haley, Buddy Holly, Gene Vincent, Elvis oder anderen Künstlern. Das macht dieses Album irgendwie einzigartig. Ob man es höher oder niedriger als andere Alben einstuft, hängt letztlich von den persönlichen Vorlieben an. Aus meiner Sicht schwankt das Niveau auf dem Album doch etwas. Wenn Richard mit hoher Energie Richtung Rock'n'Roll tendiert, dann klingt das phänomenal und wegweisend. Je mehr er den Drive herausnimmt, umso austauschbarer klingt Richard mit seinem Rhythm And Blues und kann z. B. einem Fats Domino das Wasser nicht immer reichen. Aber einzigartig ist das Album Here's Little Richard dennoch und verdient zweifellos den Rang eines Meilensteins der Rockmusik.

Anzeige

Album bei Amazon ansehen
*Bitte beachten Sie: als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen. Aus diesem Grund wird ein Tracking Cookie gesetzt, wenn Sie auf den Amazon-Link klicken

Trackliste
  1. Tutti Frutti (Richard Penniman, Dorothy LaBostrie, Joe Lubin) 2:25
  2. True Fine Mama (Penniman) 2:43
  3. Can't Believe You Wanna Leave (Lloyd Price) 2:28
  4. Ready Teddy (Robert Blackwell, John Marascalco) 2:09
  5. Baby (Penniman) 2:06
  6. Slippin' and Slidin' (Peepin' and Hidin') (Penniman, Eddie Bocage, Al Collins, James Smith) 2:42
  7. Long Tall Sally (Enotris Johnson, Blackwell, Penniman) 2:10
  8. Miss Ann (Penniman, Johnson) 2:17
  9. Oh Why? (Winfield Scott) 2:09
  10. Rip It Up (Blackwell, Marascalco) 2:23
  11. Jenny, Jenny (Johnson, Penniman) 2:04
  12. She's Got It (Marascalco, Penniman) 2:26

Rezensent: MP