Beachten Sie bitte vor Nutzung der Webseite die Datenschutzerklärung. Mit Nutzung der Webseite akzeptieren Sie diese.

Albumbesprechung Heinz Rudolf Kunze - Die Gunst Der Stunde

Interpret: Heinz Rudolf Kunze

Titel: Die Gunst Der Stunde

Erscheinungsjahr: 2011

Genre: Deutschpop, Deutschrock

Bewertung: 7 von 10  (7/10)

Rezension/Review

Die Gunst der Stunde ist ein Album von Heinz Rudolf Kunze, welches ab dem 21. Januar 2011 im Handel erhältlich ist. Dazu gibt es eine Limited Edition mit 3 Bonus-Tracks, die über Media Markt Filialen erhältlich ist.

Aufgenommen wurde das Material im Sommer 2010. Die Verstärkung bildete neben HRK (Gesang, Keyboards, Gitarren): Leo Schmidthals (Bass, Gitarre, Keyboards, Gesang) Jörg Sander (Gitarren, Gesang), Jens Carstens (Schlagzeug, Perkussion, Gitarre, Gesang), Matthias Ulmer (Klavier, Orgel) und Zoran Grujovski (Akkordeon, Klavie, Gitarre, Gesang). Außerdem holte sich Kunze die Johnny Blazers Lieven Brunckhorst (Saxophone), Phillipp Kacza (Trompete), Sebastian John (Posaune) und den Cellisten Hagen Kuhr.

Das Album erreichte Rang 8 der deutschen Charts, was für Kunze eine ordentliche Platzierung bedeutet. Allerdings wurde das Album unterschiedlich bewertet, es ist ein fast polarisierendes Album. Was der eine als das beste Kunze Album bewertete, wurde von anderen komplett niedergemacht. Dazu möchte ich einmal zwei kurze Statements wiedergeben, welche ich im Web gefunden habe. Ein Kommentar lautete:

Entweder man mag Kunze, oder man mag ihn nicht. Ich mag ihn nicht.

So eine Stellungnahme kann man respektieren. Kunze kennt das und er reagiert auf seine ganz ureigene Weise, indem er Songs wie "Unbeliebt" schreibt.

Ein anderer Kommentar lautete:

Wenn man ihn mag mag man ihn. Wenn man gute Musik und Texte mag, mag man ihn nicht.

Dieser Kommentar wirkt etwas überzeichnet. Immerhin ist Kunze anerkannter Autor und studierter Germanist. So schlecht können seine Texte kaum sein. Auch musikalisch hat Kunze nie enttäuscht. Da macht auch dieses Album keinen Unterschied. Aber es klingt etwas anders, als andere Werke. Hilfreich könnte hierzu Kunzes Grundaussage zum Album sein:

Wenn einem nichts einfällt, sagt man gern, die Musik spricht für sich selbst. Mir fällt dazu aber ein, dass diese Musik für viele Menschen sprechen und viele ansprechen kann. Noch nie war ich so wenig geschlossene Auster wie diesmal. Das Album ist die lockerste, offenste Einladung an alle, die wir je hinbekommen haben. Als Medizin verstanden: absolut krampflösend (HRK, Januar 2011)

Schon diese Aussage wirkt nicht mehr so kopflastig wie "Alles Gelungene ist eine Form von Gewalt" oder das Dylanzitat "Alle meine Songs sind Protestsongs". Kunze sagt an, was man erwarten darf: einen lockeren Kunze, der eine krampflösende Medizin verabreichen möchte. Und das gelingt ihm. Der studierte Germanist zückt selten ein scharf gebifftes Textschwert. Er gibt der früheren Kritik vom "singenden Oberschullehrer" wenig Angriffsfläche. Dennoch verzichtet er nicht auf ironische und kritische Phrasen. Die sind sehr subtil, aber der geneigte Hörer müsste sie heraushören können. Und musikalisch gibt es in Deutschland wenige, welche die Rockmusik seit den 1960ern so analytisch verarbeitet haben wie Kunze. Kunze versteht es wie kaum ein anderer, diese Einflüsse aus fünf Jahrzehnten in seine Musik einzubinden.

Dabei zitiert er auf dem aktuellen Album auch bei sich selbst und hält sich z. B. mit "Hunderttausend Rosen" an bewährte Popkonzepte, die auch hier durchaus funktionieren. Man drängt Kunze wegen solcher Songs und dem Auftritt bei Carmen Nebel mittlerweile in die Schlagerecke. Dass er anders kann, zeigt er mit dem zweiten Song. "Ich glaub du liebst mich" erinnert an die Stones und Kunze spielt hier einen Steilpass auf Westernhagen, den dieser seit geraumer Zeit nicht mehr zu Erlaufen in der Lage ist. Tiefgründiger wird Kunze auf dem Song "In der Mitte der Sanduhr", musikalisch erinnert mich der Song stellenweise an Reichel Material aus den 1980ern. "Ganz von Selbst" wirkt wie ein Mix aus Neil Young und Pop. AC/DC typische Gitarrenlicks darf man auf "Kampfzone Mitte" vernehmen, auch wenn der Song nicht die Härte bzw. Stringenz er Aussies aufweist. Kunze wirft auf dem Album ungemein viele Ideen aus Jahrzehnten der Rockmusik in die Runde. Das funktioniert tadellos, Kunze zeigt sich als profunder musikalischer Analyst. Ein gutes Beispiel ist der Wild Horses/Angie ähnliche Sound auf "Der Stille Gast", dem Kunze ohne Zögern einen Part draufsetzt, den man durchaus dem klassischen Progrock zuordnen kann.

Fazit Heinz Rudolf Kunze legt mit "Die Gunst Der Stunde" ein Album in bewährter Qualität vor. Er verzichtet auf die großen intellektuellen Herausforderungen, die ihm einst die Attitüde des singenden Oberschullehrers einbrachten. Dennoch gibt es kaum dünnflüssige Textergüsse. Kunze bleibt ein scharfsinniger Beobachter, der allerdings leichter verdaulich als früher formuliert. Ähnliches gilt für die musikalische Performance. HRK legt ein Album vor, welches man ohne Probleme von vorne bis hinten durchhören kann. Krampflösend - aber nie krampfauslösend - so könnte man das Album gem. den Worten Kunzes durchaus bezeichnen.

Anzeige
Album bei Amazon ansehen *Bitte beachten Sie: als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen. Aus diesem Grund wird ein Tracking Cookie gesetzt, wenn Sie auf den Amazon-Link klicken

Trackliste
  1. Hunderttausend Rosen
  2. Ich glaub du liebst mich
  3. In der Mitte der Sanduhr
  4. Ganz von selbst
  5. Kampfzone Mitte
  6. Ich liebe dich
  7. Trockne deine Tränen
  8. Susanne es ist aus
  9. Der stille Gast
  10. Wie man tanzt und singt
  11. Eisfrei
  12. Jeder weiß
  13. Unbeliebt

limitierte Version mit drei weiteren Titeln

  • Dankeschön
  • Waving At Trains
  • Meinungen

Rezensent: MP