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Albumbesprechung John Hiatt - Bring The Family

Interpret: John Hiatt

Titel: Bring The Family

Erscheinungsjahr: 1987

Genre: Rock, Americana, Singer Songwriter

Bewertung: 7 von 10  (7/10)

 

Rezension/Review

Bring the Family ist der Titel von John Hiatts achtem Album. Das Album erschien im Jahr 1987.

Es war sein erstes Album, welches überhaupt die US-Billboard 200 erreichen konnte. Dabei war als beste Platzierung Rang 107 drin, das Album blieb 17 Wochen in den Charts. Thank You Girl brachte er in den USA in die Mainstream-Charts, auch das war an sich schon ein Erfolg für Hiatt. Besser lief es für ihn in anderen Ländern. In Schweden z. B. war Hiatt schon lange ein bekannter Name auch in den Charts. Dort erreichte er mit dem Album Rang 14 der Charts. In Neuseeland war Rang 21 das beste Ergebnis, in den Niederlanden ging das Album bis auf Rang 35. Dort chartete zudem der Song Have A Little Faith in Me, der auch in Deutschland einer der bekanntesten Hiatt Songs wurde.

Soviel zu den Zahlen, die eigentlich deprimierend sind. Der kommerzielle Erfolg und Hiatt, es passte einfach nicht zusammen. Könnte man das allgemeine Lob in Geld wandeln, wäre Hiatt ein reicher Musiker gewesen. Na ja, ist halt nicht. Immerhin gelang ihm mit dem Album ein Meisterwerk, welches zu den wichtigen Alben der 80er gezählt bzw. auch zu den Meilensteinen der Rockmusik. Da gehört dieses Album auch hin.

Bei einem Kaliber wie Hiatt ist das nicht verwunderlich. Der Mann ist einfach ein brillanter Songwriter, der darüber hinaus seine eigenen Songs auch noch gut interpretieren kann. Warum das alles auf diesem Album noch etwas besser funktionierte als sonst, könnte an der damaligen Situation Hiatts gelegen haben. Das Album entstand innerhalb von gerade mal vier Tagen und Hiatt war möglicherweise frei von jeglichem Ballast. Zumindest hatte er, nach eigenen Angaben, jede Chance für sich aufgegeben - auch weil er sich selbst viele Wege in der Musikindustrie versperrt hatte. Allerdings wurde er überzeugt, dass seine zu der Zeit geschriebenen Songs zum Besten gehörten, das er je geschrieben hatte. Also ging er doch an die Aufnahmen.

Das Budget war zweifellos niedrig, aber die kurze Aufnahmezeit entstammt weniger einer finanziellen Not als vielmehr der Idee des Produzenten John Chelew. Er wollte von vorne herein eine möglichst authentische Stimmung einfangen. Hiatt selbst bestätigte den Produzenten, als er später bezweifelte, ob bei einer längeren oder ausgefeilteren Produktion die Songs in der Qualität hätten entstehen können. Solche Aufnahmen benötigen aber auch Musiker, die sich gut verstehen. Das klappte in dem Fall mit Ry Cooder, Nick Lowe und Jim Keltner perfekt. Aus der Geschichte ging später sogar die kurzlebige Supergroup Little Village hervor.

Wie gesagt, ging dieses Mal das Konzept für Hiatt sehr gut auf. Auf älteren Alben konnte er seinen Qualitäten nicht immer sehr gut zeigen, hier verspürt man einerseits einen rauen Americana-/Desert-Bluescharme auf Tracks wie Memphis In The Meantime und Alone In The Dark. Andererseits legt Hiatt hier aber auch erstklassige Balladen vor, eine Sache, auf die er selbst im Nachhinein sehr stolz war. Lipstick Sunset etwa ist eine gewaltige Ballade, irgendwie hat das etwas von Cowboy-Sehnsucht gepaart mit einer Brise Van Morrison Soul. Have A Little Faith In Me ist eine, in unseren Breitengraden sehr bekannte, leicht melancholische Pianoballade. Über der minimalen Instrumentierung zeigt sich die ganze Klasse Hiatts als Interpret eigener Songs. Fast ebenso gut funktionieren Tip Of My Tongue, Learning How to Love You und Stood Up.

Eher mit einer gewissen Mainstream-Tendenz wartet Hiatt mit Songs wie Thank You Girl oder Your Dad Did auf. In beiden Fällen ist das aber immer noch sehr gute Singer Songwriter Kost.

Fazit Hiatt ist ein Künstler, dem man den Erfolg bzw. mehr Erfolg gewünscht hätte. Er ist ein großartiger Songwriter, dazu kann er sein Material gut selbst singen (was nicht bei jedem Songwriter klappt). Und doch hat es für Hiatt am Ende nie ganz gereicht. Das ist hier anders, tatsächlich scheint weniger oft mehr zu sein. Weniger in dem Fall auch bezogen auf seine überwundenen Suchtprobleme, aber insbesondere auf die Aufnahmesession. Ich gehe zumindest davon aus, dass sich ein Mehr in einem Studio nicht unbedingt vorteilhaft ausgewirkt hätte. Hier konnte Hiatt für meinen Geschmack zeigen, dass seine Songs ohne großartiges Brimborium genug Überzeugungskraft hatten. Dazu das vorzügliche Team um Cooder, Lowe und Keltner… Tolles Album, eines der wichtigen Alben der 1980er und im Grund auch ein Meilenstein der Rockmusik.

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Trackliste
  1. Memphis in the Meantime 4:00
  2. Alone in the Dark 4:46
  3. Thing Called Love 4:13
  4. Lipstick Sunset 4:14
  5. Have a Little Faith in Me 4:05
  6. Thank You Girl 4:11
  7. Tip of My Tongue 5:54
  8. Your Dad Did 4:03
  9. Stood Up 6:01
  10. Learning How to Love You 4:06

Alle Songs von John Hiatt

Rezensent: MP