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CD-Kritik George Hatcher - Rich Girl

Interpret: George Hatcher

Titel: Rich Girl

Erscheinungsjahr: 1978

Genre: Southern-Rock, Rock

Bewertung: 7 von 10  (7/10)

 

Rezension/Review

Rich Girl ist der Titel eines Albums von George Hatcher, welches 1978 bei Deutschen Label Shark Records erschien. Auch wenn das Album kommerziell mehr oder weniger erfolglos war, so ist die ganze Geschichte dazu umso interessanter.

Da ist zunächst einmal der Hauptakteur George Hatcher. Hatcher stammt aus den USA, machte dort eher erfolglos Musik und ging um 1974 nach England. 1975 folgte die Gründung der George Hatcher Band und drei Einspielungen für United Artists. Alle Alben waren kein großer Erfolg, der Kontrakt wurde aufgelöst.

Dann erhielt er ein verlockendes Angebot von Shark. Ich gehe einmal davon aus, dass Shark sich damals irgendwie auch an internationalen Künstlern versuchen wollte und das ohne Zweifel vorhandene Potential Hatchers erkannte. Das Album wurde in Hilpoltstein aufgenommen, Hatcher durfte es selbst produzieren, als Co-Produzent agierte Manni Neuner. Das Cover Artwork stammte von Ernst Schultz (Ihre Kinder). Bezüglich Hilpoltstein fiel damals wie heute schnell einmal der Begriff musikalische Provinz, was aber bezüglich des Tonstudios falsch war. Hilpoltstein war damals ein guter Name der deutschen Studioszene, viele vor allem Deutsche Acts produzierten hier ihre Alben. Ich gehe mal davon aus, dass sich das Studio noch breiter aufstellen wollte, dann neben Hatcher produzierte hier auch Eric Burdon, ebenso nahm Ex-Deep Purple Nick Simper in Hilpoltstein auf.

Dass Hilpoltstein Erfahrung hatte, zeigte sich an der ganzen Produktion. Das Artwork mit Hatcher vor einem Herrenhaus bei einem edlen Rolls machte Eindruck, die gesamte Produktion war auf einem hohen Niveau angesiedelt. Neben Hatcher waren dabei James Morgan (g), Pete Gosling (g), Vic Young (b), Geralt Watkins (keys) und Mac Poole (dr). Dazu kamen die Backgroundsängerinnen Claudia Schwarz, Gitta Walther, Renate Mauerer. Das Ergebnis war so gut, dass der Musik Express damals eine ordentliche Note vergab und ich fand die LP damals in einem Laden. Die gute Bewertung fand ich mehr als berechtigt. Mit Southern-Rock habe ich das damals, ehrlich gesagt, nicht in Verbindung gebracht. Aber dort muss man das Album ganz klar ansiedeln.

Das wird schon mit den zwei prächtigen Nummern Back to Dixie und Hell Hole klar. Da gibt es jede Menge hochklassige Gitarrenleads und kernige Grooves. Bei Back To Dixie erinnern vor allem die Twin-Leads an die Allman Brothers, bei Hell Hole die gesamte Struktur, wobei dort auch manches ZZ Top Riff zu finden ist. So oder so zwei prächtige Nummern.

Blue Skies ist eine ganz anderes Hausnummer, luftig und locker mit einem gewissen Westcoast-Country flair, welches man eben aber auch im Southern-Genre finden kann. Etwas weiter geht Hatcher auf Rich Girl. Der balladeske Song ist im Vergleich zu den Vorgängern relativ komplex aufgebaut. Gesangstechnisch erinnert mich Hatcher hier etwas an Joe Cocker.

Die damalige zweite Seite der LP wurde mit der Coverversion des Klassikers All over Now eröffnet. Hatcher macht daraus eine laid-back groovende Nummer, die mit den Slides an Lowell George/Little Feat erinnert. The Price I Pay ist die nächste Ballade, ähnlich wie Rich Girl insgesamt etwas komplexer und wieder erinnert mich Hatcher ab und zu an Cocker. Regrets rockt relativ lässig und locker dahin, wieder eine schön shuffelnde Boogienummer. Der große Unterschied zum Vorgängermaterial: Hatcher erinnert hier (vielleicht gewollt) eher an der UK-Blues im Stil eines Gallagher.

Black Rose stammt von Troy Seals (aus der bekannten US-Musikerfamilie Seals) und pendelt irgendwo zwischen groovigem Southern mit Country-Anleihen und leichtgewichtigeren Westcoast Sounds. Auch die letzte Nummer ist ein Cover, Fly Away stammt von Edgar Winter und Jerry LaCroix. Ein hymnischer Song mit einer guten Prise Gospel.

Fazit Rich Girl von George Hatcher würde ich zu den so genannten Hidden Gems zählen. Ein Album, welches wesentlich mehr Zuspruch verdient gehabt hätte, als es letztlich bekam. Vielleicht ist da auch immer etwas Lokalkolorit dabei, weil das Album in Deutschland produziert wurde und Hatcher bzw. das Album deshalb in Deutschland eine gewisse Verbreitung über die Fachpresse fand. Ungeachtet dessen legte Hatcher ein cooles Southern-Rock Album vor. Als angehender Gitarrist war ich vor allem von der vorzüglichen Gitarrenarbeit angetan. Daneben sollte man aber das Gesamtpaket nicht unterbewerten: Hatcher singt irgendwo zwischen Bob Seger und Joe Cocker, die Band stützt ihn vorzüglich ohne zur reinen Begleitcombo zu werden. Nicht zu verschweigen die guten Background Vocals von Claudia Schwarz, Gitta Walther, Renate Mauerer. Stimmiges Paket, empfehlenswert für Classic-Rock und Southern Fans.

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Trackliste
  1. Back To Dixie (Hatcher) 3:12
  2. Hell Hole (Hatcher) 2:42
  3. Blue Skies (Hatcher) 3:43
  4. Rich Girl (Hatcher) 6:30
  5. It's All Over Now (Womack, Womack) 4:01
  6. The Price I Pay (Hatcher, Gosling) 5:12
  7. Regrets (Hatcher) 4:39
  8. Black Rose (T. Sills) 2:59
  9. Fly Away (E. Winter, J LaCroix) 4:38

Rezensent: MP