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CD-Kritik Bill Haley And The Comets - Rock Around The Clock

Interpret: Bill Haley And The Comets

Titel: Rock Around The Clock

Erscheinungsjahr: 1955

Genre: Rock'n'Roll

Bewertung: 9 von 10  (9/10)

 

Rezension/Review

Rock Around the Clock erschien im Jahr 1955 und war zu dem Zeitpunkt schon das dritte Album von Bill Haley und seinen Comets. Es handelt sich eigentlich um eine Compilation, was zu jener Zeit nicht unüblich war. Auch die beiden Vorgängeralben waren eigentlich keine ausgesprochenen Studioalben.

Viel vom Material dieses Albums stammt von der EP Shake, Rattle And Roll, für Rock Around The Clock hatte man einfach noch ein paar Tracks aufgenommen und brachte das Ganze als LP heraus.

Für Bill Haley bedeutete dieses Album den endgültigen Durchbruch. Er war zwar schon ein Topstar, aber dieses Album erreichte zum ersten mal die Billboard Charts und es war gleichzeitig das erste Rock'n'Roll Album, welches in die erlauchten US-Charts eindringen konnte (immerhin schaffte es das Album bis auf Rang 12 der Popcharts). Die Single We're Gonna Rock Around The Clock erreichte die Topposition der PopSingle Charts und in den Black Charts reichte es zu Rang 3. Rock Around The Clock war definitiv nicht das erste Rock'n'Roll Album, aber es war das erste richtig erfolgreiche Album. Damit ebnete Haley mit diesem Album anderen Künstlern des Genres den Weg zum kommerziellen Erfolg. Alleine deshalb muss man dieses Album als einen Meilenstein der Rockmusik bewerten.

Es gibt aber auch andere Gründe für den Erfolg: die Musik natürlich. Haley wirkt eigentlich nicht wie der typische Rock'n'Roll Star, aber er singt unglaublich cool. Dazu weiß er eine Band hinter sich, die perfekt funktioniert. Die beiden Leadgitarristen Danny Cedrone (Tracks 1, 2, 3, und 4) sowie Franny Beecher (Tracks 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, und 12) hauen Gitarrensoli vom Feinsten heraus. Joey D'Ambrosio ergänzt die Soloinstrumente mit seinen Beiträgen am Tenorsaxofon. Marshall Lytle steuert auf den meisten Songs groovige Basslines bei und Billy Gussack trommelt sich in Hochform durch die meisten Songs. Alleine das ist schon ein Pfund. Dazu sind die Songs durchgängig gut gelungen.

Den Beginn macht der Song "We're Gonna Rock Around The Clock Tonight". Der Song gilt gemeinhin als Synonym für den Rock'n'Roll und er macht im Prinzip die Grundausrichtung von Haley klar: es handelt sich um einen Song, der auf einem Standard 12-bar Blues basiert. Das ganze erhält ein Feeling zwischen Boogie und Swing und stellt so die damals sehr beliebte Form des Rock'n'Roll dar. Irgendwie hat der Song etwas zeitloses, die Gitarrenbeiträge von Cedrone muss man auch heute noch als wegweisend bezeichnen. Auch der nächste Song "Shake, Rattle And Roll" ist ein Genreklassiker. Wieder handelt es sich im Prinzip um einen 12-bar Blues, der wiederum sehr lässig mit einer Boogienote präsentiert wird. Der Song wurde zuerst von Big Joe Turner aufgenommen, er veröffentlichte ihn 1954.

Kaum weniger cool wirkt der "ABC Boogie", auch wenn der Song im direkten Vergleich zu den ersten beiden Knallern etwas abfällt. Aber auch hier gibt es ein bemerkenswertes Gitarrensolo von Cedrone. "Thirteen Women (And Only One Man in Town)" wirkt reduzierter. Der Song lebt, mehr oder weniger, von einer durchgängigen Grundidee. Darüber legt Cedrone interessante Gitarrensplitter, die man eigentlich als ziemlich progressiv bezeichnen muss. Ganz im Geiste von Shake Rattle And Roll kommt der Song "Razzle-Dazzle" daher. Es handelt sich sozusagen um eine Ansage von Haley was der Hörer zu tun hat - Razzle Dazzle eben. Hier spielt Franny Beecher die Gitarrenparts ein, und die haben sich echt gewaschen. Von seinen schnellen Licks und Arpeggios kann auch der moderne Gitarrist lernen. Stilistisch und rhythmisch schließt "Two Hound Dogs" ziemlich nahtlos an. Wieder ein beschwingter Song auf Bluesbasis mit schönen Saxofon-Gitarreinterludes, wobei hier das Solo im Mittelteil vom Saxofon übernommen wird, das Gitarrensolo geht im Outro mit dem Hundegeheul etwas unter. "Dim, Dim the Lights (I Want Some Atmosphere)" wirkt relaxter und swingender, interessant sind die kurzen Anspielungen an den Mambo. "Happy Happy Baby" wirkt ebenso beschwingt, legt aber tempomäßig etwas zu und liegt damit irgendwo im Bereich von Shake Rattle And Roll. Beecher spielt hier wieder relativ bluesige Parts ein, interessant sind vor allem seine Repeating-Licks.

"Birth Of The Boogie" war als Singleauskopplung erfolgeich und erreichte Rang 17 der Billboarcharts. Herrlich ist das Intro mit den wuchtigen Drums, das in einen beschwingten Boogie im Stil von Shake Rattle And Roll mündet. Dazu gibt es auch hier wieder ein schönes Saxofonsolo und ein bemerkenswertes Gitarrensolo von Beecher. Der "Mambo Rock" bewegt sich stilistisch zwar auch im Bereich Boogie, allerdings wird der Song - nomen est omen - mit Mamboelementen gemixt. "Burn That Candle" erinnert an Fats Domino Motive und bringt so eine nette Abwechslung. Interessant, aber auch stiltypisch, ist das Outro mit dem Anspielen einer anderen Melodie, hier der klassischen Hochzeitsmusik. Ein frühes Sampling, wenn man so will. Den Abschluss bildet der stiltypische Boogie "Rock-A-Beatin' Boogie". Auch hier ist die Interaktion zwischen Saxofon und Gitarre bemerkenswert, sowohl Beecher als auch Rudi Pompilli am Saxofon spielen in Hochform. Interessanterweise wurde der Song vom anderen Haley Gitarristen Danny Cedrone schon 1952 mit dessen Band Esquire Boys aufgenommen.

Fazit Das Album Rock Around The Clock von Bill Haley muss zu den Meilensteinen der Rockmusik gezählt werden. Auf dem Album ist dieses frühe Gefühl der jugendlichen Rebellion so gut eingefangen, wie kaum auf einem anderen Album sonst. Musikalisch überzeugen Haley und seine Jungs mit äußerst coolen und groovigen Songs, die Leistungen aller Bandmitglieder sind vorzüglich. Vor allem Gitarristen sollten hier einmal reinhören, denn genau genommen handelt es sich um eines der ersten wichtigen Gitarrenalben der Rockmusik. Ein kleiner Wermutstropfen ist vielleicht das Festhalten an der Shake Rattle And Roll 12-bar Blues Struktur mit Boogie Feeling auf den meisten Songs. Das bietet nicht sehr viel Abwechslung, andererseits kann man das bei der kurzen Laufzeit der Songs bzw. des Albums gut verschmerzen.

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Trackliste
  1. (We're Gonna) Rock Around the Clock (James E. Myers, Max Freedman) 2:11
  2. Shake, Rattle and Roll (Jesse Stone) 2:31
  3. A.B.C. Boogie (Al Russel, Max Spickol) 2:29
  4. Thirteen Women (And Only One Man in Town) (Dickie Thompson) 2:53
  5. Razzle-Dazzle (Charles E. Calhoun) 2:43
  6. Two Hound Dogs (Bill Haley, Frank Pingatore) 2:59
  7. Dim, Dim the Lights (I Want Some Atmosphere) (Beverly Ross, Julius Dixon) 2:31
  8. Happy Baby (Frank Pingatore) 2:36
  9. Birth Of The Boogie (Bill Haley, Billy Williamson, Johnny Grande) 2:15
  10. Mambo Rock (Bix Reichner, Mildred Phillips, Jimmy Ayre) 2:38
  11. Burn That Candle (Winfield Scott) 2:46
  12. Rock-A-Beatin' Boogie (Bill Haley) 2:21

Rezensent: MP