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Review Copernicus - Deeper

Interpret: Copernicus

Titel: Deeper

Erscheinungsjahr: 1985/2012

Genre: Avantgarde, musikalische Lesung

Bewertung: 8 von 10  (8/10)

 

Rezension/Review

Deeper ist ein Album des Künstlers Copernicus/Joseph Smalkowski. Das Album stammt aus dem Jahr 1985 und wurde im Oktober 2012 via Leonardo Pavkovics Moonjune Label neu veröffentlicht. Als Re-Release gibt es Deeper nun mit den zugrunde liegenden Texten sowie einem Abdruck der alten Liner-Notes in einem Booklet.

Copernicus ist ein Performance Künstler, der sehr viel improvisiert. So ist auch Deeper eine Art Liveperformance, die im Studio weitestgehend improvisiert aufgenommen wurde. Copernicus hält seine mittlerweile bekannten Monologe, die Musiker untermalen das mehr oder weniger frei. Musikalisch gab Copernicus schon 1985 den exzentrischen Philosophen, der über die Musik seine Stimmungen bzw. seine Sicht der Dinge darlegen will. Das macht er mal einsilbiger (wie auf Oh God) oder farbiger (wie auf Chichen-Itza Elvis). Es bleibt aber in der Regel eine Art Sprechgesang, der alle emotionalen Facetten aufbietet.

Die Beiträge der Musiker sind stilistisch breit angelegt. Das verstörende "Oh God" wird mit einer passend verstörenden Geräuschkulisse unterlegt. "Son Of A Bitch" erhält eine Art dunkle psychedelische Alternative Pop-Note. Der Jazz-Rock/Free Jazz wird auf "Chichen-Itza Elvis" bedient. "Disco Days Are Over" besitzt mit der Geigenuntermalung einen folkig melancholischen Charakter. "Hurl Silence" klingt wie ein avantgardistischer Discosong. "Once, Once, Once Again" erinnert mich an den New Wave, wie man ihn von Devo kannte.

"The Death Of Joe Apples" könnte man als einen schrägen Mix aus Americana und Jazz-Rock beschreiben. Dabei ist dieser bekannteste Copernicus Song einer der wenigen Songs, die eine vergleichsweise klare Vorgabe haben und wenig improvisiert sind. "They Own Everything" besitzt eigentlich keine besondere musikalische Struktur. Das klingt avantgardistisch, inhaltlich gibt sich Copernicus durchaus als begabter Seher. Er thematisierte schon damals die Macht von Staat/Finanzwelt. "The U.S. Does Not Exist" könnte man, mit der unterlegten Nationalhymne, als einen kurzen Abgesang auf die USA interpretieren. "Atom By Atom" klingt mit den Flöten und Glockenspielsounds zu Beginn fast weltmusikalisch fröhlich. Allerdings kippt die Stimmung und Copernicus konfrontiert den Hörer mit der atomaren Apokalypse. "Come To It" erlöst den Hörer, Copernicus klingt über milde Pianoparts versoffen versöhnlich. Die Konzeption erinnert manchmal an Cluster/Roedelius Pianoarbeiten, Copernicus selbst an Künstler wie Tom Waits.

Fazit Copernicus ist eine Art Kunstfigur, die man mag oder nicht mag. Ich respektiere den Mann, der sein Inneres nach Außen kehrt, als einen interessanten Performance Künstler. Und ich nehme Copernicus ab, dass er alles so meint wie er es in seiner eigentümlichen Art weitergibt. Zusammen mit den außergewöhnlichen Musikern und dem nahezu spontan komponierten Material gibt das einen außerordentlichen Mix, dem ich bei allen avantgardistischen Tendenzen viel abgewinnen kann. Wer außerhalb des musikalischen Mainstream wildern möchte, der findet hier ein gutes Terrain.

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Trackliste
  1. Oh God !!!!!!!!!!!!!!!!!!! 0:52
  2. Son Of A Bitch From The North 6:24
  3. Chichen-Itza Elvis 7:58
  4. Disco Days Are Over 7:15
  5. Hurl Silence 2:05
  6. Once, Once, Once Again 3:26
  7. The Death Of Joe Apples 5:49
  8. They Own Everything 3:15
  9. The U.S. Does Not Exist 1:02
  10. Atom By Atom 3:42
  11. Come To It 7:51

Rezensent: MP