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Info und Diskographie Dr. Feelgood

Dr. Feelgood ist eine Band aus Großbritannien. Die Band wurde Mitte 1971 in Canvey Island, Essex gegründet und verschrieb sich, mehr oder weniger, dem groovigen Rhythm And Blues. Als Liveband genießt die Band seit Bestehen einen guten Ruf, Dr. Feelgood gilt gemeinhin als eine der typischsten Pub Rock Bands aus Großbritannien. Während die Band in den USA nie Fuß fassen konnte, fand sie in einigen europäischen Ländern (u. a. Frankreich, Niederlande, Deutschland) eine treue Fangemeinde. Die größten Erfolge fuhr die Band aber in ihrem Heimatland ein, wo sie zwischen 1975 und 1980 einige Alben bzw. Singles in den Charts platzieren konnte.

1971 - 1976: die klassische Formation - The Wilko Johnson Years

In den 1960ern bildeten die Kumpel Lee Collinson (später "Lee Brilleaux"), Chris White (später "Chris Fenwick") und John Sparkes (auch "Sparks" oder "Sparko") ein Trio und musizierten über die Jahre in wechselnden Besetzungen und wechselnden Bandnamen. Nachdem White das Trio verließ, spielten Collinson und Sparkes als The Wild Bunch bzw. The Pigboy Charlie Band zusammen. Wieder änderte sich die Bandbesetzung permanent, bis die Band auf John "Wilko" Wilkinson (später Wilko Johnson) stieß und diesen als Gitarristen für die Band gewinnen konnte. In der Phase kam es um 1971 zur Namensfindung Dr. Feelgood - man bezog sich dabei auf den gleichnamigen Song von Johnny Kidd And The Pirates.

Der frühere Mitstreiter Chris White - jetzt Chris Fenwick - kümmerte sich ums Management und versorgte der Band erste Auftritte außerhalb Englands, dazu holte Wilko seinen alten Kumpel John Martin aka "The Big Figure" als Drummer in die Band. Die Band spielte ein paar vielversprechende Gigs in den Niederlanden und beschloss, als Band professionell zusammen zu arbeiten. Collinson benannte sich in "Lee Brilleaux" um und die Band war bereit loszulegen.

Nach einer weiteren Niederlande Tour wurden Dr. Feelgood von Heinz Burt als Backinggruppe verpflichtet, was der Band die Teilnahme am legendären 1972er Wembley Rock'n'Roll Festival ermöglichte. Im Anschluss konzentrierte sich die Band endgültig auf ihren eigenen Schuh und konnte sich in der Londoner Clubszene schnell einen guten Ruf spielten. Man könnte sagen, dass Dr. Feelgood eine der prägenden Bands im damals entstehenden Pub-Rock Boom waren. Nach einem positiven Bericht eines NME Journalisten schien das Eis gebrochen, die Band erhielt 1974 einen Vertrag bei United Artists. Nach Touren mit Brinsley Schwarz und Hawkwind folgte 1975 das erste Album Down By The Jetty. Die Band war bemüht, mit Monoeinspielungen einen möglichst authentischen Sound zu erzeugen. Dennoch bemängelten viele Kritiker den fehlenden Druck, den die Band Live so perfekt erzeugen konnte. Immerhin koppelten Dr. Feelgood mit Roxette eine Single aus, die heute zu den Bandklassikern gehört. Später soll eine schwedische Band den Songtitel als Bandnamen genutzt haben, deren Musiker Per Gessle wiederum den Bandnamen später nutzte, als er das bekannte Popduo Roxette mit Marie Fredriksson gründete - so wird zumindest gemunkelt.

Mit dem zweiten Album Malpractice (1976) und der ausgekoppelten Single "Back In The Night" lief es besser für Dr. Feelgood, Rang 17 in den UK-Charts waren zumindest in Großbritannien ein guter Erfolg. Auch die Kritiker bewerteten das Album in der Regel wohlwollend.

Den Durchbruch schaffte die Band mit dem Livealbum "Stupidity", welches im Jahr 1976 Rang 1 der UK-Charts erreichte. Im Sog des Albums schaffte es das folgende Studioalbum Sneakin' Suspicion auf Rang 10 der Charts.

Leider begann es zu der Zeit innerhalb der Band zu kriseln. Man tourte viel - zu viel etwa für Wilko Johnson. Außerdem musste die Band eine enttäuschende US-Tour verzeichnen. Es gelang Dr. Feelgood nicht, in den USA Fuß zu fassen. Innerhalb der Band kam es zu Spannungen - Wilko Johnson vs. den Rest der Band sozusagen. Besonders intensiv soll die Kluft zwischen Wilko und Lee Brilleaux gewesen zu sein. Wilko verließ die Band nach Sneakin' Suspicion.

1977 - 1981: Dr. Feelgood mit Gypie Mayo

Man holte als neuen Gitarristen John Gypie Mayo. Eine mutige Entscheidung, zumal Gypie in der Szene relativ unbekannt war. Aber Mayo schien zum Glücksgriff zu werden. Er präsentierte sich auf den folgenden Tourneen als vollwertiger Ersatz und wurde sowohl von Kritikern als auch Fans wohlwollend angenommen. Damit war Wilko eigentlich auch schnell vergessen.

Dennoch musste man für das Album Be Seeing You umdenken, weil Wilko eine zentrale Rolle eingenommen hatte. So holte man Nick Lowe als Produzenten, Larry Wallis von den Pink Fairies steuerte Texte bei. Das Ergebnis konnte sich sehen und hören lassen - die Band legte mit Be Seeing You ein fulminantes Album vor. Kommerziell bedeutete Rang 55 der UK Charts jedoch einen Rückschritt.

Etwas besser lief das Folgealbum Private Practice, das es bis auf Rang 41 der UK Charts schaffte. Dieses Album enthielt auch den größten Hit der Band - "Milk And Alcohol". Der Song passte 1978 mit seiner punkigen Attitüde gut in die musikalische Landschaft. Dennoch wurde bezüglich des gesamten Albums der vergleichsweise glatte Sound bemängelt, der nicht mehr ganz so viel von der Power der Band hören ließ

Das 1979er Live Album "As It Happens" erreichte mit Rang 42 der UK Charts eine ordentliche Platzierung, danach lief es nicht mehr so gut für Dr. Feelgood. Das 1979er Studioalbum "Let It Roll" war zwar ordentlich eingespielt, wirkte aber etwas blutleer. Auch hier litt das Album vor allem unter dem überproduzierten sterilen Sound, der nur wenig von der aufregenden Pub-Rock Band erahnen ließ. Nicht mehr chartnotiert waren die Alben A Case Of The Shakes (1980) und "On The Job (1981)". Dabei schöpfte man mit A Case Of The Shakes Hoffnung. Die Band holte wieder Nick Lowe als Produzenten. Außerdem steuerten Lowe, Larry Wallis und Bob Andrews einigen gute Songs bei. So wurde A Case Of The Shakes von der Presse einhellig als bestes Album seit langem gepriesen, chartmäßig tat sich aber nichts.

Die Band nutzte die Zeit, um intensiv zu touren - zu viel für Gypie Mayo. Der wollte sich mehr um seine Familie kümmern und verließ Dr. Feelgood (Nachtrag: Gypie Mayo verstarb am 23.10.2013). Damit musste man sich wieder einmal um einen neuen Gitarristen kümmern.

1981 - 1994: Lee Brilleaux ist Dr. Feelgood

Als Ersatz für Mayo holte man Johnny Guitar Crippen. Der ehemalige Count Bishops Gitarrist war durchaus passend, allerdings blieb Crippen nur für das folgende Album "Fast Women And Slow Horses". Für die Band sollte es noch schlimmer kommen. Sparkes und The Big Figure hatten nach 11 Jahren Dauertouren genug und wollten sich mehr um ihre Familien kümmern. Sie verließen die Band, Lee Brilleaux war damit der letzte Überlebende der Urformation. Damit stand Dr. Feelgood an einem Scheideweg.

Brilleaux war zwar frustriert, er musste für eine gebuchte Indientour aber eine neue Band zusammenstellen. Das ging überraschend schnell. Als Gitarristen holte er Gordon Russell, der schon zuvor als Ersatz für Gypie Mayo im Gespräch war. Als Bassisten holte Brilleaux seinen alten Schulfreund Phil Mitchell (u. a. Micky Jupp, Lew Lewis, The Red River Soul Band, Love Affair). An den Drums half The Big Figure vorerst noch aus, später holte man Kevin Morris.

In der Besetzung kamen dann die weniger erfolgreichen Alben "Doctor's Order (1984)" und "Mad Man Blues (1985)" heraus. 1986 erhielt die Band einen Vertrag bei Stiff Records, einem Label, welches sich im Punk und Postpunkphase einen guten Namen gemacht hatte. Hier wurden die Alben "Brilleaux (1986)" und "Classic (1987)" veröffentlicht. Das Ergebnis war enttäuschend, zumal sich die Band vom klassischen Pub-Rock entfernte hatte.

Stiff geriet Ende der 1980er in finanzielle Not, woraus Chris Fenwick und Lee Brilleaux eine Tugend machten. Beide waren sowieso unzufrieden mit dem, was Dr. Feelgood auf Studioplatten pressen musste. So gründete man kurzerhand ein eigenes Label, Grand Records und erhielt so die volle Kontrolle über das, was man einspielte.

Dr. Feelgood ging wieder intensiv auf Tour, musste sich aber nach einer Neuseeland Tour erneut um einen neuen Gitarristen kümmern. Gordon Russell verließ die Band, nachdem ihn die Nachricht vom Tod seines Kindes erreichte. Schnell fand man in Steve Walwyn Ersatz, einen Gitarristen, den die Band schon immer im Radar hatte. Walwyn passte nach Ermessen der meisten Fans gut zur Band, Dr. Feeldgood spielte mit ihm einige erfolgreiche Gigs - festgehalten auf dem 1990er Album "Live In London".

Das Personalkarussell kam jedoch nicht zum Stillstand. Als nächster ging Bassist Phil Mitchell, dem die Tourerei ebenfalls zuviel wurde. Für ihn kam der bekannte Bassist Dave Bronze. Mit ihm wurde 1991 das gelungene Rock'n'Roll Album "Primo" fertiggestellt. Bronze sah sich selbst aber nur als Übergangslösung, er blieb nur vier Jahre bei den Feelgoods.

Die Band blieb indes am Ball und wollte schnellstmöglich einen würdigen Nachfolger für Primo veröffentlichen. 1993 folgte das Album "The Feelgood Factor". Das in Wales produzierte Album gefiel der Band, allerdings schockierte Brilleaux die Band nach den Aufnahmen mit der Nachricht, dass er an Krebs erkrankt ist. Er musste sich danach einer Chemotherapie unterziehen, worauf Chris Fenwick auch alle Termine der Band stornierte. Die Musiker spielten in der Zwischenzeit bei anderen Bands, Chris Fenwick arbeitete an der Eröffnung einer Bar - im September 1983 eröffnete die "Dr. Feelgood Music Bar". Hier sollten Dr. Feelgood mit Lee Brilleaux dann auch ihren letzten Gig spielen. Diesen Abend hielt man auf dem Live Album "Down At The Doctors" fest. Brilleaux ging danach zu seiner Familie, in deren Kreis er am 07. April 1994 im Alter von nur 41 Jahren starb.

1994 - 1999: Stabiles Line-Up mit dem Frontmann Pete Gage

Mit dem Tod Brilleaux' im Jahr 1994 war davon auszugehen, dass Dr. Feelgood Geschichte ist. Schon der Weggang von Wilko war hart, aber ohne Brilleaux sah Manager Chris Fenwick eigentlich keine Möglichkeiten mehr zur Fortführung der Band. Allerdings war es wohl der letzte Wunsch von Lee Brilleaux, dass die Band nach seinem Tod erhalten bleibt. Fenwick wollte auch die Arbeit von über 20 Jahren nicht einfach so wegwerfen, außerdem waren Steve Walwyn und Kevin Morris der Meinung, die Band müsse weiter bestehen. Man holte Phil Mitchell zurück zur Band und stellte im Mai 1995 den Sänger Pete Gage als neuen Frontmann vor.

1996 folgte das Album "On The Road Again", danach ging es vier Jahre auf Tour - also alles beim Alten. Die Band hatte sich gefunden, aber es kam innerhalb der Band zu Spannungen. Sänger Gage war Keyboardplayer, der auch eigene Sachen einbringen wollte. Er wollte außerdem einen Richtungswechsel, die alten Member wollten aber nicht vom alten Kurs abweichen. Die Spannungen gipfelten schließlich 1999 im Weggang von Gage.

Seit 1999: Robert Kane übernimmt die Position des Frontmannes

Für die Bandkollegen kam der Weggang von Peter Gage nicht unerwartet, die Spannungen hatten sich über längere Zeit aufgebaut. So hatte man im Animals-Sänger Robert Kane auch schnell einen Ersatz gefunden. Im Jahr 2000 nahm die Band das Album "Chess Masters" mit Neuaufnahmen alter Chess Klassiker auf. Das Album kam bei Kritikern ganz gut an. Die Band besteht weiter - und wenn sich auf Tourneen sind, dann leben sie noch heute…

Anmerkung:

Seit 1994 gibt es ein loses Projekt um die ehemaligen Dr. Feelgood Mitstreiter Gypie Mayo, John Sparks und The Big Figure - Dr. Feelgood's Practice bzw. The Practice. Sie treten immer mal wieder mit dem Sänger Gary Miller auf. Wie oben erwähnt, dürfte das Projekt nach dem Tod Mayos am 23.10.2013 in der Form Geschichte sein.

Seit 1994 findet außerdem jährlich ein Lee Brilleaux Memorial statt, zu dem sich immer wieder alte Bandmember zusammenfinden. Das letzte (15.) Memorial fand nach meinem Kenntnisstand 2009 in Canvey Island statt.

 

Diskographie Dr. Feelgood

Compilations, Livealben

  • 1976 Stupidity
  • 1979 As It Happens
  • 1987 Case History - The Best of Dr. Feelgood
  • 1987 Classic
  • 1989 Singles - The UA Years
  • 1990 Live In London
  • 1991 Stupidity Plus (Live 1976-1990)
  • 1994 Down At The Doctors
  • 1995 Looking Back
  • 1997 Twenty Five Years of Dr. Feelgood
  • 1997 Centenary Collection (The Best Of Dr. Feelgood)
  • 1999 Live at the BBC 1974-75
  • 2001 BBC Sessions 1973 - 1978
  • 2001 Singled Out - UA/Liberty As, Bs & Rarities
  • 2002 Finely Tuned
  • 2002 Down at the BBC: In Concert 1977-78
  • 2003 Speeding Thru Europe

 

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