KurzInfo und Diskographie: Agitation Free
Agitation Free ist eine deutsche Rockband, die man ursprünglich als einen typischen Vertreter des Krautrock bezeichnete. Die Band entstand 1967 in Berlin und existierte zuerst bis 1974. Agitation Free wurden mit ihrer Mischung aus spacigem und experimentellen Rock, Weltmusik und Jazzrock recht bekannt und tourten oft und erfolgreich durch Europa. Die Band selbst betrachtete sich in erster Linie als eine experimentelle Rockband, welche ihre Einflüsse im Psychedelic Sound San Franciscos ebenso sah, wie im Jazz Rock. Man sagt auch, dass Agitation Free einen entscheidenden Einfluss auf die so genannte Berliner Schule gehabt hat, was wohl vor allem durch die Querverbindung über Franke und Hoenig zu Tangerine Dream bzw. Klaus Schulze sowie von Ulbrich zu Ashra begründet ist.
Agitation Free war eine Band mit ständig wechselnden Besetzungen. Im Gründungsjahr fanden sich Michael "Fame" Günther (bass), Lutz "Lüül" Ulbrich (guitar), Lutz Ludwig Kramer (guitar) und Christopher Franke (drums) zur Band Agitation zusammen. 1970 wurde der Bandnamen in Agitation Free geändert. Zu der Zeit war, neben den vorgenannten Musikern, auch Gitarrist Axel Genrich mit dabei. Genrich wechselte jedoch schon 1970 zu Guru Guru. Für ihn kam Jörg "Joschi" Schwenke. 1971 verließ Drummer Franke die Band Richtung Tangerine Dream, für ihn kam Burghard Rausch. Durch ein Engagement des Goethe-Institutes verschlug es die Band für Live Auftritte in Länder wie Ägypten, Libanon, Zypern und Griechenland. Kulturelle und musikalische Einflüsse dieser Länder schlugen sich im Sound der Band nieder, ein Beispiel dafür ist das Debütalbum Malesch. 1973 folgte der 2nd Streich der Band. Musikalisch wirkte das Album sehr relaxt, die Band jammte im Stil der Grateful Dead. Nachdem die Band 1974 Live sehr präsent war, überraschte die Meldung, dass sich Agitation Free auflöste.
Auf der Bandwebsite stellt Michael Günther die Dinge detaillierter dar. Demnach wollten er und Gustl Jütjens an der Band festhalten. Sie konnten Lüül zu einer losen Zusammenarbeit überreden. Für Burghard Rausch kam Harald Großkopf, für Hoenig kam Manfred Opitz und zusätzlich holte man den Saxofonisten Klaus Henrichs (Os Mundi). Allerdings war das Bandgefüge anscheinend sehr fragil, zumal Lüül sehr häufig im Ausland war. Auch die Anzahl der mitwirkenden Musiker verwirrt etwas, es werden u. a. die Drummer Constatin Bommarius (drums) und Jochen Bauer sowie Lou Blackburn,Christian Brero und Bernd Gruber genannt. Die Band spielte einiges Material ein, scheiterte jedoch beim Versuch, das Material an den Mann zu bringen. In neuer Besetzung versuchte man sich unter dem Namen Lagoona. Nach einer Dänemarktour stand die Band aber auch vor dem Aus. Ende 1975 wurden dann sowohl Agitation Free als auch Lagoona faktisch aufgelöst.
Die beteiligten Musiker konnten sich danach in bekannte deutsche Acts einbringen. Christopher Franke ging, wie erwähnt, schon 1971 zu Tangerine Dream. Auch Michael Hoenig war Mitglied von Tangerine Dream, arbeitete mit Klaus Schulze zusammen und brachte Soloalben heraus. Danach machte er sich in Hollywood als Filmkomponist und Produzent für zeitgenössische Klassik einen sehr guten Namen. Ax Genrich wurde u. a. bei Guru Guru gesichtet, Burghard Rausch verstärkte die vielversprechende Band BEL AMI und später Electric Family, Gustl Lütjens spielte u. a. bei Shirley Bassey und NENA und initiierte später die erfolgreiche Band Living Mirrors. Lutz Ulbrich und Großkopf waren später u. a. bei Ashra tätig, Lutz Kramer bei Walpurgis.
1998 trafen sich Lütjens, Günther und Rausch auf einer Geburtstagsfeier von Lutz Ulbrich. Man beschloss, Agitation Free wiederzubeleben. 1999 folgte dann sogar ein neues Album, River Of Return. Danach hörte man eine Weile nichts mehr von der Band. Im Februar 2007 gaben Agitation Free schließlich in der Originalbesetzung von 1974 eine Serie von Konzerten im Shibuya O'West in Tokio, Anlass dieser Einladung war die Einweihung einer Wachsfigur des Keyboarders Michael Hoenig im Tokyo Tower Wax Museum. Alle drei Konzerte im wurden mitgeschnitten. Michael Hoenig stellte die besten Versionen in der ursprünglichen musikalischen Abfolge der drei Konzerte für das gut gelungene Live Album Shibuya Nights zusammen.
Diskographie Agitation Free (Auszug)
- Malesch (1972)
- 2nd (1973)
- Fragments (Liveaufnahmen 1974)
- At the cliffs of river Rhine (Liveaufnahmen 1974)
- The other sides of Agitation Free (1974/1975)
- Last (1976, Liveaufnahmen 1974)
- River of Return (1999)
- Shibuya Nights. Live In Tokyo (2011)