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Albumbesprechung Can - Tago Mago

Interpret: Can

Titel: Tago Mago

Erscheinungsjahr: 1971

Genre: Krautrock, Experimentalrock

Bewertung: 6 von 10  (6/10)

 

Rezension/Review

Tago Mago ist das zweite Studioalbum der Kölner Band Can. Das Album erschien im Jahr 1971 nach dem Album Soundtracks, welches - wie der Namen vermuten lässt - weniger ein Studioalbum als vielmehr ein Soundtrackalbum ist. Tago Mago erschien als Doppel-LP und wird oft als eines der wichtigsten Can-Alben bezeichnet. Die Kritiken zum Album fielen in der Regel sehr gut aus.

Can gehören zu den wichtigsten und einflussreichsten Deutschrockbands. Der Melody Maker war dereinst sogar der Meinung, Can sei britischen Bands um Jahre voraus. Zu diesem Album gibt es einige hervorragende Bewertungen. Julian Cope, der sich intensiv mit dem Krautrock/Deutschrock auseinandersetzte, schwärmte in höchsten Tönen. Nach seiner Ansicht klingt Tago Mago nur nach sich selbst und nach nichts, was zuvor oder später veröffentlicht wurde. Das Album ist im Buch 1001 Albums You Must Hear Before You Die gelistet, viele Musiker benannten Can und speziell Tago Mago als großen Einfluss.

Um die Musik von Can verstehen zu können, muss man vielleicht etwas von der Konzeption verstehen. Nach meinem Verständnis ging es bei Can um den intuitiven Zugang zur Musik - um Improvisation. Man wollte Musik ohne kommerzielle Sachzwänge machen (zumindest anfangs). Wahrscheinlich entstanden die Can Songs mehr oder weniger aus reinen Improvisationen heraus. Einer gab ein Thema vor, um das herum man improvisierte und Songs und Klänge entstehen ließ. Dieses Konzept und die Herangehensweise von Can waren revolutionär. Das Ergebnis klang immer sehr experimentell und dadurch auch sehr komplex. Tago Mago wird allgemein als sehr experimentell bezeichnet, viele Betrachter sahen Can selten so nahe am Avantgarde. Darüber kann man geteilter Meinung sein. Im Großen und Ganzen finde ich das Material durchaus gut nachvollziehbar. Vor allem das Material auf der damaligen ersten Scheibe bietet einen guten Zugang zur Musik von Can.

"Paperhouse" wirkt mit hypnotischen Melodien und dem gleichförmigen Basisrhythmus durchaus einprägsam, nur der Mittelteil ist sehr experimentell gestaltet. "Mushroom" wirkt insgesamt experimenteller, kann aber zu den leichter verdaulichen Songs des Albums gezählt werden. "Oh Yeah" und das 18-minütige "Halleluwah" überzeugen vor allem mit interessanten Rhythmen, die zwar nur minimal variieren, aber gerade deshalb auch irgendwie hypnotisch wirken und den Songs einen klare Grundstruktur geben. Während Oh Yeah gewisse Jazz-Anklänge aufweist, stellt Halleluwah einen langen Trip dar - typisch Can, aber noch nicht ganz abgedreht. Auch "Aumgn" läuft über 17 Minuten und ist, vor allem zeitgeschichtlich, ein interessanter Song. Die exzessiven Klangmalereien und die losen musikalischen Strukturen können den Rockhörer von heute aber überfordern. Mit dem etwas kürzeren Song "Peking O" hält die Band an freien Mustern fest, was manchen Zuhörer heute etwas überfordern kann. Die beiden Songs dürften vor allem für die Einschätzung gesorgt haben, dass Tago Mago das extremste Can Album ist. Dagegen erscheint "Bring Me Coffee Or Tea" geradezu leicht konsumierbar, obwohl auch dieses Stück mit seinen fernöstlich wirkenden Chören avantgardistisch angelegt ist.

Fazit Tago Mago ist ein interessantes Album, auf dem Can einerseits ihr typisches Musikverständnis vorstellten und doch einen gewissen Spagat schafften. Sagen wir es einmal so: das vorgestellte Material bis Halleluwah ist, für Can-Verhältnisse, recht gut konsumierbar. Danach wird es doch äußerst komplex und avantgardistisch. Damit möchte ich sagen: der Standardkonsument wird nach Halleluwah mutmaßlich überfordert sein. Ich bin ehrlich: mir geht es so, irgendwann wird es mir dann doch zuviel. Aber die damaligen Kritik war mit diesem Album extrem glücklich, meines Wissens verkaufte es sich auch sehr gut. Also haben wir logischerweise ein wichtiges Album des frühen Rock aus Deutschland vorliegen. Wer sich für die Band bzw. für Krautrock interessiert, der kommt um Tago Mago nicht herum.

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Trackliste
  1. Paperhouse 7:28
  2. Mushroom 4:03
  3. Oh Yeah 7:23
  4. Halleluhwah 18:32
  5. Aumgn 17:37
  6. Peking O 11:37
  7. Bring Me Coffee or Tea 6:47

Rezensent: MP