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Albumbesprechung Kate Bush - Lionheart

Interpret: Kate Bush

Titel: Lionheart

Erscheinungsjahr: 1978

Genre: Pop-Rock, Art-Pop

Bewertung: 8 von 10  (8/10)

 

Rezension/Review

Lionheart ist der Titel des zweiten Albums von Kate Bush. Das Album erschien im November 1978.

Mit Lionheart konnte Kate Bush den Erfolg des Debüts nicht ganz bestätigen. Die zuerst ausgekoppelte Single Hammer Horror erreichte nur Rang 44 der britischen Singlecharts, besser lief es mit der zweiten Auskopplung Wow, welche Rang 14 erreichte. Das Album erreichte als beste Platzierung im UK Rang 6, die schlechteste Platzierung eines Kate Bush Albums. Das Album wurde und wird kontrovers diskutiert. Einige bestätigten Kate Bush, ein ebenso gutes Album wie das Debüt vorgelegt zu haben. Viele Kritiker bezeichneten Lionheart jedoch als mittelmäßigen Aufguss von The Kick Inside.

Etwas zur Geschichte von Lionheart

Die Plattenfirma machte nach dem Erfolg des Debütalbums mächtig Druck und drängte auf ein schnelles Release des zweiten Albums. In der Kürze der Zeit reichte es für drei neue Songs (Symphony In Blue, Fullhouse und Coffee Homeground). Ansonsten musste Kate auf den Fundus alter Songs zurückgreifen. Im Juli 1978 begannen im Sunbear Studio in Nizza die Aufnahmen. Bush setzte zunächst auf ihre vertraute Crew der KBT mit Del Palmer (Bass), Brian Bath (Gitarren) und Charlie Morgan (Drums). Produzent Andrew Powell wollte aber die Musiker des Debütalbums dabei haben, also spielte der alte Kern um Ian Bairnson (Gitarren), Duncan Mackay (Keyboards), David Paton (Bass) und Stuart Elliott (Drums) einiges neu ein. Nach knapp 10 Wochen war das Material soweit im Kasten und das Album wurde offiziell im November veröffentlicht.

Wie erwähnt, wurde das Ergebnis nicht immer mit guten Kritiken goutiert. Auch Kate Bush haderte scheinbar mit der ganze Sache und änderte ihre Meinung über die Jahre. Bedenke man die Kürze der Realisierung, so Bush, sei es ein verdammt gutes Album. Sie war wohl auch mit der Qualität der Arrangements zufrieden, sie befand zudem, dass sich die Songs schon etwas von dem Material des Debüts unterschieden. Auch das gesamte Drumherum in Frankreich gefiel ihr wohl gut. Dennoch war sie nicht ganz zufrieden, später wurde sie noch etwas kritischer. In einem 1984er Interview bezeichnete sie die Musik als etwas überproduziert und einfach zu schnell aufgenommen. 1985 ging sie in einem Interview mit Keyboards noch weiter:

Even though they were my songs and I was singing them, the finished product was not what I wanted. That wasn't the producer's fault. He was doing a good job from his point of view, making it sound good and together. But for me, it was not my album, really.

Die Songs

  • Symphony In Blue war einer der neuen Songs. Kate Bush wurde inhaltlich inspiriert von Wilhelm Reichs Buch der Träume, musikalisch gab sie Erik Saties Gymnopedies als Inspiration an. Dementsprechend verspielt und verträumt wirkt der Song.
  • In Search Of Peter Pan gehört zu den älteren Bush-Songs, im Song wird das bekannte When You Wish Upon A Star Thema des Disney Films Pinocchio zitiert. Kate bezieht sich im Grund auf die Kindheit an sich und wie das Miteinander der Eltern auf Kinder abfärbt. Wie der Opener ein sehr ruhiger und verträumter Song, harmonisch mit Ähnlichkeiten zu Wuthering Heights – aber nicht ganz so eingängig.
  • Wow wurde als zweite Single ausgekoppelt und erreichte mit Rang 14 der UK Charts die beste Position. Es geht im Song um das Musik Business im Allgemeinen. Musikalisch entstand Wow bei einem Versuch, etwas im spacigen Pink Floyd Stil zu versuchen. Das gelang ihr nach eigener Ansicht gut, vor allem mit ihrem Gesang war sie sehr zufrieden. Für meinen Geschmack bemerkt man die angestrebte Floyd Note hier vor allem im eingängigen und symphonischen Refrain.
  • Don't Push Your Foot On The Heartbrake war ein älterer Bush Song, den sie nach eigenen Aussagen im Stil von Patti Smith zu schreiben versuchte. Auch hier verbleibt sie zunächst im ruhigen und verträumten Fahrwasser, legt mit dem Refrain mit rockigen und durchaus leicht progressiven Elementen zu.
  • Oh England My Lionheart war ein älterer Song, der auf das Album kam. Es war wohl einer der Songs, den Kate Bush im Nachhinein weniger gern mochte. Sie nannte ihn später sogar einmal einfach nur "Peeeiiinlich". Vielleicht kommt es darauf an, wie man den Text interpretiert. Es geht um das alte und manchmal von den Engländern leicht nostalgisch verklärte Königreich. Aber, so Bush, alles was sie tut sei eben auch sehr Englisch und das kommt wohl im Ausland sehr gut an. Die musikalische Umsetzung ist gut gelungen, verträumt mit folkigen Elementen und einem feenhaften Bush-Flair.
  • Fullhouse war einer der neu geschriebenen Songs, ein autobiographischer Song über ihr Innenleben und Probleme, welche sie durchlief. Im Grund ein typischer Bush-Song mit ungemein vielen Facetten: ruhige und verträumte Motive neben rockigen Teilen bis hin zu subtilen Reggae-Elementen. Für meinen Geschmack ein recht komplexer Song, der auf Anhieb sperrig wirkt - aber mit jedem Anhören zulegen kann.
  • In The Warm Room ist ein älterer Song, den sie als einfach gehaltene Pianoballade schrieb und für das Album genauso präsentierte. Inhaltlich wollte Bush die Gegengeschichte zum typischen Frau trifft tollen Mann in Disco, er spricht sie und und so weiter schaffen. Hier traf ein Mann eine solche Frau und daraus ergab sich eine nette Geschichte.
  • Kashka from Baghdad war ein Song aus dem Jahr 1976. Inspiriert wurde sie durch eine Krimiserie aus den USA und deren Musikthema. Daraus ergab sich die Idee für die Geschichte mit einem Haus im ländlichen Nordamerika, dort wo jeder jeden kennt und jeder alles wissen will. Die beiden Bewohner des Hauses machen aber aus ihrem Leben ein Geheimnis (die beiden Männer sind ein Paar). Ein ruhiger Song, aber ungemein facettenreich. Für mich ein gutes Beispiel für eine gelungene musikalische Erzählung.
  • Coffee Homeground war einer der drei neu geschriebenen Songs, Kate Bush komponierte ihn während eines Aufenthalts in den USA. Inspiriert durch einen Taxifahrer, den Kate Bush als etwas verrückt beschrieb. Scheinbar hatte er eine Art Vefolgungswahn und ständige Angst davor, dass ihn irgendwer irgenwie vergiften will. Eine kleine Ode auf die ganz normal Paranoia im Alltag von Menschen, musikalisch prima umgesetzt. Der Song hat etwas von verschrobener englischer Brassband mit einem witzigen Unterton.
  • Hammer Horror war der letzte Titel des Albums und zugleich dessen erste Singleauskopplung. Oft wurde gemutmaßt, der Song handle von den so genannten Hammer Horror Filmen. Dies sei jedoch nicht direkt ihre Intention gewesen, schrieb Kate Bush später. Vielmehr orientierte sie sich konkret an James Cagney in seiner Rolle des Stummfilmstars Lon Chaney. Der Protagonist ihres Songs träumt sein ganzes Leben davon, die Hauptrolle des Klöckners von Notre Dame spielen zu dürfen. Der Traum erfüllt sich, aber während vieler Proben stirbt er überraschend. Sein Freund wird gebeten, die Rolle zu übernehmen. Als er spielt, begegnet ihm sein Verstorbener Freund als Geist. Der will nicht, dass er seine Rolle spielt und ist sogar der Meinung, dass ihm seine Rolle gestohlen wurde. Ein weiteres Beispiel für eine ziemlich perfekte musikalische Erzählung, sozusagen ein Mini-Musical.

Fazit Alle möglichen Rezensionen zu dem Album Lionheart treffen sicherlich irgendwie. Kate Bush musste das Album extrem schnell realisieren und daher auf viel altes Material zurückgreifen. Daher kann man einige der Grundstrukturen des Albums auch mit Harmonien des Debütalbums vergleichen, aber was bitteschön soll daran schlecht sein? Das Debütalbum war überragend gut und hier legt sie im Grund sogar leicht zu. Oft bemerkt wurde richtigerweise, dass diesem Album die ganz großen Songs wie Wuthering Heights oder The Man With The Child fehlen. Dafür liegen die Songs auf Lionheart jedoch auf einem nahezu gleich guten Niveau, herausragend für mich Fullhouse, In The Warm Room, Kashka From Baghdad, Coffee Homeground und Hammer Horror. Lionheart ist in diesem Sinn dem Debüt mindestens ebenbürtig.

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Trackliste
  1. Symphony in Blue 3:35
  2. In Search of Peter Pan 3:46
  3. Wow 3:58
  4. Don't Push Your Foot on the Heartbrake 3:12
  5. Oh England My Lionheart 3:10
  6. Fullhouse 3:14
  7. In the Warm Room 3:35
  8. Kashka from Baghdad 3:55
  9. Coffee Homeground 3:38
  10. Hammer Horror 4:39

Rezensent: MP