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Albumbesprechung Clint Bahr - Puzzlebox

Interpret: Clint Bahr

Titel: Puzzlebox

Erscheinungsjahr: 2022

Genre: Prog-Rock

Bewertung: 8 von 10  (8/10)

 

Rezension/Review

Puzzlebox ist der Titel eines Albums des New Yorker Musikers Clint Bahr, welches 2022 via MoonJune Records eröffentlicht wurde.

Clint Bahr ist ein Name, welcher Insidern vielleicht als Teil von TriPod oder Andromeda & Flash bekannt sein könnte und in dem Zusammenhang vielleicht primär als Bassist und Stick-Spieler. Mit Puzzlebox legt er (auch wenn man von einem Bandformat sprechen könnte) ein Soloalbum vor. Man kann u. a. lesen, dass er das 'Brainchild' von Puzzlebox ist. Wenn man Puzzlebox in diesem Zusammenhang als Bandprojekt sehen will, dann würde es bestehen aus Bahr, Marilyn Crispell (Piano), Dan Parkington (Sitar), Jeff Schiller (Saxofon) und Dick Griffin (Posaune). Als Gäste dabei sind David Jackson (Flöten, Woodwinds, Effekte), Billy Ficca (Drums, Percussion), Colin Carter (Vocals), David Cross (Violine, Viola), Stephanie Feyne (Dialogue) und Peter Banks (Gitarre).

Eine interessante Mannschaft, die sich Bahr zusammenstellte. Er machte einen Plan wahr, nachdem er etwas Großes plante und die Musik großer klassischer Progbands wie King Crimson, Van Der Graaf oder Yes zusammenbringen wollte. Passend daher die Wahl der Gastmusiker - David Jackson war mal bei Van Der Graaf, David Cross bei King Crimson und Banks bei Yes. Das macht neugierig.

Die Songs

Der Reigen wird im weitesten Sinn weltmusikalisch eröffnet, Tabula Rasa ist ein kurzes Versatzstück mit reichlich flirrender Sitar, Tambura und sanften Flötenmelodien. Der Song leitet über in New Design, auf dem Bahr ernst macht. Fernost trifft auf klassischen Prog mit einer gewissen Härte und vergleichweise eingängigen Gesangsmotiven. Schöner Mix.

Plate ist - so sagt es die Tracklist - die erste Impro-Nummer des Albums. Hier gibt Bahr mit einem reduzierten Stick-Grundmotiv die Richtung vor. Dazu können sich die MitmusikerInnen verwirklichen, das Konzept erinnert an die modale Impro. Tatsächlich finden wir uns in einer Welt abseits des Mainstream im Land des Free Jazz und Avantgarde.

Shelter nähert sich dem Konzept von New Design, ist kürzer und griffiger. Die Band gibt sich druckvoll im Stil klassischer Progbands ebenso wie bekannter Größen des härteren frühen 70s Rock. Die Gesangsmotive verströmen etwas 60s Psychedelic Flair. Ein sehr gelungener Mix. So könnte weitergehen, aber mit As Tympani Melt in the Greek Heat folgt die nächst Impro-Nummer. Der längste Albumtrack besitzt aufgrund des Impro-Charakters keine feste Form, die Aneinanderreihung avantgardistischer Klangfetzen kann für den einen eine Offenbarung sein, für andere weniger.

Ich bin gedanklich schon beim nächsten Track Fall From Grace, der wiederum kürzer und im Stil von Shelter und New Design mit einer angenehm harten retro Prognote daherkommt. Belt & Braces ist ein kurzes Instrumental. Bass, Percussion, Piano und Posaune ertönen für meinen Geschmack in der Kürze überzeugend und unterhaltsam. Ähnliches gilt für Triangles, Circles & Squares, ein kurzes improvisiertes Stück. Bass, Violine, Bass-Klarinette etwas Piano und Percussion schaffen eine wundersame Landschaft, in der man sich gerne aufhalten will.

Oslo ist das nächste kürzere Versatzstück, hier mit E-Bow und geheimnisvollen Sprechgesang. Sehr schön, davon gerne mehr. Aber ich bin auch mit dem folgenden Kicking The Wasp’s Nest mehr als glücklich. Der Song geht im besten Sinn einfach gut ab und könnte gut taugen als Filmmusik zu irgendetwas psychedelischem oder einem abgedrehten Cartoon. Genial, mein persönliches Highlight.

Zum Abschluss wird es vergleichsweise melodisch, Lifeguard In The Rain könnte man als Hommage an den akustischen folklastigen Prog der 70er sehen, der Song leitet mit Möwengeschrei in Tabula Rasa Part 2 - wenn man so will eine Art musikalischer Formschluss. Gelungen.

Fazit Clint Bahr präsentiert mit Puzzlebox ein Projekt, welches ursprünglich wohl ein Bandprojekt sein sollte – nun aber unter seinem Namen läuft. Bahr spielt neben Bass den Chapman Stick, 6- und 12-saitige Gitarren, etwas Piano und Percussion. Mit seinen MitstreiterInnen serviert er uns ein durchaus interessantes und überraschendes Menue. Da gibt es die erwähnten Improv-Nummern, die vor allem mit den längeren Laufzeiten für meinen Geschmack auch tatsächlich ‚Längen‘ produzieren. Aber dafür versöhnt der Rest, die kurzen Versatzstücke überzeugen ebenso wie die Retro-Prog Nummern. Die überragen dann aber auch alles, vor allem Kicking The Wasp’s Nest, Shelter und Fall Grace ebenso wie das schöne akustische Lifeguard in The Rain machen dieses Album zu einer Empfehlung nicht nur für Fans des klassischen Prog.

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Trackliste
  1. Tabula Rasa 2:23
  2. New Design 5:47
  3. Plate (Improv) 7:52
  4. Shelter 3:59
  5. As Tympani Melt in the Greek Heat (Improv) 10:48
  6. Fall From Grace 4.51
  7. Belt & Braces 1:11
  8. Triangles, Circles & Squares (Improv) 2:13
  9. Oslo 1:10
  10. Kicking The Wasp's Nest 3:11
  11. Lifeguard In The Rain 3:31
  12. Tabula Rasa 2 2:40

Rezensent: MP