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Albumbesprechung Steely Dan - Pretzel Logic

Interpret: Steely Dan

Titel: Pretzel Logic

Erscheinungsjahr: 1974

Genre: Westcoast-Rock, Pop/Rock

Bewertung: 7 von 10  (7/10)

 

Rezension/Review

Pretzel Logic ist der Titel des dritten Studioalbums der Band Steely Dan. Das Album erschien im Jahr 1974.

Das Überraschungsprojekt Steely Dan hatte mit den Vorgängeralben Can't Buy A Thrill und Countdown To Ecstasy bereits zwei erfolgreiche Alben vorgelegt, nach Ansicht vieler Fachleute legten sie mit Pretzel Logic das Meisterwerk vor. Die Band war mit den Verkaufszahlen der ersten Alben nicht ganz zufrieden, die Masterminds Becker und Fagen befanden die Radiopräsenz von Steely Dan insgesamt als ungenügend.

Daher sollte Pretzel Logic mit kürzeren und radiotauglicheren Songs bestückt werden. Das Konzept ging auf. Mit Rikki Don't Lose That Number landeten Steely Dan einen ihrer größten Hits (Rang 4 der Billboard Hot 100), das Album erreichte Rang 8 der Billboard 200. Die Kritiker waren in der Regel begeistert und kürten Pretzel Logic schnell zu einem Meilenstein der Rockmusik.

Aufgenommen wurde das Album im Village Recorder in Los Angeles. Den Großteil des Materials spielten Walter Becker (Bass, Gitarre, Background Vocals) und Donald Fagen (Keyboards, Saxofon, Lead Vocals) selbst ein, sie ließen sich dabei vor allem von Jeff Skunk Baxter und Denny Dias (Gitarren) sowie Jim Hodder (Backing Vocals) begleiten. Die lange Liste an Studiomusikern war eigentlich nur für ein paar Overdubs zuständig (u. a. Timothy B. Schmit, David Paich, Chuck Rainey, Dean Parks, Ernie Watts und Jeff Porcaro). Musikalisch war die Marschrichtung also klar: kompaktere radiokompatible Songs, welche dennoch nicht im Mainstream untergehen sollten.

Die Songs

  • Das funktionierte mit dem größten Hit der Band, Rikki Don't Loose That Number, sehr gut. Ein typischer Steely Dan Song mit einem Mix aus lockerem Westcoast Pop, subtilen Latineinflüssen und Verneigungen vor Horace Silver's Song For My Father. Angeblich war die Rikki des Songs einen College Freundin von Donald Fagen, der Wahrheitsgehalt der Story wurde von ihm jedoch nie bestätigt.
  • Die typische Westcoast Rock-/Popnote gibt es beim folgenden Night By Night vor allem im Refrain, ansonsten überraschen Becker und Fagen mit einem Mix aus Funk und Soul.
  • Any Major Dude Will Tell You könnte man als eine Mischung aus Protestsong und Westcoast Popballade mit schönen jazzigen Harmonien bezeichnen.
  • Barrytown könnte mit dem satirischen Blick auf Standesunterschiede ein Tribut an Dylan sein, am Ende klingt es aber doch typisch nach Steely Dan.
  • East St. Louis Toodle-Oo ist die Coverversion des alten Duke Elllington/Bubber Miley Songs. Die Roots sind erkennbar, aber Fagen und Becker verkleiden verpassen dem Klassiker ihren relaxten Sound. Interessant Skunk Baxters Imitation der gedämpften Posaune/Trompete.
  • Parker's Band kann man als eine Hommage an Charlie Parker und dessen Musik sehen. Das Basisthema ist sehr reduziert, insgesamt etwas zu sparsam für meinen Geschmack.
  • Through with Buzz stellt in aller Kürze so etwas wie eine perfekte Popnummer (mit gewaltigem Streicherarrangement) dar.
  • Pretzel Logic wurde mit eher mäßigem Erfolg als Single ausgekoppelt. Vielleicht liegt es daran, dass der Mix aus Westcoast Pop, Blues und Jazz in dem Fall etwas zu leicht verdaulich ist.
  • With a Gun goes, jippie ei je, Country. Witzig, unterhaltsam und verzuckert mit perfekten Vokalharmonien im Stil von CSNY.
  • Charlie Freak ist ein weiteres Arrangement, welches scheinbar bewusst mit minimalem Aufwand aufgenommen wurde. Ein sparsames Boogie-Pianothema mit etwas Gesang ist dann vielleicht doch etwas sehr wenig.
  • Monkey in Your Soul überrascht abschließend mit einem Wirrwarr an Styles. Das hat viel vom 60s Beat, dazu gibt es Bluesiges, jazzige Harmonien und ätzende psychedelische Bass-Sounds. Witzig gemacht, aber auch etwas sperrig.

Fazit Pretzel Logic wird in der Regel als das Meisterwerk von Steely Dan gehandelt. Darüber kann man bekanntlich trefflich diskutieren. Da gibt es u. a. noch Konkurrenten wie Aja und die beiden (für meinen Geschmack) äußerst gelungenen Vorgängeralben. Der Unterschied zu den Vorgängern: hier gibt es Songs mit dem typischen Steely Dan Qualitätssiegel in kürzerer und kompakterer Form. Ob perfekter Pop oder weniger aufregenden Soft-Rock: kaum eine andere Band verpackte Anspruch so geschickt in gefälliges und gut verdauliches Mainstreamtaugliches Material. Das war eine der großen Stärken von Fagen und Becker, aus dem Grund kann man so ein Album auch zu den Meilensteinen der Rockmusik zählen.

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Trackliste
  1. Rikki Don't Lose That Number 4:30
  2. Night by Night 3:36
  3. Any Major Dude Will Tell You 3:05
  4. Barrytown 3:17
  5. East St. Louis Toodle-Oo (Duke Ellington, Bubber Miley) 2:45
  6. Parker's Band 2:36
  7. Through with Buzz 1:30
  8. Pretzel Logic 4:28
  9. With a Gun 2:15
  10. Charlie Freak 2:41
  11. Monkey in Your Soul 2:31

Alle Songs Becker/Fagen sofern nicht anders vermerkt

Rezensent: MP