Beachten Sie bitte vor Nutzung der Webseite die Datenschutzerklärung. Mit Nutzung der Webseite akzeptieren Sie diese.

Der Rock'n'Roll

Rock 'n' Roll (kurz für Rock and Roll) bezeichnet eine Musikrichtung, deren Ursprünge man klar auf die USA eingrenzen kann. Der Rock 'n' Roll selbst brachte auch eine Tanzform hervor, die praktisch direkt auf diesen Musikstil zugeschnitten war.

Die Ursprünge des Rock 'n' Roll als Musikrichtung und auch als Begriff sind bis heute nicht ganz geklärt. Der Begriff wurde in den USA schon vor Entstehung des Musikstils als Slangausdruck für Geschlechtsverkehr verwendet. Es kann zudem als gesichert betrachtet werden, dass der Begriff schon viele Jahre zuvor in der Musik benutzt wurde, zuerst mutmaßlich im Jahr 1934 beim Titel Rock And Roll der Boswell Sisters. Dann soll im Jahr 1952 der in den USA bekannte DJ Alan Freed diesen Begriff zum ersten mal in Zusammenhang mit dem dann folgenden Musikstil genutzt haben.

Klar ist auch, dass vor allem Freed den Begriff in den 1950ern nachhaltig bekannt gemacht hat. Und in der Zeit entstand dann die heute bekannte Form des Rock 'n' Roll. Freed förderte viele Künstler der ersten Stunde wie Chuck Berry, Bo Diddley, Gene Vincent und viele mehr.

Rock 'n' Roll war damals in erster Linie eine gewisse Form von Jugendkultur und vielleicht sogar eine Art Protestkultur Jugendlicher. Sie kämpften gegen die engen Moralvorstellungen der Erwachsenen. Über Literatur und Filme (hier z. B. James Dean Filme) wuchs diese Kultur. Die Jugendlichen hörten ursprünglich verschiedene Formen von Rhythm And Blues, die sich dann zu der neuen Form entwickelte. Beim Rock 'n' Roll handelt es sich letztlich also um eine Verschmelzung von Rhythm And Blues, Blues und Countrymusic.

Einer der ersten stilbildenden Interpreten war nach Meinung vieler Fachleute Bill Haley, der mit dem Titel Rock Around The Clock eine der Hymnen des Rock'n'Roll herausbrachte. Nachdem der Song im legendären Film Saat der Gewalt gespielt wurde, gab es kein Halten mehr. Schnell schoben andere Künstler Songs nach, häufig handelte es sich um Interpretationen von Rhythm and Blues Songs, welche ein etwas neues Gewand erhielten. Elvis Presley und Jerry Lee Lewis nahmen in den legendären Sun Studios in Memphis ihre ersten Scheiben auf und wurden schnell bekannt.

Da der Rock 'n' Roll aus verschiedenen Musikrichtungen heraus entstanden ist, gab es innerhalb des Rock 'n' Roll unterschiedliche Ausprägungen. Grob kann man sagen: die einen hatten mehr Rhythm And Blues oder Blues, die anderen vielleicht mehr von Country oder Hillbilly.

Eine der bekanntesten Formen des Rock 'n' Roll ist sicherlich der Rockabilly, den man typischerweise auf die Südstaaten eingrenzte. Er entstand dort um 1954 und stellte einen Mix aus R&B, Country und Hillbilly dar. Man bezeichnet Elvis Presley als einen der ersten Rockabilly Interpreten, vor allem seine erste Aufnahme That's Allright Mama ist stilistisch reiner Rockabilly. Sein Stil verlor jedoch in den folgenden Jahren mehr und mehr vom typischen Rockabilly. Im Rockabilly setzte man auf kleine Besetzungen, typischerweise Bass, E-Gitarre, Drums und Gesang, manchmal auch Klavier. Einer der Brennpunkte war Memphis und dort das legendäre Label Sun Records.

Bekannte Vertreter des Rockabilly: Elvis Presley (anfangs), Carl Perkins, Johnny Burnette Trio, Eddie Cochran, Gene Vincent, Roy Orbison (anfangs)

Im Norden der USA entstand schon um 1952 der so genannte Northern Band Style. Er entstand aus einem Bigbandsound heraus, der einfach in kleineren Besetzungen und vornehmlich im Boogiestyle gespielt wurde. Dieser Sound klingt ähnlich dem Rockabilly, kann aber z.B. durch häufigen Einsatz von Blechbläsern unterschieden werden.

Typische Vertreter: Bill Haley & The Comets, Freddy Bell & The Bellboys, Alan Dale, Jimmy Cavello & the Houserockers.

Schon sehr viel früher als die beiden wichtigen Styles entwickelte sich aus dem R& B in Chicago der Handjive. Hervorragender Interpret war hier Bo Diddley, weshalb man den Handjive auch oft als Bo-Diddley Stil bezeichnet. Der Handjive lag stilistisch sicherlich viel näher am Blues als Rockabilly und Northern Sound und war z. B. durch eine oft synkopiert ausgeführte Musik identifizierbar.

Typischer Vertreter: Bo Diddley, Johnny Otis

Einen ganz besonderen Stil spielte der legendäre Chuck Berry. Seine Musik, die ebenfalls viel aus Blues und Rhythm And Blues schöpfte, wurde um 1955 als Car-Sound bekannt. Mutmaßlich stammt der Sound daher, weil es bei Berry immer wieder um Autos und alles was dazu gehört geht.

Typischer Vertreter: Chuck Berry

Der Doo Wop entstammt ebenfalls dem Rhythm And Blues. Typischerweise legt man hier großen Wert auf Gesangsarrangements. Auch dieser Stil war schon vor 1950 bekannt. Ursprünglich wurde Doo Wop als A-Capella gepflegt, später jedoch auch mit Instrumenten angereichert. Fachleute unterschieden zwischen Black Doo Wop und White Doo Wop.

Typische Vertreter des Doo Wop: The Penguins, The Moonglows, Frankie Lymon & the Teenagers, The Platters, Dion

Auch stark aus dem Rhythm And Blues heraus kommt der New Orleans Sound, der vornehmlich von schwarzen Musikern gepflegt wurde. Der Stil shuffelt in seiner triolischen Form sehr stark und hat dadurch eine guten Groove bzw. Swing. Sehr typisch brachte das Fats Domino zu Gehör.

Typische Vertreter des New Orleans Sounds: Fats Domino, Little Richard, Huey "Piano" Smith, Smiley Lewis

Eine ganz spezielle instrumentale Form des Rock 'n' Roll entstand um 1957 im Westen der USA. Hierbei spielten vor allem Gitarren (stellenweise auch das Saxofon) eine wichtige Rolle, eine der zentralen Figuren war der Guitar Man Duane Eddy.

Typische Vertreter: Duane Eddy, The Ventures, The Shadows

Eine interessante Form ist die Surf Musik, die man ursprünglich gerne auf Kalifornien bezog. Diesen Stil gab es als Surf-Pop (z. B. Beach Boys) und die härtere Variante Surf-Rock (z.B. Dick Dale). Surf Musik stammt aus den 1950ern, erlebte aber ihr wohl größtes Revival erst in den 1960ern. Typischerweise nennt man hier Bands wie die Beach Boys. Aber die harte Variante, die man sehr stark dem Rock'n'Roll zuordnet, wurde vorbildlich zum Beispiel von Dick Dale gespielt. Dessen Musik erlebte zuletzt in den 2000ern eine überraschende Renaissance.

Typische Vertreter der Surf Musik: The Belairs, Dick Dale & The Deltones, Eddie & The Showmen, The Beach Boys, Jan & Dean, The Rip Chords

Eine sehr poppige und angepasste Form des Rock 'n' Roll wird als Teenage Rock'n'Roll oder Highschool Rock 'n' Roll bezeichnet. Der Stil war extrem gemäßigt und die Interpreten entsprachen am ehesten den Wünschen der Eltern. Sozusagen handelt es sich um eine Weichspülervariante des Rock 'n' Roll.

Typische Vertreter: Pat Boone, Paul Anka, Connie Francis, Frankie Avalon, Fabian,"Kookie"Ed Byrnes und wohl auch die deutschen Interpreten wie Peter Kraus und Ted Herold.

Eine äußerst bekannte, aber in seiner Kernzeit doch eher kurzlebige Variante des Rock 'n' Roll ist der Twist, dessen Gallionsfigur Chubby Cheker ist. Mit seinem Titel The Twist oder Let's Twist Again verkörpert er wie kaum ein anderer den Twist. Interessant ist auch die große Anzahl kleiner Twist Revivals, aufgrund derer Chubby Checker sich sehr lange mit seinem doch übersichtlichen Repertoire halten konnte.

Typische Vertreter des Twist: Hank Ballard, Chubby Checker

Der Rock'n'Roll nach seiner Blütezeit der 1950er

Der Rock 'n' Roll schien dann zum Anfang der 1960er aus der Mode zu kommen. Die Jugend wollte andere Stile, der Beat kam in Mode. Don Mclean brachte es in seinem Song American Pie so auf den Punkt, dass der Tag, an dem Buddy Holly starb gleichzeitig "the day the music died" war. Genau genommen der Tag an dem der Rock 'n' Roll starb.

Aber der Rock 'n' Roll gehört zu den Spielarten, die einen Grundstock für den modernen Rock und Pop bilden und daher letztlich nie verschwinden können. Ganz im Gegenteil, denn immer wieder kam es zu überraschenden Revivals. Um 1969 gelangte plötzlich der Song Shake, Rattle And Roll von Bill Haley in England in die Charts. Möglicherweise durch die Modbewegung gepusht, schaffte der Rock 'n' Roll ein erstes spektaktuläres Revival. Einer der Protagonisten war Shakin' Stevens, dem auch in den späten 1970ern einige überraschende Hits gelangen.

Weiter Vertreter dieses so genannten Teddy Boy Rock 'n' Roll: Crazy Cavan, Shakin' Stevens & The Sunsets, Freddie Fingers Lee, Matchbox, Flying Saucers, Teencats

In den 1980ern schaffte die Band Stray Cats ein erneutes Aufflammen des Rock 'n' Roll bzw. speziell des Rockabilly. Die Band schaffte in der Post-Punk Ära einige überraschende Erfolge und kreierte den so genannten Neo-Rockabilly. Der konnte sich seither beständig halten, auch wenn das große Interesse an der Musik insgesamt wieder etwas nachließ. Im Sog der Stray Cats konnte sich einige Acts wie Rockabilly Mafia, Dave Philips, Boptails, Boppin B' nach oben spielen. Eine etwas skurrile Erscheinung war das kurzlebige Projekt Dick Brave and the Backbeats des deutschen Sängers Sasha.