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Albumbesprechung Novalis - Flossenengel

Interpret: Novalis

Titel: Flossenengel

Erscheinungsjahr: 1979

Genre: Prog-Rock, Krautrock

Bewertung: 7 von 10  (7/10)

 

Rezension/Review

Flossenengel ist ein Novalis Album, welches erstmals im Jahr 1979 erschien. Ab 30. März 2012 gibt es via MIG Hannover eine Neuauflage dieses Albums.

Die Band versuchte sich damals in einem Konzeptalbum, das Thema sind Flossenengel, eine Umschreibung für Wale. Die Band beschreibt die Stationen des Wals Atlanto vom Fang über die Gefangenschaft und die Zweifel, welche am Fänger des Atlanto nagen. Das mündet darin, dass der Fänger dem Atlanto wieder die Freiheit schenkt. Eine schöne Geschichte, die relativ symbolisch, pathetisch und oftmals etwas schwer greifbar gehalten ist. Eingespielt wurde das Album in der Besetzung Detlef Job (Gitarre, Gesang), Heino Schünzel (Bass, Gesang), Fred Mühlböck (Leadgesang, Gitarre, Flöte), Lutz Rahn (Keyboards) und Hartwig Biereichel (Schlagzeug).

Drummer Biereichel meinte zum Album:

Dieses Album war unser kreativer Höhepunkt. Die verträumte, naive Phase war mit "Flossenengel" vorbei. Es ist ein Konzeptalbum - und jeder Song baut auf den vorhergehenden auf. Zudem waren es erstmals sehr kurze Stücke. Im Gegensatz zu unseren früheren Monsterstücken waren die Songs sehr komprimiert. Und was viele ebenso erfreut wie geärgert hat: Wir wurden mit diesem Album erstmals radiokompatibel. Die Nummern waren härter und auch rhythmisch durchstrukturierter.

Biereichel weiter:

1979 waren wir derart individuell, dass wir einen sehr hohen Wiedererkennungswert und ein sehr eigenes Profil hatten - allein durch unseren Sänger Fred Mühlböck, der einen sehr eigenwilligen Gesangsstil und eine sehr eigenwillige Form der Textinterpretation hatte. Ich glaube schon, dass Novalis damals eine Marke war. Unsere Platten wurden gekauft, weil man genau wusste, was einen erwartet.

Die Songs

  • Das Intro bzw. "Atlanto" führt stimmungsvoll in die Geschichte ein - mit Walgesängen und einem lyrischen Part, der mit schönen Synthie- und Gitarrenleads geführt wird. Das ist bester symphonischer Prog. Die Gesangsparts gehen in Ordnung, sind aber sicherlich Geschmackssache.
  • Der musikalische Übergang zum dramatischen Inhalt von "Im Brunnen der Erde" ist vorzüglich konzipiert, auch hier passt musikalisch alles recht gut, auch hier geht der Gesang noch so in Ordnung.
  • "Brennende Freiheit" ist ein weiterer Song, der gut ins Konzept passt und dessen textliche Botschaft mit dem vergleichsweise aggressiven Sound wiederum sehr gut untermalt ist.
  • "Im Netz" beschreibt ruhig und ambientmäßig die Thematik des Gefangenwerdens. Insgesamt bauen Novalis hier eine Nähe zu Pink Floyd Sounds aus Dark Side Tagen auf. Das ist nichts schlechtes, aus meiner Sicht bildet der Song sogar eines der Highlights des Albums.
  • Auch der Titeltrack "Flossenengel" passt mit seinen Harmonikasounds gut ins nautische Konzept. Ein lyrischer Song, der mit der Instrumentierung aber stark Richtung Chanson abdriftet.
  • "Walzer für einen verlorenen Traum" bildet eines jener feinen Highlights, welche Novalis immer wieder zu schaffen imstande waren. Ein toller Song, den man dem symphonischen Prog zuordnen könnte.
  • "Sklavenzoo" rockt dagegen vergleichsweise hart. Hier passt der harte Sound zwar gut ins Konzept, allerdings bildet harter Rock nicht das Genre, welches Novalis mit aller betreten sollten.
  • Leider hält die Band am Drift zu harten AOR Sounds fest und so fällt die Kurve mit dem Song "Alle Wollen Leben" weiter ab. Die Band stand bis dato selten näher am AOR, und das meine ich nicht in positiver Weise.
  • "Rückkehr" nimmt Druck heraus, passend zum Thema der Rückkehr des Atlanto. Novalis gestalten hier wieder einen schönen lyrischen Song mit musikalischen Zitaten aus Atlanto. Das passt vorzüglich ins Konzept.
  • "Ob Tier, ob Mensch, ob Baum" beendet das Album vergleichsweise rockig und stellt ein Art Fazit dar. Die Band rockt härter, was hier gut funktioniert. Schön gemacht ist außerdem die Wiederholung der Walgesänge, welche das Werk formschlüssig beenden.

Fazit Flossenengel ist ein typisches Novalis Album mit doppeltem Boden. Dabei zeigten sich Novalis musikalisch selten besser aufgelegt als hier. Das geht in der Regel gut auf und ist stellenweise sogar großes Kino - vor allem, wenn Novalis am symphonischen bis lyrischen Prog festhalten. Weniger gut funktionieren die härteren AOR Novalis, auch die Gesangsparts sind Geschmackssache, das ist bei Novalis aber nichts Neues. Wenn Biereichel den Gesang und die Textinterpretationen Mühlböcks als "eigenwillig" bezeichnet, würde ich ihm jederzeit beipflichten. Harte AOR Sounds und die Gesangsparts mit stellenweise holprigen Texten schmälern den Genuss des Albums etwas. Aber der Rest mit der guten Umsetzung des Flossenengel-Konzepts machen das mehr oder weniger wett. Daher würde ich Flossenengel auch zu den besten Novalis Alben zählen.

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Trackliste
  1. Atlanto (5:12)
  2. Im Brunnen der Erde (4:28)
  3. Brennende Freiheit (2:20)
  4. Im Netz (8:38)
  5. Flossenengel (3:26)
  6. Walzer für einen verlorenen Traum (3:27)
  7. Sklavenzoo (6:00)
  8. Alle wollen leben (4:45)
  9. Rückkehr (6:00)
  10. Ob Tier, ob Mensch, ob Baum (1:50)

Rezensent: MP.