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Albumbesprechung Tim McMillan - Angel

Interpret: Tim McMillan

Titel: Angel

Erscheinungsjahr: 2012

Genre: Acoustic-Guitar, Folk, Singer Songwriter

Bewertung: 8 von 10  (8/10)

 

Rezension/Review

Angel ist ein Album des Gitarristen Tim McMillan. Das Album soll über T3 Records am 27. April 2012 erscheinen.

Tim McMillan ist Australier, meines Wissens mittlerweile mit Wahlwohnsitz in Berlin. Der Gitarrist erregte mit You Tube Videos Aufsehen unter (Akustik-)Gitarristen. McMillan nutzt alle erdenklichen Techniken vom klassischen Folkpicking über Tapping bis hin zur Nutzung des Korpus als Rhythmusinstrument in der Form, welche man heute in der Regel als Modern Acoustic bezeichnet. In der Verbindung klingt das recht spektakulär. Dass er sich als Gitarrist einen guten Namen gemacht hat, zeigt u. a. der Endorsement Deal mit Cole Clark Guitars, einer zur Zeit recht angesagten Marke im Profibereich. Außerdem wurde er als Maton Young Guitarist of the Year ausgezeichnet und erhielt den C.C & Ben Harper Guitar Award.

Unterstützt wird McMillan auf Angel u. a. von Mitstreitern der Tim McMillan Band: Matt Crute an den Drums und Brad Lewis am Bass. Außerdem dabei sind Bassist Al Slavik und E-Gitarrist Manuel von Krosigk, Manuela Schedler (Flöte), Anna Gwinner (Violine) und Amy Ryan (Cello). Dazu gibt es noch eine Vokalsektion mit Shisha PM, Francesca Lago und Randy The Purple Puppet.

Mc Millan spannt den Bogen vom klassischen Folk mit mehrstimmigen Gesängen, wie man sie u. a. von Fairport Convention oder später von Bands wie Clannad kennt über akrobatische Akustikparts bis hin zu komplexer Musik, die Richtung Prog bis Chamber-Music reicht. McMillans außergewöhnliche Technik kommt nicht zu kurz. Aber die Technik dient in der Regel dem Song und nicht andersrum.

Die Songs

  • "Along" eröffnet das Album folkig. McMillan erzeugt schöne Stimmungen, die im Verlauf des Songs unaufdringlich von Flöte und Streichern ergänzt werden.
  • "Spiders" beginnt wieder folkig, die Gitarrenarbeit erinnert mich an Bert Jansch. Die Vokalparts wirken zuckersüß, tendieren Anfangs Richtung Camel und werden danach immer mehr Richtung klassischem englischen Folk-Rock verdichtet.
  • "X-2 (Intro)" ist die erste Instrumentalnummer, ein schönes Mehrfingertappingstück.
  • "Boblitz II" knüpft an die Stimmung von Spiders an, mich erinnert das an den klassischen englischen Folk Revival.
  • "Under The Milky Way" ist eine Interpretation des Hits der australischen Kollegen von The Church. Auch die Interpretation besitzt eine gewisse Nähe zum Folk-Rock, weist aber auch Steigerungen mit angenehm treibenden Drums auf.
  • "Yogi Glare" ist ein weiterer Song, auf dem McMillan gitarrentechnisch aus sich herausgeht. Die Gesangsparts sind angenehmer Zierrat, ansonsten baut McMillan eine relativ komplexe Stimmung auf.
  • "MH" ist ein verträumter instrumentaler Song in bester Acoustic-Guitar Tradition mit bemerkenswert schönen Harmonics-Spielereien.
  • "Denson's Bend" ist wieder komplex angelegt mit einer vertrackten Rhythmik. Auch hier könnte man gewisse progressive Tendenzen unterstellen, einige Motive erinnern an den Song Yogi Glare.
  • "X2" knüpft da an, wo dessen Intro endet. Ein schöner Song mit flüssigen Tappingsequenzen und wunderschönen Stimmungen.
  • "Wahrsager" ist wieder ein Song, der mit klassischem Folkpicking Richtung Folk-Revival tendiert, aber mit subtiler kammermusikalischer Untermalung auch eine progressive Tendenz aufweist.
  • "Andean Tetris Spill" knüpft an die Stimmung des Vorgängers an, der Song erhält aber einen gehörigen Drive und Motive, die durchaus nach Jazz Fusion klingen.
  • "John Farnham" dürfte eine Ode an seinen berühmten singenden Landsmann sein. Auch hier packt McMillan alles in den Song und präsentiert einen Mix aus eingängigen einfachen sowie komplexeren Motiven.
  • "UTMW (instrumental)" ist die instrumentale Version von Under The Milky Way. Hier präsentiert McMillan lyrische Akustikgitarrenkunst, die mich an Jacques Stotzem erinnert.
  • "Bolton" ist mit über Neun Minuten der Monstertrack des Albums, oder doch nicht? Nach ca. 1.40 wird's still und man startet in die geheimnisvolle Technologie des Hidden Tracks. Das heißt: abwarten und Tee trinken. In dem Fall setzt die Musik wieder bei ca. 6:46 ein. Hidden Tracks sind nicht so mein Ding, ich verstehe ihren Sinn bis heute nicht.

Fazit Tim McMillan legt ein schönes Album vor. Es geht weniger um den Beweis seiner Fingerfertigkeit. Die zeigt er durchaus, sie dient aber stets dem Song und verkommt so nie zum Selbstzweck. Das ist löblich. Da uns McMillan schöne Musik mit Bezug zum englischen Folk-Revival bis hin zu progressiven Mustern liefert, ist es nicht nur ein Album für Acoustic-Guitar Fans. Was McMillan und seine Mitmusiker machen und wie sie es machen, ist überzeugend und zeitgemäß. Es sollte aber auch retro Fans überzeugen können.

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Trackliste
  1. Along 2:47
  2. Spiders 2:44
  3. X-2 (Intro) 0:26
  4. Boblitz II 3.39
  5. Under The Milky Way 3:35
  6. Yogi Glare 2:53
  7. MH 1:53
  8. Denson's Bend 2:56
  9. X-2 1:58
  10. Wahrsager 2:58
  11. Andean Tetris Spill 1:23
  12. John Farnham 2:22
  13. UTMW (instrumental) 3:37
  14. Bolton 9:03

Rezensent: MP.