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Review Ligro - Dictionary 2

Interpret: Ligro

Titel: Dictionary 2

Erscheinungsjahr: 2012

Genre: Jazz-Rock, Jazz-Fusion

Bewertung: 8 von 10  (8/10)

 

Rezension/Review

Dictionary 2 ist der Titel eines Albums der indonesischen Band Ligro. Das Album wurde am 26.10.2012 über Moonjune Records veröffentlicht. Es ist das zweite Album der Band, aber das erste, welches weltweit veröffentlicht wird.

Das Trio Ligro besteht seit 2004 und kommt aus Indonesien. Aus diesem doch relativ großen Land bringen die Musiker unterschiedliche kulturelle Backgrounds mit. Die spielen jedoch für die Musik von Ligro nur eine untergeordnete Rolle. Ligro (rückwärts gelesen orgil, was auf Bahasa soviel wie crazy people heißt) haben sich dem westlichen Jazz-Fusion verschrieben. Im Zentrum des Geschehens steht Gitarrist Agam Hamzah. Da möchte man schnell Vergleiche zu Tohpati Ario Hutomo ziehen. Auch der stammt aus Indonesien und auch Tohpati bewegt sich gerne im Feld des klassischem Jazz-Fusion. Beide kann man als wichtige Namen der modernen Gitarristenszene nennen, beide trennen aber auch gitarristische Welten. Hamzah klingt "dreckiger" und spielt meines Erachtens gerne etwas over the top. Dagegen muss man Tohpatis Spiel fast schon als extrem kultiviert und sauber bezeichnen. Ebenso bringt Tohpati in seinen Arbeiten m. E. etwas mehr seiner indonesischen Roots in die Musik ein.

Aber Ligro besteht ja nicht nur aus Hamzah. Der kann sich auf eine wunderbar funktionierende Groovesektion verlassen – Drummer Gusti Hendi und Bassist Adi Darmawan. Die Drei haben das Material Live im Studio eingespielt, was bekanntlich auch nicht gerade die Regel darstellt.

Und so geht es gleich in bester Jam-Manier los, "Paradox" ist ein rockiger Song der cool groovt. Hamzah zeigt was er kann, spielt aber im persönlichen Grenzbereich. "Stravinsky" mit dem Bach Intro klingt wesentlich filigraner. Das Bass-Into überzeugt ebenso wie Hamzahs Version Strawinskys Five Piece Suite. "Future" pendelt zwischen Jazz-Blues und modernem Fusion. Interessant ist der Mix aus Steve Morse ähnlichen Läufen und dem Solopart, in dem sich Hamzah an Jeff Beck orientiert.

"Don Juan" ist ein weiterer Song, der ungeachtet eines Latinflairs an die Jazz-Fusion Jahre des Jeff Beck erinnern. "Bliker 3" geht mit Pianoparts und schönen metrischen Spielereien eher Richtung John McLaughlin/Mahavishnu. Schön entspannend wirkt dabei der Mittelteil mit den Soundmalereien Hamzahs. Hier nähert sich das Trio, vor allem wegen der Basslinie und den räumlichen Slideparts, den Pink Floyd Zeiten um Careful with That Axe Eugene.

"Etude Indienne" erinnert mich wieder an die rasanten Läufe McLaughlins, wobei Ramzah mit indisch anmutendem Tonmaterial manchmal am Limit spielt. Auch hier gibt es einen schönen Mix zwischen schnellen Pickingparts und ruhigen McLaughlin Voicings. "Miles Away" ist eine Art Hommage an den großen Miles Davis, die aber nur bedingt nach Davis klingt. Es ist der kürzeste Song des Albums, interessant wirken hier vor allem die lässig groovenden Bluesparts.

Zum Abschluss gibt es den längsten Albumtrack, "Transparansi". Der Jamtrack bringt alles das zusammen, was die Band zuvor ablieferte. Ein guter Abschluss, für meinen Geschmack aber ein paar Minuten zu lang.

Fazit Eine indonesische Band spielt Jazz-Fusion. Da würde man spontan immer eine Weltmusikkomponente erwarten. Im Fall von Ligro liegt man damit aber falsch. Sieht man von wenigen rhythmischen Anleihen Hendis auf Transparansi ab, liefern Ligro vor allem astreinen Jazz-Fusion westlicher Manier. Man kann etliche Vergleiche ziehen (McLaughlin, Jeff Beck…), aber in der Summe klingt Ligro nach Ligro - und Ligro klingt sehr gut.


Trackliste
  1. Paradox (7:11)
  2. Stravinsky (with Bach intro) (11:32)
  3. Future (7:17)
  4. Don Juan (6:13)
  5. Bliker 3 (10:15)
  6. Etude Indienne (12:51)
  7. Miles Away (4:15)
  8. Transparansi (13:16)

Rezensent: MP