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CD-Kritik knez rosén - ten handmade pieces

Interpret: knez rosén

Titel: ten handmade pieces

Erscheinungsjahr: 2011

Genre: Avantgarde, Kraut

Bewertung: 8 von 10  (8/10)

 

Rezension/Review

ten handmade pieces ist ein Album des schwedischen Duos Knez Rosén. Das Album wurde am 17. Mai 2011 bei Sugarbeat It veröffentlicht.

Knez Rosén, das sind Igor Knez und Hans Rosén. Knez spielt Gitarrenparts und Vibraphone ein. Rosén bedient schwerpunktmäßig den Rhythmussektor mit Bass und Percussions ein, spielt aber auch Gitarrenparts ein. Interessant sind seine Beiträge an der Slidegitarre. Beide Musiker steuern auch eine Art Gesang-/Sprechgesang bei und werden dabei auf zwei Tracks durch Nina Knez unterstützt.

Knez und Rosén bauen ihre zehn handgemachten Stücke meistens auf vergleichsweise minimalistischen Grundmustern mit repetitiven Gitarren-Loops und subtiler rhythmischer Unterstützung auf. Mit diversen Experimenten erzeugen sie eine interessante Melange aus klassischem Jazz/Jazz-Fusion, Weltmusik, Krautrock bzw. deutscher Elektronik und Folk.

Man könnte sagen, dass Knez und Rosén hier eine Art musikalisches Zwiegespräch führen. Sie nutzen dazu ihre Stimmen, Gitarren, Bass, Vibraphone und Percussions und bieten in der Regel sanft mäandernde Klanglandschaften, die zeitweise auf harte Gitarrensounds mit schönen Feedbackspielereien treffen.

Die Songs:

  • "Mass" ist ein erstes schönes Beispiel für Knez Rosén Musik. Ein Shaker bildet mit schönen Basslines eine Art Backbone, dazu gibt es leicht schräge Akustikgitarrenläufe und Feedbacksounds einer E-Gitarre.
  • "Birds" nutzt ein Basisriff aus vier Tönen, welches mit einem Delay auf li/re gesplittet und in einer Endlosschleife durchläuft. Dazu gibt es schöne Akustikgitarrensounds, Slidegitarrenparts, leise Harmonics plus Vogelgezwitscher. Trotz aller Minimalität unterhält der Song gut und erinnert vom Aufbau an experimentellen Krautrock der frühen 1970er.
  • "A light in every window" ist ein Solostück von Hans Rosen. Rosen legte einen Sprechgesang über eine schöne Akustikgitarrenmelodie. Mit dem Plätschern eines Baches erinnert mich der Song an Roger Waters' Akustikbeitrag auf Ummagumma (Grantchester Meadows).
  • "Slow Train" wird durch jaulende übersteuerte Gitarrensounds eröffnet. Mit der leichten rhythmischen Untermalung, dem bewegten Basslauf und den jazzigen Gitarrenchords tendiert der Song Richtung Jazz Fusion bis Avantgarde.
  • "July Rain" besteht wieder aus einige schönen Gitarrenloops mit Slide- und WahWah-Parts. Durch die permanenten Wiederholungen fühle ich mich auch hier an Krautrockzeiten erinnert.
  • "On The River" wird getragen von einer schönen Pickinggitarre mit leichtem Leslie-Feeling. Dazu gibt es subtile Vibraphonparts und eine schöne, sehr einfache rhythmische. Auch hier regiert der Minimalismus und verströmt ein gewisses Krautfeeling.
  • "Early one morning" baut anfangs eine 'This Is The end' Stimmung auf. Der Gesang von Nina Knez verbreitet Weltmusikflair, Hans Rosens' eher eine Art Americana-Roots Rock.
  • "Blue In Green" wirkt, so oder so, sehr freundlich. Nach einem Lachen präsentiert Knez ein schönes Akustikstück im Bossa-Stil.
  • "Tunnels" ist der längste Song des Albums. Der Song wirkt mit einer ungemein traurigen Note und den Atmo-Sounds fast etwas bedrückend. Auch die Slidegitarre beschreibt klagende Linien, ein Paris Texas Feeling kommt auf - und plötzlich reißt dich ein kurzer Akustikgitarreneinwurf komplett aus der Lethargie. Auch hier - Minimalismus, aber at it's best. Wenn man sich über die gesamte Länge auf den Song einlassen kann, wirkt das ungemein beeindruckend.
  • "In the bakery cellar" beginnt mit indianischen Rhythmen, die mit dem schamanischen Gebrummel gut zu einem Ritual gepasst hätten. Hier halten sich beide Musiker vornehmlich an Akustikgitarren. Bevor Langeweile aufkommt, wird das Spiel intensiver und dichter, dazu mündet der Akustikpart in einen Gesangsteil. Der erfährt eine Bassbegleitung und leitet in einen relativ avantgardistischen Part mit schrägen E-Gitarrensounds um später wieder in ruhiges Fahrwasser zu führen.

Fazit Knez und Rosén liefern mit diesen 10 handgemachten Stücken alles andere als massenkompatiblen Stoff ab. Beide ergehen sich vornehmlich in minimalistischen Strukturen, die letztlich mit Sounds und Stimmen ergänzt werden. Mit den repetitiven Mustern erinnert das oft an den klassischen Krautrock und besitzt avantgardistische Momente. Damit bewegen sich Knez und Rosén auf einem musikalischen Grat zwischen Kunst und Kitsch. Dem einen kann es Gefallen, der andere kann überhaupt nichts mit so etwas anfangen. Im Fall von Knez Rosen würde ich mich für die Kunstvariante entscheiden. Beiden gelingt es, allem Minimalismus zum Trotz, mit den Songs durchzudringen und zu unterhalten. Man muss sich auf die Performance einlassen können - dann wird man mit beeindruckenden Klanglandschaften bzw. musikalischen Bildbeschreibungen eines gut harmonierenden Duos belohnt.

 


Trackliste
  1. Mass 2:46
  2. Birds 8:15
  3. A light in every window 3:20
  4. Slow train 2:15
  5. July rain 6:13
  6. On the river 6:02
  7. Early one morning 7:51
  8. Blue in green 1:54
  9. Tunnels 10:05
  10. In the bakery cellar 9:12

Rezensent: MP