Beachten Sie bitte vor Nutzung der Webseite die Datenschutzerklärung. Mit Nutzung der Webseite akzeptieren Sie diese.

CD-Kritik: Jethro Tull - Warchild

Interpret: Jethro Tull

Titel: Warchild (auch War Child)

Erscheinungsjahr: 1974

Genre: Prog-Rock, Folk-Rock

Bewertung: 8 von 10  (8/10)

 

Rezension/Review

War Child war das siebte Studioalbum von Jethro Tull. Es erschien im Jahr 1974, nachdem die Band mit A Passion Play vor den Kritikern in Ungnade fiel. Anderson wollte sich bekanntlich zurückziehen, weil er mit den stellenweise vernichtenden Kritiken nicht zurecht kam. Überraschenderweise legte er dann doch recht schnell dieses Album nach. Es unterschied sich relativ stark von seinen Vorgängern, vor allem weil Anderson jetzt wieder auf vergleichsweise kurze Songs baute.

Ursprünglich war War Child wohl als ein Soundtrack geplant, wurde dann aber doch zu einer normalen Studioscheibe. Das Album war ganz erfolgreich und kam in den USA bis auf Platz 2 der Charts. Auch die Kritiker beurteilten das Album wohlwollend, vor allem wenn man die vernichtenden Kritiken zu A Passion Play berücksichtigt.

Die Songs

"War Child" beginnt mit einer Einspielung von Kriegsgeräuschen, danach geht es mit Piano und Saxofon relativ sanft weiter. Der Song wird im weiteren Verlauf mit einem schön vertrackten Rhythmus rockiger. Der nächste Song, "Queen And Country", klingt erstaunlich. Durch den Einsatz des Akkordeons bekommt der Song manchmal einen Shanty Charakter. Aber es handelt sich letztlich um einen schönen Rocksong mit tollen Ideen. "Ladies" entwickelt sich, nach anfänglichem Menschengemurmel, zu einem schönen akustischen Song. Die Weihnachtsglocken und die Orchestrierung klingen gut, zum Schluss wird es rockiger. "Back-Door Angels" ist ein Song mit vielen verschiedenen Ideen und vertrackten Rhythmen, was vor allem Prog-Rock Freunde erfreuen dürfte. "Sealion" geht auch wieder schön progrockig ab. Darüber gelingt es Anderson, eine recht eingängige Gesangsmelodie zu präsentieren. "Skating Away on the Thin Ice of the New Day" war einer von drei Songs, die aus der Sessionphase nach Thick As A Brick stammten. Der Song beginnt mit Musique Concrete Elementen, da wird jemand bei der Teezubereitung belauscht. Danach wird es mit vorzüglich klingenden Akustikgitarren schön folkig. "Bungle in the Jungle" war ein weiterer der drei Songs, die gleich nach Thick As A Brick komponiert wurden. Der Song wurde als Single ausgekoppelt und war relativ erfolgreich. Es ist einer der rockigsten und eingängigsten Songs des Albums. "Only Solitaire" war ebenfalls ein Song, der aus der Sessionphase nach Thick As A Brick stammte. Er kam erst auf dieses Album. Der Song ist ein gelungenes Beispiel für folkige Anderson-Songs.

"The Third Hoorah" beginnt mit Marching Drums, danach wird es folkig bis progrockig. Anderson bringt eine Variation des Warchild Themas und der Song steigert sich danach in gut gemachte Orchesterparts und endet mit einer Art Dudelsack Outro. "Two Fingers" ist ein neues Arrangement des alten Titels "Lick Your Fingers Clean" (von der Aqualung Session). Der Song ist schön gemacht, sehr rhythmisch, rockig und mit vielen außergewöhnlichen Ideen. "Warchild Waltz" ist eine Klassik Variation des Warchild Themas. Hut ab vor Anderson und seinen Ideen. Das klingt vorzüglich, erinnert an viele Klassiker wie den Walzerkönig Strauß. "Quartet" ist eine wilde Mischung aus Jazz, Prog und Klassik und kann wieder als musikalisches Bonmot bezeichnet werden. "Paradise Steakhouse" ist ein gemächlicher und grooviger Rocksong, wieder angereichert mit schönen proggigen Parts. "Sealion 2" nimmt das Thema von Sealion noch einmal auf. Der progressive Song ist vollgepackt mit tollen Ideen. Das klingt manchmal schräg und unruhig, aber immer gut. "Rainbow Blues" ist ein Blues a la Jethro tull, also weit entfernt vom schnöden Blues. "Glory Row" ist wieder ein schöner Song mit viel Akustikgitarren und tollen Einfällen zwischen Prog und Rock. "Saturation" rockt schwer und hart. Von der Grundkonzeption einer der härtesten Songs des Albums. Die Band garniert das ganze mit vielen progrockigen Ideen.

Fazit Egal was Kritiker damals über Jethro Tull berichteten: die Phase ab Thick As A Brick bis Songs From The Wood brachte uns einige der besten Alben der Band. Dabei zähle ich War Child zu den besten dieser Phase. Wo Thick As A Brick durch den Suitencharakter für viele vielleicht etwas schwer verdaulich war, macht War Child mit kürzeren Songs weiter. Wieder gelingt Anderson eine grandiose Mischung aus Rock, Folk und Klassik sowie Prisen Jazz. Der Singlehit Bungle In The Jungle ist einer der eingängigsten und bekanntesten Songs des Albums, aber nicht der beste Titel des Albums. Und sogar das Bonusmaterial überzeugt in diesem Fall. Normalerweise rechnet man mit billigen Dreingaben. Hier ergänzen sie das Originalmaterial vorbildlich. War Child war mit Sicherheit das beste Argument, welches Anderson den Kritikern nach dem Verriss von A Passion Play um die Ohren hauen konnte.

Anzeige
Album bei Amazon *Bitte beachten Sie: als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen. Aus diesem Grund wird ein Tracking Cookie gesetzt, wenn Sie auf den Amazon-Link klicken

Trackliste
  1. War Child 4:35
  2. Queen And Country 3:00
  3. Ladies 3:17
  4. Back-Door Angels 5:30
  5. Sealion 3:37
  6. Skating Away on the Thin Ice of the New Day 4:09
  7. Bungle in the Jungle 3:35
  8. Only Solitaire 1:28
  9. The Third Hoorah 4:49
  10. Two Fingers 5:11

Bonus tracks

  • Warchild Waltz 4:21
  • Quartet 2:44
  • Paradise Steakhouse 4:03
  • Sealion 2 3:20
  • Rainbow Blues 3:40
  • Glory Row 3:35
  • Saturation 4:21

Rezensent: MP