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Albumbesprechung Genesis - Nursery Cryme

Interpret: Genesis

Titel: Nursery Cryme

Erscheinungsjahr: 1972

Genre: Prog Rock

Bewertung: 7 von 10  (7/10)

 

Rezension/Review

Nursery Cryme ist das dritte Studioalbum der Band Genesis. Mit diesem Album aus dem Jahr 1972 hatte die Band sozusagen zu ihrem klassischen Prog-Sound gefunden. Kommerziell war es das bis dahin erfolgreichste Album. Im UK schafften es Genesis zum ersten Mal in die Top 40. In Italien fand die Musik von Genesis enormen Anklang und Nursery Cryme erreichte überraschend Rang 4 der Charts.

Auch wenn die Kritiker nicht immer gut mit dem Album zurechtkamen, so musste man Genesis eine deutliche Weiterentwicklung zugestehen. Das Album klang, im Vergleich zu den Folgealben, zwar noch etwas ungeschliffen. Aber die Band konnte sich musikalisch variabler darstellen. Von einigen Betachtern wird das vor allem auf das neue Bandgefüge mit neuem Drummer und Gitarristen zurückgeführt. Gerade Gitarrist Hackett brachte sich und sein Gitarrespiel wesentlich vordergründiger ein, als es Phillips vermochte (oder wollte?). Aber auch der Rest der Band hatte sich weiterentwickelt, was dem Album natürlich zugute kam. Dies gilt auch für die ungewöhnlichen Geschichten, welche die Band in ihren Songs erzählt.

Gleich mit "The Musical Box" legt die Band einen Klassiker vor. Die Geschichte klingt sehr ungewöhnlich. Es geht um ein Mädchen, welches den Kopf des kleinen Harold beim Spiel mit einem Krocketschläger in einen Musikbox schlägt. Später entspringt dieser Spieldose/Musikbox der gealterte Harold, welcher in der Zeit eine Liebe zu dem Mädchen entwickelte. Als der gealterte Harold der Box entspringt, zerstört das Mädchen sowohl Box als auch Harold in einem instinktiven Impuls. Inhaltlich geht es um mehr. Die Band geht zurück ins Viktorianische Zeitalter mit damals brisanten Themen wie Sexualität, Tod und Wiedergeburt. Interessanterweise basiert der Song auf einer Idee des ausgeschiedenen Anthony Phillips. The Musical Box ist sicherlich einer der typischsten Songs der frühen Genesis und bietet alle Elemente des damaligen Bandsounds.

"For Absent Friends" knüpft in stärkerem Maß an alte Folkidiome an. Der Song ist kurz und eingängig gehalten. Gesungen wird der Song vom neuen Drummer Phil Collins.

Auch der nächste Song "The Return of the Giant Hogweed" wuchert, im wahrsten Sinn des Wortes, mit unglaublichen textlichen Ideen. Gabriel ließ seiner Phantasie freien Lauf und erzählt die Geschichte eines gigantischen Unkrauts, das alles verschlingt. Basis dazu war ein realer Bericht in der Zeitung, nachdem sich in England ein Unkraut ausbreitete und bald große Flächen des Landes überzog. Gabriel verlegte den Ursprung wieder in das viktorianische Zeitalter. Auch dieser Song gehört zu den wichtigen klassischen Genesis Prog-Songs. Auf dem Song zeigte Hackett zum ersten Mal seine Tapping Technik und er dürfte damit einer der ersten Gitarristen gewesen sein, der diese Technik offiziell auf einem Album vorstellte.

"Seven Stones" ist ein ruhiger Song mit leichtem Rocktouch und einer etwas traurigen Note. "Harold The Barrel" ist bewusst eingängig gehalten. Das klingt fast schon witzig und transportiert die skurille Story ganz gut, welches sich an die Blödler der Serie Carry On anlehnt. "Harlequin" ist ein weiterer recht eingängiger Song. Irgendwie wirkt das mit seiner Nähe zum Westcoast Folk von Crosby Stills Nash & Young fast wie ein Kinderlied. "The Fountain Of Salmacis" ist ein langer und teilweise komplexer Song mit aufwändiger Story über einen Hermaphroditen und dessen Begegnung mit der Nymphe Salmacis. Steve Hackett durfte hier Akzente setzen, der Gesang geht insgesamt etwas unter.

Fazit Nursery Cryme gehört zu den eher eingängigen Werken des klassischen Prog. Genesis bieten hier einen ausgewogenen Mix aus komplexem Material und eingängigen Songs. Damit hatte die Band schon in etwa ihren Sound für die nächsten Jahre definiert. Wer sich für den klassischen Prog von Genesis interessiert, der findet hier sicherlich einen guten Einstieg.

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Trackliste
  1. The Musical Box 10:24
  2. For Absent Friends 1:44
  3. The Return of the Giant Hogweed 8:09
  4. Seven Stones 5:08
  5. Harold the Barrel 2:59
  6. Harlequin 2:53
  7. The Fountain of Salmacis 7:54

Rezensent: MP