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Amos Key First Key

Albumbesprechung Amos Key - First Key

Interpret: Amos Key

Titel: First Key

Erscheinungsjahr: 1973

Genre: Prog-Rock, Klassik-Rock

Bewertung: 8 von 10  (8/10)

 

Rezension/Review

First Key ist der Titel des Debütalbums der Band Amos Key. Das Album erschien im Jahr 1973 und wurde eingespielt in der Besetzung Thomas Molin (aka Thomas Müller, Keyboards, Vocals), Andreas Gross (Bass, Gitarre, Vocals) und Lutz Ludwig (Drums).

Die Band stammte aus Emmering in Bayern und hatte sich, mehr oder weniger, dem so genannten Klassikrock verschrieben. Zumindest kann man sagen, dass die Band viele Motive aus der klassischen Musik aufgriff und diesm mit Rockmusik verband. Das Album wurde auch den Klassikern Bach, Beethoven und Schumann gewidmet. Da die Band im Trio, praktisch ohne Gitarre, antrat, fielen natürlich immer wieder Vergleiche etwa zu ELP, Ekseption der The Nice.

Die Band selbst beschrieb ihren ersten Versuch sehr speziell und schickte dazu folgende Selbstbeschreibung an den Sounds:

"Eine wahre Fundgrube von Klassik-Verstümmelungen, blutarmen Jazz-Fragmenten und zahnlosen Rock-Klischees. Für Improvisationen fehlt es an musikalischer Substanz, also konzipiert man. Aber einfältig, sehr einfältig. Ein Anliegen, einen ideologischen Background gibt es nicht. Null Progressivität."
Dem potenziellen Käufer empfiehlt das Info für eine "rechtzeitige Beschaffung gut dimensionierter Ohrenschützer" zu sorgen. Eine provokant-spaßige Bewerbung, die zur Gegenrede einlädt. Also: Einspruch Amos Key! PLAY IT LOUD!

Aufgrund der Selbstbeschreibung der Band an den Sounds könnte man meinen, sie hätten es damals vielleicht nicht allzu ernst gemeint. Wenn man eine Beschreibung des Bassisten aus jener Zeit liest, ist das allerdings nicht die ganze Wahrheit. Keyboarder Molin wollte es damals wissen, auch Ludwig war durchaus semiprofessionell eingestellt, nur Gross selbst war als Schüler und vergleichsweise unerfahrener Musiker noch nicht festgelegt. Ich denke mal, dass die Band schon hart an ihrer Musik arbeitete, dabei aber eben das lockere Jammen nicht vergaß. Und genau das erhält man als Hörer: anspruchsvolle und durchaus komplexe Musik, alles mit einer gewissen Struktur aber auch einem lockeren Jamcharakter. Im Gegensatz zu anderen Bands des Genres setzten Amos Key auf kurze Songs, das Material an sich war m. E. sehr gut eingespielt, die Produktion klang vergleichsweise fett.

Musikalisch war der Kurs ja schon grob genannt. "Shoebread" zeigt gleich zu Beginn die gute Bandbreite der Band, erinnert an Triumvirat, wirkt im Gesangsteil sehr eingängig, überzeugt mit proggigen Interludes ebenso wie in leicht psychedelischen 60s Motiven. Erstaunlich was die Band da auf knapp über 4 Minuten zusammenbringt. "Ensterknickstimmstamm" klingt wie ein Mix aus Ekseption und ELP, etwas mehr nach ELP bzw. genauer nach Emerson hört sich das auf dem fulminanten "Knecht Ruprecht" an.

Richtung Rock werden die Zügel angezogen mit "Sometimes" (mit einiger Jon Lord Vibe) und "Got The Feelin". Wo Letzterer Song mit Zuglauten eingeläutet und ausgeblendet wird, springt die Band mit Babylauten wieder auf den klassisch-proggigen "Escape" Zug.

"Important Matter" hat anfangs einen gewissen Bach-Hau, auch hier findet die Band aber in einen orgellastigen abwechslungsreichen Prog-/Jam-Rock. Mit den abschließenden "Dragon's Walk" und "First Key" hält die Band diesen musikalischen Kurs.

Fazit Man muss als Krautrockfan nicht alles gut finden, was in den 70ern in Deutschland so produziert wurde. Manchmal ist der Hype sicherlich etwas übertrieben. Auf der anderen Seite gibt es eben Alben, die einen persönlich mitreißen. First Key von Amos Key ist für mich so ein Werk. Egal welche Vergleiche man nun ziehen will, mich begeistert das Album. Das ist unterhaltsam, nicht zu kopflastig aber auch nicht zu banal. Die Produktion klingt angenehm fett und die Beiträge der Musiker überzeugen. Keyboarder Molin prägt das Geschehen eindeutig, aber weder Andreas Gross noch Lutz Ludwig stehen ihm nach. Ludwig drummt vorzüglich und Andreas Gross erstaunt, zumal er sich im direkten Vergleich zu Molin und Ludwig als den "unfertigsten" Musiker sah. Vielleicht lag es gerade daran, denn sein Spiel ist einfach erfrischend und angenehm prägnant. Schade, dass er den Bass an den Nagel gehängt hat. Schade auch, dass man von der Band nichts mehr hörte. Andererseits könnte das auch gut so sein, stelle ich mir doch die Frage, was man so einem Einstand noch hätte hinzufügen wollen oder können…


Trackliste
  1. Shoebread 4:13
  2. Ensterknickstimmstamm 3:35
  3. Knecht Ruprecht 2:30
  4. Sometimes... 4:25
  5. Got the Feelin 3:11
  6. Escape 4:20
  7. Important Matter 6:00
  8. Dragon`s Walk 4:27
  9. First Key 4:00

Rezensent: MP